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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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unterhielt.
    Tanoujin wollte für die Ybix sprechen. Saba war sehr im Zweifel, ob er der richtige Mann dafür wäre.
    »Er war an Bord. Er hatte das Kommando hier. Sein Erinne-rungsvermögen ist perfekt, und er weiß besser über die Gesetze Bescheid als zehn andere.« Während sie sprach, blickte sie an ihm vorbei auf den Sternenhimmel.
    »Das Stythen-Gesetz kennt er.«
    »Gesetz ist Gesetz.«
    David preßte seine Nase gegen die kalte Plastikscheibe. Saba zerrte an seinen Schnurrbartenden. »Und wer vertritt die Anklage gegen uns? Ich meine, wer ist unser Gegner?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Jemand vom Komitee?«
    »Das bezweifle ich. Ich glaube nicht, daß ein Mitglied des Komitees in einen so zweifelhaften Fall verwickelt werden will.«
    »Glaubst du, daß sie Beweise fälschen werden?«
    »Das müssen sie sogar. Ich habe drei Computer-Aufzeichnun-gen, die beweisen, daß die Ybixü berhaupt nicht auf das feindliche Schiff gefeuert hat. General Gordon steht also gegen Tanoujin und dich.«

    David preßte seine Wange gegen das Plästikfenster, als versuchte er, hinter die Sterne zu sehen. Die Sonne stand in der linken, unteren Ecke des Fensters. Das Luk wurde geöffnet, und Tanoujin quetschte sich in den engen Raum. David starrte ihn ängstlich an, drängte sich hinter Paula zum Luk und schoß hinaus.
    Paula nickte Tanoujin zu. »Das Problem besteht meiner Ansicht nach darin, Gordons Aussagen zu widerlegen. Er war von Anfang an dabei, ist also ein unmittelbarer Zeuge.«
    Tanoujin streckte sich horizontal in dem engen Raum aus.
    »Können wir den Richter bestechen?«
    Paula lachte. Sie drängte sich an Saba vorbei, damit sie alle drei mehr Platz hatten. »Vielleicht. Aber wenn wir es können, kann es die Gegenseite auch.«
    »Hmmmm.«
    »Frage sie«, sagte Saba.
    Sie wandte den Kopf. »Was soll er mich fragen?«
    »Ich möchte mit Ihnen ein Experiment machen«, sagte Tanoujin.
    »Was für ein Experiment?«
    »Das gleiche, das Saba und ich in Yekka gemacht haben.«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Wenn Sie es unbedingt wollen, machen Sie es doch mit Saba.«
    »Ich möchte es einmal mit jemand anderem versuchen. Um zu sehen, ob ich es da auch schaffe.«
    »Bestimmt nicht. Jedenfalls nicht bei mir.«
    Saba ergriff sie beim Arm und zog sie herum, so daß sie ihn an-blicken mußte. »Du verlangst auch seltsame Dinge von uns. Es ist nicht gefährlich für dich. Es ist gefährlich für ihn.«
    Sie befand sich jetzt zwischen den beiden Männern. Sabas Hände umfaßten ihre Schultern. Tanoujin sagte: »Außerdem muß ich alles über dieses Gericht wissen. Sie würden Stunden brauchen, um mir alles zu erzählen, und selbst dann würden Sie einiges vergessen.«
    Das klang logisch. Sie wunderte sich überhaupt, warum sie Angst hatte. Vielleicht nur vor dem Neuen, Unbekannten. Sie blickte über ihre Schulter Saba an. »Aber du bleibst hier.«
    »Natürlich. Hör zu, es ist wirklich nichts dabei. Ich habe es selbst schon sechs oder acht Mal getan.«
    Tanoujins lange Hände griffen nach ihr. Sie zuckte vor der Be-rührung zurück. Er umfaßte mit einer Hand ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich heran. Dann preßte er seinen offenen Mund auf ihre Lippen. Die Berührung war frei von jeder Sinnlichkeit. Seine Zunge schmeckte nach Kupfer. Eine seltsame Benommenheit überfiel sie, und sie konnte plötzlich nicht mehr sehen.
    »Saba!«
    Sie streckte haltsuchend die Arme aus. Saba ergriff sie. Sie wollte seinen Namen noch einmal aussprechen, doch kein Ton kam aus ihrem Mund. Sie konnte auch nichts hören. Saba hielt sie fest an sich gedrückt. Sie spürte seinen Atem an ihrer Wange.
    Und dann fühlte sie gar nichts mehr. Alle ihre Sinne waren tot, ihr Körper war tot - sie war allein.
    Plötzlich rollte vor ihrem inneren Auge eine fantastische Farb-kombination ab. Orangefarbene und grüne Fäden ringelten sich auf und flossen langsam ins Unendliche. Sie versuchte, etwas zu empfinden. Aber sie hatte vergessen, wie man es macht.
    »Paula.«
    Eine winzige Stimme, irgendwo im Hintergrund ihres Gehirns.
    Sie wollte sich zwingen, wieder sehen zu können. Sie konnte nicht denken, ohne Impulse von ihren Sinnen zu bekommen. Irgendwo mußte sie doch beginnen. Die Farben flössen rascher, die Fäden zogen sich dünner aus. Sie hatte das Gefühl, innerlich zu explodieren.
    Nein, nicht ich - ich bin überhaupt nicht hier. Aber irgend etwas war hier. Nur was? Was ist Ich? Falsch. Falsch. Die Farben drehten sich schneller und schneller,

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