Wandernde Welten
streitet ihr euch eigentlich?« fragte sie ihn.
»Er vermasselt uns den Prozeß.« Der große Stythe ließ sich auf das Bett fallen. »Ich werde hier langsam verrückt. Man kommt sich vor wie in einer Falle.«
Paula hatte sich beim Lunch etwas auf ihr Kleid gekleckert. Sie kratzte es mit dem Fingernagel ab. »Es sind die vielen Menschen.«
»Wo wohnt diese Hure?«
»Frag Sril.« Sie bog einen Arm nach hinten, um ihr Kleid zu öffnen. »Ich bin der Ansicht, daß Tanoujin seine Sache recht gut macht. Er kennt das Gericht nicht und versucht herauszufinden, wie weit er gehen kann.« Sie ließ das Kleid zu Boden gleiten und erschauerte in der Kühle. Sie öffnete den Schrank und nahm ihren Morgenmantel heraus. Saba lag noch immer auf dem Bett und starrte auf ihren Körper. Während sie den Morgenmantel anzog, erhob er sich und verließ den Raum.
Sie ging ins Wohnzimmer, schaltete das Videone ein und rief Sybil Jefferson an. Sybil wirkte verschlafen.
»Habe ich Sie schon wieder aus dem Schlaf gerissen?« fragte Paula.
Die dicke alte Frau schüttelte den Kopf. »Ich war noch nicht zu Bett gegangen.«
»Oh«, sagte Paula erleichtert. Sie fragte sich wieder, was die Jefferson hier zu suchen hatte. »Ich werde mich kurz fassen. Wo ist General Gordon?«
»Tot«, sagte Sybil Jefferson. »Ein Herzschlag. Durch Elektrizität hervorgerufen.«
»Was? Wann ist das passiert?«
»Erst vor ein paar Monaten. Die Information wird noch zurückgehalten. Ich weiß selbst nichts Näheres darüber. Warum fragen Sie nicht Dick danach?«
Dick. Das war Richard Bunker. »Wo ist er? Auf der Erde?«
»Nein. Er ist hier. Sie wissen doch, daß er sich für Sie und die Stythen interessiert.«
»Wie kann ich ihn erreichen?«
»Gar nicht. Ich werde ihm sagen, daß er sich mit Ihnen in Verbindung setzen soll. Ist das alles?«
»Ja, das ist alles.« Paula schaltete das Videone aus.
Sie nahm eine Dusche. Ohne General Gordon mußte die Anklage zusammenbrechen. Sie hatten die Stythen unterschätzt.
Mal sehen, überlegte sie, wie lange die Marsianer brauchen, um ihre Vorurteile gegen sie abzubauen. Während sie unter der heißen Dusche stand und ihr Haar wusch, kam David ins Bad. Sie wusch ihn und trocknete ihn ab. Der Kleine sah gesund und kräftig aus. Sie nahm ihn in die Arme, und er drückte sie an sich.
Als sie ins Wohnzimmer trat, sah sie Tanoujin vor dem Videone stehen und mit jemandem sprechen.
»Das war Ihr Freund Bunker«, sagte er und schaltete das Gerät ab. »Er will uns um neun Uhr im Büro des Komitees treffen. Er sagt, hier seien überall Abhöranlagen.«
»Sehr wahrscheinlich. Sie haben ihn kennengelernt, nicht wahr? Sie wissen, wer er ist.«
»Ja. Der Mann, der uns die Abhörgeräte an Bord der Ybix geschmuggelt und damit die Grundlage für diesen Prozeß geschaffen hat.« Er ging im Zimmer auf und ab, die Hände in den Gürtel geschoben. David versuchte, die Türklinke zu betätigen. »Ihre Freunde sind genauso schlecht wie Sie.«
»Bunker ist nicht mein Freund. Unter Anarchisten ist ein Freund jemand, der einen vögelt.«
»Sie sind die einzigen Menschen im ganzen Universum, die selbst noch aus dem Wort >Freund< eine Obszönität machen.«
Sie erschauerte in dem dünnen Morgenrock, den sie sich übergeworfen hatte. Sie ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen.
David hatte endlich begriffen, daß man nicht an einer Klinke reißen darf, sondern sie herunterdrücken muß. Als er die Tür auf hatte, rannte er ins Nebenzimmer.«
»Wo ist Saba?« rief Tanoujin durch die offene Schlafzimmertür.
»Im Puff.«
»Verdammt.«
Sie zog einen Pullover und eine Jacke an. Im Spiegel sah sie Tanoujin im Wohnzimmer unruhig auf und ab gehen. Dabei duckte er sich immer wieder, um nicht gegen die Lampen zu stoßen. Sein langes, schmales Gesicht wirkte verärgert. Sie griff nach dem Kamm.
»Ich habe meine Sache heute gar nicht schlecht gemacht«, sagte er. »Ich fand Sie gut.«
»Wer hört uns eigentlich ab? Parine? Glauben Sie, daß er stythischversteht?«
Er blieb ständig in Bewegung. Unruhig durchmaß er immer wieder den Raum. Paula fühlte das Gewicht des künstlichen Planeten auf ihren Schultern, den Druck von Millionen und Abermillionen von Leben. Sie blickte in den Spiegel und kämmte ihr kupferfarbenes Haar.
»Verdammt. Er ist völlig verantwortungslos«, sagte Tanoujin. »Ich brauche ihn hier, und er vögelt in der Gegend herum.«
»Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte Paula. Sie trat ins Wohnzimmer. »Wir müssen uns
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