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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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sie seit vier Jahren gesehen hatte.
    »Mama.« David stand auf Sabas Schoß und deutete aus dem Fenster. Saba drückte ihn wieder herunter.
    »Sitz mal eine Weile still. Du hast die Manieren eines weißen Anarchisten.«
    Paula lachte.
    Vor ihnen öffnete sich ein riesiges, dunkles Loch in der Silberhaut des Planeten. Rote Lampen umrahmten es wie ein Kranz. Die Innenbeleuchtung des Busses wurde eingeschaltet. Paula beschattete die Augen mit der linken Hand und blickte aus dem Fenster. Das Loch war die Öffnung des Zufahrtstunnels, eines Schachts, der entlang der Achse des Planeten verlief. An der tunnelartig gerundeten Wand flackerte ein roter Pfeil. Obwohl es jetzt nichts mehr zu sehen gab, preßte sie die Stirn gegen das Plastik des Fensters. Der Bus verlangsamte seinen Flug, bog in einen Seitentunnel ab und dockte ein.
    »Bitte, bleiben Sie sitzen, bis das Fahrzeug verankert ist«, sagte eine Stimme.
    Paula nahm David bei der Hand. Die Männer der Crew drängten nach. Der Fahrer öffnete den Einstieg. Ein Zieharmonika-Tunnel hatte sich an den Einstieg geschoben, und durch ihn verließen sie den Bus. Am anderen Ende des Tunnels gelangten sie in einen hell erleuchteten Raum.
    Saba schloß geblendet die Augen. David drückte sein Gesicht gegen Paulas Körper. Die anderen Männer standen um sie herum.
    »Himmel, das ist ja hier so heiß wie in einer Brennkammer!«
    Eine Gruppe von Leuten trat auf sie zu, kleine, hellhäutige Menschen. Sie lächelten zuvorkommend und stellten sich Saba vor: ein Empfangskomitee des Politbüros von Crosbys Planeten.
    Hände wurden geschüttelt. Tanoujin trat neben seinen Lyo, und es entwickelte sich ein unverbindlich-höfliches Gespräch in der lingua franca. Sie befanden sich in einem kleinen Empfangsraum neben dem riesigen Terminal. Vor der Glastür sammelte sich eine Menschenmenge, die neugierig die Stythen anstarrte.
    »Was sind denn das für welche? Sind die echt?«
    »Der muß mindestens acht Fuß groß sein.«
    David klammerte sich an sie, seine Arme um ihre Oberschenkel geschlungen. Sie blinzelte. Es war ungewohnt warm hier, und sie knöpfte ihre Jacke auf. Die Menschen, die sich vor der Glastür drängten, waren weiß, hellbraun und dunkelbraun, und alle so klein wie sie. Von ihr nahm keiner Notiz. Sie hatten nur Augen für die baumlangen, schwarzhäutigen Stythen.
    »Mendoza«, sagte Sril.
    Er führte sie zu den anderen. Kany murmelte: »Komm, mein Kleiner«, und nahm David auf den Arm. Eine Gruppe von Polizisten drängte die Menschen zurück, damit sie die Tür passieren konnten und eskortierte sie aus dem Terminal. Sie fuhren mit einer Rolltreppe in ein tieferliegendes Stockwerk.
    »Sie müssen Paula Mendoza sein.«
    Ein Mann trat auf sie zu und grinste sie an, Sril drängte ihn sofort ab, und bevor sie ein Wort zu ihm sagen konnte, war er verschwunden. Sie blickte den kleinen Richtschützen unwillig an.

    »Ich tue nur, was man mir befohlen hat«, verteidigte er sich beleidigt. »Sie haben kein Recht, mich anzustarren.«
    Paula biß die Zähne zusammen. Weit voraus hörte sie eine autoritär klingende Stimme, die Saba erklärte, wie dieser Planet erbaut worden war. Hinter den Menschen, von denen sie umringt waren, sah sie hell erleuchtete Schaufenster. Die Luft roch nach Wintergrün.
    Sie kamen zu einem Rollsteig, und die Polizisten machten ihnen den Weg frei. Menschen drängten sich auf dem schnellen Band des Rollsteigs. Zusammen mit den Stythen trat Paula auf das äu-
    ßere, langsam laufende Band. Der Rollsteig verlief oberhalb einer breiten Straße, auf der dichter Verkehr brandete. Paula blickte zur Decke des Straßentunnels hinauf. Sie war strahlend weiß und dicht mit Lampen, Belüftungskiappen und Lautsprecheröffnungen besetzt. Tanoujin stand hinter ihr. Er stieß sie auf das schnelle Band in der Mitte des Rollsteigs. Im gleichen Augenblick stieg auch Saba, der vor ihr stand, auf das schnelle Band um, und sie trat neben ihn. Tanoujin war wieder hinter ihr. David schlief fest in den Armen seines Vaters.
    Der Mann, der sie empfangen hatte, machte eine leichte Verbeugung vor ihr. »Willkommen auf Crosbys Planeten, Frau Mendoza«, sagte er.
    »Wie haben Sie mich genannt?« fragte Paula.
    »Meine Frau ist Anarchistin«, sagte Saba und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Nur Dornen und keine Rose.«
    Der Mann lachte, als ob Saba einen besonders gelungenen Witz gemacht hätte. Es war ein unpersönliches, mechanisches Lachen.
    Paula sah den Mann genauer an. Es war kein

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