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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Rechtsfall. Ehrlich gesagt, es hat keiner damit gerechnet, daß sich die Stythen wirklich stellen würden.« Sie lachte amüsiert. »Es hat eine Menge sehr dummer Gesichter gegeben, als eure Antwort auf die Vorladung eintraf.«
    »Ich denke, sie werden noch viel dümmere Gesichter machen, bevor diese Sache vorbei ist«, sagte Paula. Sie hörte, wie die Dusche abgedreht wurde. »Tut mir leid, Sie aufgeweckt zu haben«, sagte sie rasch. »Ich melde mich morgen wieder.«
    »In Ordnung, Mendoza.«
    Paula schaltete das Videone ab. Sie hatte Wu-wei einmal auf der Erde getroffen. Sie hatten sich über Musik und rituelle Beschneidungen unterhalten. Sie zog sich aus und ging ins Bad.
    »Wir kommen zu spät.«
    »Ohne uns fangen sie nicht an.« Tanoujin blickte auf den langen, schmalen Papierstreifen des stündlichen Nachrichtendienstes. »Woher haben sie diese Bilder von uns?«

    Saba führte sie den Korridor entlang. »Es macht einen schlechten Eindruck, wenn wir zu spät kommen.«
    Paula mußte wieder traben, um sich seinen langen Schritten anzugleichen. Die anderen Mitglieder der Mannschaft folgten ihnen. Der Korridor des Gerichtsgebäudes war apfelgrün gestrichen und erinnerte sie an eine Schule, die sie als Kind besucht hatte. Durch eine Doppeltür betraten sie den Gerichtssaal.
    Die Sitzreihen für die Zuschauer füllten fast zwei Drittel des ebenfalls apfelgrün gehaltenen Saales. Beim Eintritt der Stythen wandten sich alle Gesichter ihnen zu, und die Gespräche verstummten. Paula ging zwischen Saba und Tanoujin, um nicht beachtet zu werden. Eine Balustrade teilte den Zuschauerraum von Richtertisch und den Plätzen der Beteiligten ab. Rechts vom Richtertisch befanden sich die Plätze der Ankläger. Sie waren bereits erschienen. Paula sah fünf Männer. Alles Marsianer.
    Der Richter war noch nicht erschienen. Wu-wei betrat den Saal prinzipiell erst, wenn alle Beteiligten anwesend waren. Das glaubte er, der Würde seines Amtes schuldig zu sein.
    Saba stieß die Schwingtür der Balustrade auf, und sie gingen zur linken Seite hinüber.
    Paula zog ihre Jacke aus. Selbst für sie war es im Gerichtssaal zu warm. Sie sah zur anderen Seite hinüber und blickte in fünf verschlossene, feindselige Gesichter. Sie erkannte Chi Parine von Bildern, die sie in den stündlichen Nachrichtendiensten gesehen hatte. Er war ein kleiner Mann um die fünfzig, mit dünnem, hell-braunem Haar. Sein Aufzug war etwas zu auffällig: eine grüne Tunika und gelbe Schuhe.
    »Was starren uns all diese Leute denn so an?« fragte Bakan hinter ihr.
    Saba deutete stumm zur Wand, und die fünf Stythen reihten sich an ihr auf. Tanoujin setzte sich behutsam auf einen für ihn viel zu kleinen Stuhl. Saba lehnte sich gegen die Balustrade.
    Aus einer Tür hinter dem Richtertisch trat eine junge Frau in einem ziemlich kurzen Kleid. Sie klopfte mit den Knöcheln auf die Platte des Richtertisches.
    »Ich fordere die Anwesenden auf, sich vor dem Richter zu erheben.«
    Paula hatte sich noch nicht gesetzt. Hinter sich hörte sie die Zuschauer geräuschvoll aufstehen. Auch die Marsianer auf der Klägerseite erhoben sich. Nur Tanoujin und Saba rührten sich nicht.
    Wu-wei trat herein und setzte sich an den Richtertisch. Er faltete die Hände auf der Tischplatte und wandte sein gelbliches, ovales Gesicht Tanoujin zu. Die Zuschauer setzten sich genauso geräuschvoll, wie sie aufgestanden waren. Auch die Marsianer setzten sich wieder. Nur einer von ihnen blieb stehen.
    Wu-wei sagte: »Ich nehme an, daß Ihre kleine Demonstration eine Art Protest sein soll. Darf ich erfahren, worum es sich dabei handelt?« Seine sanfte Tenorstimme erinnerte Paula an Pedasen.
    Tanoujin streckte seine langen Beine noch weiter aus. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich bin ein Akellar des Stythischen Imperiums. Ich stehe nur vor einem ranghöheren Akellar auf, sonst vor niemandem.«
    »Sie haben schlechte Manieren«, stellte Wu-wei sachlich fest.
    Er wandte sich an die Frau, die sein Erscheinen angekündigt hatte und eine Art Gerichtsdiener zu sein schien. »Verlesen Sie bitte die Anklage.«
    Die Frau stand auf und verlas die Anklageschrift. Dabei stolperte sie sowohl über die Aussprache der stythischen Namen, wie auch über den Namen des Raumschiffs. Paula trat zu Tanoujin und hockte sich neben ihn auf den Boden. Sie blickte zu Chi Parine hinüber, der sie feindselig anstarrte.
    »Fordern Sie das Gericht auf, Ihnen größere Stühle zu beschaffen«, sagte sie leise zu Tanoujin. Dann zog

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