Wandernde Welten
entgegenstellen.« Sie biß sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Ymmas Männer hatten Saba zu Boden gedrückt und ihm die Hände mit seinem Gürtel auf den Rücken gebunden. Er hockte auf den Knien, angespannt, sprungbereit. Sowie sie ihn losließen, würde er losschnellen wie eine gespannte Feder. Tanoujin lag nahe bei ihm auf dem Boden. Ymma und zwei seiner Männer traten ihn mit den Füßen. Paula stöhnte.
Sie hörte das Knacken brechender Knochen und sah, wie Tanoujin die Augen schloß. Sie traten weiter auf ihn ein. Endlich tat Ymma einen Schritt zurück und gab den anderen Männern ein Zeichen, aufzuhören.
Saba kniete schweigend auf dem Boden, den Blick auf seinen reglos am Boden liegenden Lyo gerichtet. Ymma rief einen scharfen Befehl. Seine Männer sammelten sich und liefen die Gasse hinunter. Sie schleppten Paula mit sich. Einer der Männer hatte sie wie ein Huhn unter seinen Arm geklemmt. Mit der anderen Hand hielt er ihr den Mund zu. Sie rang nach Atem. Kurz bevor sie die Einmündung der Hauptstraße erreichten, ließ der Mann sie plötzlich fallen und lief mit den anderen weiter.
Sie kam taumelnd auf die Füße, lehnte sich gegen eine Hauswand und rang nach Luft. Auf der Straße sahen sie die Menschen stehenbleiben und gaffen, als Ymma und seine Männer an ihnen vorbeiliefen. Sie ging zurück. Saba kniete neben Tanoujin. Neben ihm lag sein zerrissener Gürtel. Der Boden war mit Blutlachen bedeckt. Tanoujins Kopf lag in der größten der Lachen. Paula hockte sich neben ihn und wollte ihn berühren. Saba umklammerte ihr Handgelenk.
»Nein. Nicht anfassen. Stell fest, wohin Ymma geht.«
Sie stand auf und trabte die Gasse entlang bis zur Straße. Von Ymma und seinen Männern keine Spur. Sie lief die Straße entlang, in die Richtung, in die sie gelaufen waren, und blickte in alle Nebenstraßen hinein. Die dichte Menschenmenge zwang sie, langsamer zu gehen; Voraus, nahe der Straßenbiegung, von der aus die Straße den Hügel hinaufführte, sah sie eine Gruppe von Männern, und sie beschleunigte ihren Schritt wieder.
In der Dunkelheit konnte sie auf diese Entfernung nicht erkennen, ob es sich bei den Männern um Ymmas Gruppe handelte oder nicht. Als sie in eine Seitenstraße abbogen, hetzte Paula in die nächste Parallelstraße, lief durch Höfe, übersprang mehrere Zäune, und als sie die Straße erreichte, in der die Männer verschwunden waren, war sie ihnen erheblich näher gekommen. Jetzt sah sie Lichtreflexe von Metallspangen, die einer der Männer an seinem Hemd trug und war ihrer Sache sicher. Sie begann zu laufen...
Über ihr erstreckte sich das obere Vribulo wie ein riesiges Dach in das Dunkel. Auf einem schwarzen See glitt ein Boot mit dem Kiel nach oben über das Wasser. Als Ymma und seine Männer kurz darauf in eine andere Straße abbogen, konnte sie sich schon denken, was ihr Ziel war. Sie behielt recht. Die Männer gingen auf das rArkellaron-Haus zu.
Sie gingen um das Gebäude herum und betraten es durch eine Seitentür, damit sie nicht durch die Scheune gehen mußten. Paula war todmüde, und sie war noch nie in dem Gebäude gewesen. Mit schleppendem Gang trat sie auf die Tür zu. Der Bau war gigantisch, selbst für stythische Maßstäbe. Sie zog die Tür lautlos auf und sah Ymma und seine Männer am anderen Ende eines langen, halbdunklen Korridors durch eine andere verschwinden. Als der letzte von ihnen die Tür hinter sich geschlossen hatte, lief sie den langen Gang entlang und preßte das Ohr gegen das holzartige Material. Kein Laut. Vorsichtig, mit klopfendem Herzen, zog sie die Tür auf. Hinter ihr lag eine Treppe.
Sie wagte nicht, weiter vorzudringen. Die Steinwände um sie herum ließen sie vor Kälte erschauern. Sie ging wieder hinaus und wartete eine Weile, um zu sehen, ob einer der Männer herauskäme. Nach etwa einer halben Stunde gab sie es auf, ging um das Gebäude herum zum Haupteingang und trat in die Scheune.
Saba saß in Tanoujins Büro am Schreibtisch und trank Whisky. Er hob den Kopf, als sie hereintrat.
»Wie geht es ihm?« fragte sie.
»Schlecht.« Saba stellte die Flasche auf den Tisch. »Er blutet noch immer. Ich hätte nicht gedacht, daß man ihn so verletzen kann.«
Sie griff nach der Flasche und trank einen großen Schluck.
»Ymma ist oben im Gebäude«, sagte sie.
»Verdammt.« Saba schlug mit der Faust auf sein Knie. »Ich habe doch gewußt, daß er so etwas nicht ohne Hilfe wagen würde.«
»Steckt Machou dahinter?«
»Wahrscheinlich.«
Sie
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