Wandernde Welten
kann man da schon anderes erwarten?«
Tanoujin starrte auf die Tür zum Richterzimmer, die Hände in die Hüften gestemmt, die Ellbogen aggressiv vorgestreckt. Er fluchte leise auf stythisch und stieß dann die Schwingtür der Balustrade auf. Die Marsianer rafften ihre Papiere zusammen. Chi Parine wandte Paula den Rücken zu. Sie folgte den Stythen aus dem Gerichtssaal. Hinter ihren Rücken erlaubte sie sich endlich ein Lächeln.
Das Interplanetary Hotel, in dem Sybil Jefferson wohnte, war kleiner und einfacher als das Palästina Hotel. In der Halle saßen mehrere Menschen lesend in den Sesseln. Der Eintritt der Stythen ließ die Gespräche verstummen, und alle Köpfe wandten sich nach ihnen um. Paula hielt Davids Hand fest umklammert. Wenn immer er irgendwo einen Hund sah, wollte er ihn umbringen - aber nur, wenn Saba in seiner Nähe war,
»Ich verstehe noch immer nicht, warum wir hier sind«, sagte Tanoujin.
»Sie hat uns einen Gefallen getan«, antwortete Saba. Sie traten durch eine automatische Tür in einen langen Korridor. Die Wände waren mit stilisierten Dschungelpflanzen und Blumen bemalt.
David hielt Paula zurück, und sie blieb stehen, damit er sich die fremdartigen Darstellungen ansehen konnte. Die beiden Männer gingen weiter und verschwanden um eine Biegung.
»Was ist das?« rief David. Er lief zur Wand und griff nach einem Affen, den der Maler zwischen die Ranken einer Dschungelpflanze gesetzt hatte.
»Das ist ein Affe. So etwas Ahnliches wie ein Kusin.«
Saba kam zurück, nahm David auf den Arm und sagte verärgert: »Ich hab dir doch gesagt, du sollst ihn nicht mitnehmen.«
Sie passierten die Biegung des Korridors und traten in einen großen Raum. Tanoujin stand hinter einer gelben Couch und blinzelte in das ungewohnt helle Licht. Saba stellte David auf die Füße.
Sybil Jefferson trat auf Paula zu. Sie trug eine tomatenrote Tunika und dunkelrote Schuhe. »Mendoza«, sagte sie, »wie schön, daß Sie gekommen sind. Ich habe bereits angeordnet, daß das Licht kleiner gedreht wird. Hallo, Akellar.« Dann beugte sie sich zu David hinab. »Hallo, Kleiner. Ich kenne dich zwar noch nicht, aber ich weiß, wer du bist.«
David blinzelte sie an. Saba sagte: »Er versteht die lingua franca nicht.« Das Kind zog sich zu ihm zurück und griff nach seiner Hand. Paula blickte an Sybil Jefferson vorbei und sah drei Menschen auf einer anderen gelben Couch sitzen. Abrupt wurden die Lichter gedämpft.
David hielt die Hand seines Vaters fest umklammert. Sein Vater beugte sich zu ihm herab und erklärte: »Das ist die Frau, bei der deine Mutter gearbeitet hat, bevor sie zu uns kam.«
»Paßt auf«, sagte Sybil. »Ich wette, ich kann etwas, was du nicht kannst.« Sie beugte sich zu David herab.
Paula stand hinter ihr und konnte nicht sehen, was Sybil tat, aber der Junge krähte vor Vergnügen. »Sieh doch, Mama!« Sybil Jefferson wandte sich um und richtete sich auf. Ihr rechtes Auges war weiß wie ein Hühnerei. David ließ die Hand seines Vaters los, packte Sybil Jeffersons Arm und schrie: »Noch einmal! Bitte, noch einmal!«
Sybil Jefferson kicherte vergnügt. Paula sagte: »Sybil, Sie sind geschmacklos.«
»Kommen Sie, ich möchte Ihnen meine Gäste vorstellen.« Sybil hängte sich bei Paula ein. »Wir haben uns gerade über des Akellars ungewöhnliche juristische Kenntnisse unterhalten.«
»Ungewöhnlich für einen Stythen, wollten Sie sagen.« Tanoujins Gesicht wirkte zynisch.
Alle drei Gäste waren Mitglieder des Rats, ein Mann und eine Frau von Luna, und ein Mann von der Venus. Paula begann zu verstehen, warum Sybil die Stythen hergebeten hatte. Sie schüttelte Hände und stellte den Ratsmitgliedern dann Saba vor, wobei sie keinen seiner Ränge und Titel ausließ. Sybil Jefferson brachte allen perlende Drinks in hohen Gläsern.
»Wo haben Sie Jura studiert?« fragte die Frau von Luna.
»Überhaupt nicht.« Paula schüttelte den Kopf. »Ich habe nur auf dem Weg hierher ein wenig darüber gelesen.« Sie beobachtete David, der Sybil Jefferson überallhin folgte. »Tanoujin ist der Anwalt.«
»Und ein sehr guter, muß ich sagen.« Der Mann von der Venus nickte nachdrücklich. »Chi Perine ist nicht gerade ein Amateur.«
»Ich habe nur ein gutes Gedächtnis«, sagte Tanoujin, ohne den Kopf zu wenden.
Saba streckte Paula sein leeres Glas hin. »Bring mir einen Whisky.«
»Sofort. Schade, daß ihr das falsche Publikum gehabt habt.«
Sie stellte ihr Glas auf einen kleinen Tisch und ging zu einer
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