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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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halten. Seine Augen sahen seltsam fremd aus. Ein fahler Schimmer glühte in den dunklen Pupillen. Sein Gesicht war eine starre Maske. Paula warf einen raschen Blick auf den Mann, der auf dem Bett lag. Er schien zu schlafen - gestorben zu sein. Sie biß sich auf die Nägel.
    »Wir beide haben etwas zu besprechen«, sagte Saba mit einer Stime, die viel tiefer klang als sonst. Es war Sabas Gesicht. Aber es war nicht Saba!

    Sie preßte ihren Rücken gegen die kühle Wand. Er stellte sich zwischen sie und die Tür.
    »Tanoujin! Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Langsam trat er auf sie zu, beugte sich über sie, und sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht. Er packte sie beim Handgelenk. Die harte Berührung ließ sie aufstöhnen. »Sie haben uns an die Marsianer verraten!«
    Sie konnte nicht sprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt vor Entsetzen. Tanoujins Züge waren in Sabas Gesicht. Mit einem brutalen Ruck riß er ihren Arm herunter. Sie schrie auf, und Blut quoll aus ihrem Mund. Sie hatte sich in die Zunge gebissen.
    »Ich sollte Ihnen Ihr verdammtes Hexen-Herz aus dem Leib reißen.«
    Der Schmerz und die Drohung gaben ihr etwas von ihrem normalen Wirklichkeitsgefühl zurück. Sie beugte sich zur Seite, um sich dem unerträglichen Druck zu entziehen. »Wenn ich Ihnen schaden wollte, hätte ich das schon längst tun können.«
    »Sie können mir nicht schaden.«
    »Wenn Ihre Fähigkeiten den falschen Leuten zu Ohren kämen, würde man Sie zwangsweise auf den Mittleren Planeten behalten. Glauben Sie nicht auch?«
    Sein Griff lockerte sich ein wenig, und sie bog den Arm ein wenig höher.
    »Sie bringen mich noch dazu, Sie zu töten.«
    »Das werden Sie nicht tun.«
    Er starrte sie an. Mit Sabas Augen und Tanoujins Blick. Sie wandte den Kopf ab und spuckte Blut auf den Boden. Ein pochender Schmerz war in ihrer zerbissenen Zunge. »Sie haben es zweimal probiert, aber ich habe nicht versucht, mich an Ihnen zu rächen. Stimmt das nicht?«
    »Das ist ein typisches Weiber-Argument: Tu mir nichts, ich bin doch harmlos.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Er blickte sie an. Seine Augen zwinkerten ein paarmal, und dann sagte er mit einer anderen Stimme, mit Sabas Stimme: »Laß sie in Ruhe.« Es war Saba.
    Eine Gänsehaut überlief sie, als er sich von ihr abwandte und auf das Bett zuging, mit schwankenden Schritten und gebeugt, als ob sein Körper zu klein für ihn wäre. Sie spuckte wieder Blut aus und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Er ging ein paarmal auf und ab. Jetzt waren auch Gang und Körperhaltung wieder die Sabas. Der leere Körper auf dem Bett sah aus wie eine Leiche. Sie versuchte, alle Eindrücke in ihrem Gedächtnis festzuhalten: Der bewohnte Körper stand jetzt am Fenster, und sie hörte Sabas und Tanoujins Stimmen in leisem Gespräch aus seinem Mund kommen.
    Saba setzte sich auf den Bettrand, beugte sich über Tanoujin und preßte die Lippen auf seinen Mund. Tanoujins langfingerige Hand bewegte sich, wurde auf das Bett zurückgezogen. Ein paar Sekunden lang blieb Saba über ihn gebeugt sitzen, die Hände wie beschützend zu beiden Seiten seines Kopfes auf das Bett gestützt.
    Sie sprachen leise miteinander. Sie konnte keins ihrer Worte verstehen. Saba stand auf und wandte sich ihr zu. Paula atmete erleichtert auf.
    »Wir werden zu Crosbys Planeten fliegen, wir drei. Gib dem Komitee Bescheid.«
    »Wir brauchen das Komitee nicht«, sagte sie.
      
      

YBIX
Logbücher M 15, 432-L 15, 434
    Sie flogen zu Crosbys Planeten. Ein Gefühl, das sie nicht näher analysieren konnte, veranlaßte sie, darauf zu bestehen, daß David mitgenommen wurde. Ihm gefiel es auf der Ybix. Er genoß den Flug und den freien Fall. Er kroch überall herum und war allen im Weg. Einmal gelang es ihm sogar, auf die Brücke zu gelangen, die ihm streng verboten war, und um ein Haar hätte er den Selbstzerstörungsschalter umgelegt und das ganze Schiff in die Luft gejagt. Unglücklicherweise hatte er sich ausgerechnet Tanoujins Wache für sein kleines Experiment ausgesucht. Tanoujin brachte ihn in den Schwerkräftkäfig und verprügelte ihn, bis Davids Hintern und Kehle rauh waren.
    Aber es war ihm eine Lehre. Während der nächsten Wachen blieb er immer in Paulas Nähe, und wenn Tanoujin auftauchte, verkroch er sich ängstlich hinter ihr. Die Männer amüsierten sich köstlich darüber. Sie nahm ihn mit in den kleinen, pyramidenförmigen Beobachtungsraum im Bug des Raumschiffes, während sie sich dort mit Saba über das Gericht

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