Wandernde Welten
abzuhalten. Sie will den Waffenstillstandsvertrag mit den Stythen aufkündigen. Sie hat eine an Verfolgungswahn grenende Angst vor Saba. Von Tanoujin hat sie noch nie gehört. Sie istüberzeugt, daß Saba plant, das ganze Universum zu erobern.
Glücklicherweise hat die Sonnenlicht Liga genausowenig die Majorität wie die Newrose Koalition. Außerdem ist Dr. Savenia - ebenso glücklicherweise - keine wirklich große Politikerin.«
»Nein - sie ist eine Schauspielerin auf der Bühne des Lebens.«
Bunker lächelte sie an. »Ihre Meinung über Sie ist barock. Die Jefferson wird mit ihr fertig. Bis jetzt jedenfalls. Irgendjemand hat ein Attentat auf General Marak versucht.«
»Wer?« Sie zog die oberste Schublade der kleinen Kommode auf. Sie enthielt ein paar Waffen, Tonbänder, Krimskrams.
»Ich glaube, es war die Sonnenlicht Liga, aber da ich diese Leute hasse, ist meine Meinung nicht objektiv.«
»Und was halten diese Leute von Ihnen?« Die anderen Schubladen enthielten Hemden und andere Kleidungsstücke. Sie trat an einen Wandschrank, der Sabas Sachen enthielt, und öffnete ihn.
»Was machen Sie da?« fragte Bunker.
»Seine Mutter möchte wissen, wie er hier lebt. Warum interessiert sich das Komitee für Vribulo?«
»Ihre Freunde scheinen...«
»Nennen Sie sie nicht meine Freunde.«
»Ich gebrauche das Wort im stythischen Sinn. Ihr Akellar scheint sich zu neuen Höhen aufzuschwingen.«
Sie kniete sich vor das Bett und griff unter die Matratze. Bunker sah ihr unbeteiligt dabei zu.
»Saba ist jetzt der zweite Mann hier, gleich nach Machou. Das würde ich aber nicht neue Höhen nennen.« Tief unter der Matratze ertasteten ihre Finger ein langes, schmales Päckchen. Papiere, stellten ihre Finger fest.«
»Das ist eine Frage der Definition«, sagte Bunker. »Was würden Sie denn neue Höhen nennen? An Ihrer Antwort auf diese Frage bin ich wirklich interessiert.«
Sie zog das flache Päckchen unter der Matratze hervor und schlitzte es mit dem Daumennagel auf. In dem steifen Kuvert befanden sich ein Zettel mit einer Code-Nachricht und eine weiße Karte, in die Punkte und Striche eingelocht waren. Sie steckte beides in den Umschlag zurück und schob ihn wieder unter die Matratze.
»Das sah aus wie der Schlüssel zu einem Foto-Relais«, sagte Bunker.
Sie richtete sich auf und runzelte nachdenklich die Stirn. Ketac hatte gelogen. Er hatte Nachrichten erhalten. Das bedeutete, daß sich die Ybix auf dem Rückweg befand. Sie setzte sich wieder an das Fußende des Bettes und stellte in ihrem Kopf eine kleine arith-metische Berechnung an. Innerhalb dieser Zeitspanne konnte das Schiff nicht weiter als bis zu den Asteroiden geflogen sein.
»Haben Sie mir sonst noch etwas zu sagen?« fragte sie Bunker.
»Nein. Aber ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Für wen arbeiten Sie eigentlich?«
Sie hob ruckartig den Kopf und blickte ihm ins Gesicht. »Für jeden, der mir genug dafür bietet. Was soll diese dumme Frage?«
Bunker zog die Beine an den Leib und rollte sich zur Kugel zusammen. »Junior, ich weiß nicht, was Sie sich einreden. Aber ich weiß, daß Sie mit zwei Männern beisammen sind, die sich beide nichts dabei denken, Löcher in das Universum zu schießen.«
Sie fuhr mit der Hand über ihren Mund und starrte ihn an.
Dann erhob sie sich. »Ketac!«
Die Tür ging sofort auf, und Ketac trat herein. Er hatte sie be-lauscht. Sie deutete auf Bunker.
»Bringen Sie ihn nach Yekka. In zehn Stunden geht ein Schiff zum Mars. Sorgen Sie dafür, daß er an Bord ist.«
»Warum sollte ich...«
»Keine Widerrede«, sagte sie scharf. »Wir müssen ihn loswerden, bevor Machou ihn findet.« Sie rauschte an dem jungen Mann vorbei ins Nebenzimmer.
MATUKO
Ein Sklave stirbt
Als sie in Matuko aus dem Bus stieg, drängten sich drei ihr unbekannte Männer um sie und schleppten sie sofort zu Dakkars Haus in Tulan, dem reichen Bezirk der Stadt.
Dakkar saß auf einem Stuhl unter dem größten Bilyobio-Baum in seinem Hof. Als sie auf ihn zutrat, erhob er sich.
Paula kannte ihn nur von flüchtigen Begegnungen. Er hatte seine eigene Familie, und er und Saba mochten einander nicht besonders, deshalb ließ er sich nur selten im Haus seines Vaters sehen. Er blickte sie kühl und arrogant an.
»Ich werde aus Ihnen einfach nicht klug«, sagte er. »Irgendwie passen Sie nirgends hinein. Sie sind keine Ehefrau, und Sie sind keine Sklavin, Sie leben mit ihm zusammen, sind aber nicht offiziell mit ihm verbunden. Ich mag keine
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