Wandernde Welten
Haus wand. »Weißt du, wo das Hotel ist?«
»Da drüben. Siehst du es nicht?« Er deutete mit der Hand.
»Komm, es ist nicht mehr weit.«
»Geh und hole Papa«, sagte sie und schloß die Augen. »Hol Daddy hol Daddy...« Sie verlor das Bewußtsein. Aber anscheinend nur für ein paar Sekunden. Als sie wieder zu sich kam, saß sie aufrecht an der Hauswand. Der Junge war fort. Hunderte von Beinen schritten an ihr vorbei. Der Boden war angenehm warm.
Sie konnte nicht aufstehen. Die Wärme war Blut.
»Paula!«
Sie fühlte, wie sie aufgehoben wurde, und dann lag sie in der Sicherheit von Sabas Armen.
Sie trank einen Schluck heißen Tee. Die Wunden in ihrem Unterarm und Oberschenkel waren nur noch Narben, von denen sich der Schorf löste. David kletterte neben ihr auf der Couch herum.
Saba kam aus der Küche, eine Flasche Champagner in der Hand.
Über seine Schulter hinweg sagte er: »Wenn ich nicht so dumm wäre, würden wir zur röi zurückgehen und nach Hause fliegen.«
Tanoujin erschien in der offenen Küchentür und aß eine Zuckernuß. Die anderen Männer der Crew waren unterwegs, um den Hund zu erledigen, der sie angefallen hatte. Paula gab David ihre leere Teetasse und schickte ihn ins Nebenzimmer. Als er gegangen war, sagte sie: »Das war kein Zufall. Irgendjemand hat gewartet, bis Sril fort war, und dann den Hund auf uns gehetzt. Sowie David in Sicherheit war, hat er das Tier sofort wieder zurückgepfiffen. Der Hund muß speziell darauf abgerichtet sein. Mich hat er überhaupt nicht beachtet, sondern er wollte nur David angreifen.«
Saba tat einen langen Zug aus der Flasche. »Du wolltest doch sehen, was Parine tun würde, wenn wir ein Wort von Gordons Beichte fallenlassen.« Er wandte sich an seinen Lyo, der noch immer in der Küchentür stand. »Aber jetzt interessiert es dich wohl nicht mehr, nehme ich an.«
»Das wäre genau das, was sie erreichen wollen, Saba. Der Richter soll so mürbe gemacht werden, daß er den Prozeß platzen läßt.«
»Das wäre immerhin eine Möglichkeit, endlich von hier fortzukommen.«
In dieser Nacht erschienen mehrere Polizisten im Hotel und behaupteten, sie hätten eine anonyme Warnung über einen bevorstehenden Bombenanschlag auf die Zimmer der Stythen erhalten.
Sie zwangen Saba und seine Leute, die Suite innerhalb einer Stunde zu räumen, damit Bombenexperten sie genau durchsuchen könnten.
Paula saß in einer Nische der Hotel-Bar und hielt David auf dem Schoß. Saba trank Whisky, und Tanoujin trank Wasser.
»Seit unserer Ankunft hier habe ich nicht mehr richtig geschlafen«, sagte Tanoujin.
Saba gähnte. Er hob sein Glas, das zur Hälfte mit Scotch gefüllt war. »Komischer Ort, dieser Planet. Ich meine, ganz abgesehen von den vielen Menschen, den Kameras und so weiter. Ein Geisterplanet, gefüllt mit Spuks, dieses ganze künstliche Ding.«
Paula lehnte ihren Kopf an seine Schulter und schloß die Augen.
»Parine glaubt auch an Geister«, sagte Tanoujin. »Nach einem suchen sie jetzt gerade in unserer Suite: nach General Gordons Geist.«
Paula öffnete die Augen wieder. Ihr war bis jetzt nicht eingefallen, daß diese angebliche Bombendrohung mehr sein könnte als nur ein bißchen Nervenkrieg.
Saba sagte: »Also scheinen sie tatsächlich zu glauben, daß wir dieses Tonband haben.«
Der Kellner trat lautlos an ihren Tisch und ersetzte die leeren Gläser durch neue Drinks. David war in Paulas Armen eingeschlafen und murmelte etwas vor sich hin. Paula schloß die Augen wieder.
»Fangen die denn hier niemals pünktlich an?«
»Man könnte annehmen, Pünktlichkeit sei gesetzlich verboten«, sagte Saba.
Paula setzte sich auf ihren Stuhl. Auf der anderen Seite des Gerichtssaals steckten Parine und seine Assistenten die Köpfe zusammen. Heute trug der kleine Staatsanwalt einen schwarzen Anzug, eine knallig rote Weste, und rot-schwarze, hochhackige Schuhe.
»Bitte erheben Sie sich vor dem Gericht.«
Die Zuschauer hinter der Balustrade wurden still. Alle Anwesenden erhoben sich. Wu-wei trat aus der kleinen Tür und setzte sich auf seinen Platz. Alle anderen setzten sich ebenfalls wieder.
Die Anklageschrift wurde verlesen.
»Euer Exzellenz.« Parine trat mit seinen raschen, kurzen Schritten auf den Richtertisch zu. »Aus Gründen der interplanetaren Sicherheit sieht sich die Regierung von Luna genötigt, die Anklage zurückzuziehen...«
Seine Lippen bewegten sich weiter, aber das Toben der Menge übertönte seine Stimme. Tanoujin sprang auf. Die Glocke
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