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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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»Was ist passiert? Bist du verletzt? Warum hast du geweint?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Mir ist nichts passiert.«
    »Warum hast du dann geweint?« Er kroch näher zu ihr. Sie sah, daß seine Hände von einer Schlägerei angeschwollen waren. Sie schüttelte wieder dan Kopf. »Sie haben Pedasen getötet.« Sie begann wieder zu schluchzen.
    »Wer hat Pedasen getötet? Wer?«
    »Dakkar.« Sie fuhr mit dem Handrücken über ihre Augen.
    »Und deshalb weinst du? Er war doch nur ein Sklave.«
    Ihre Augen schmerzten vom Salz der Tränen, und sie wischte sie mit dem Hemdärmel aus. Nach zwei Stunden Verhör hatte Dakkar ihr schließlich geglaubt. Aber da lag Pedasen schon im Sterben.
    »Er war nur ein Sklave«, sagte David. »Er war kein wirklicher Mensch.«
    »Tut mir leid, daß ich dich aufgeweckt habe«, sagte sie. »Geh wieder zu Bett.«
    Er blieb sitzen und musterte sie kritisch mit seinen seltsamen, schrägstehenden Augen.
    »Tut er dir denn überhaupt nicht leid?« sagte sie. »Er hat hier gewohnt. Und er hat dich seit deiner Geburt geliebt.«

    Er senkte den Blick, und seine Finger fummelten an der Decke herum. »Meinem Vater würde er nicht leid tun«, sagte er und blickte auf seine fummelnden Hände.
    »Geh wieder zu Bett, David.«
    Immer, wenn sie mit Uly schlief, träumte sie, daß Saba eines Tages unverhofft in der Tür stehen würde. Und eines Nachts schreckte sie aus dem Schlaf, weil ein scharfer, metallischer Geruch in ihre Nase stieg. Sie fuhr auf und sah Saba am Fußende des Bettes stehen.
    »Steh auf und zieh dich an«, sagte er.
    Uly schlief noch, ihren Arm um Paulas Taille gelegt. Paula schüttelte sie hart. Uly öffnete die Augen.
    »Saba!«
    Er packte die Decke und riß sie herunter. »Du sollst aufstehen, habe ich gesagt!«
    »Saba!« rief Uly angstvoll. »Nicht! Warte!«
    Er schnallte den Gürtel ab. Paula zog ihr Kleid über.
    Uly schrie: »Nein, Saba! Hör mich doch an! Es ist nicht das, was du denkst...« Sie streckte ihm beschwörend beide Hände entgegen.
    »Geh in dein Haus und warte dort«, sagte er zu Paula und legte den Gürtel doppelt.
    Sie ging durch das Wohnzimmer zur Haustür. Hinter sich hörte sie das harte Klatschen des Gürtels auf nackter Haut und Ulys Schreie. Sie stürzte aus dem Haus und lief über den Hof.
    Von der Tür des Männerhauses winkte Sril ihr fröhlich zu. Sie betrat ihr Haus und ging in die Küche. Das Kusin trank von dem tropfenden Wasserschlauch. Ihr plötzliches Auftauchen erschreckte das kleine Tier, und es rannte unter den Tisch.
    David schlief. Sie stand auf der Schwelle seines Zimmers und blickte zu ihm hinüber. Er lag auf dem Bauch, eine Hand in die Decke gekrallt. Die Haustür fiel ins Schloß.
    Sie ging in die Küche zurück. Saba hockte auf einer Ecke des Tisches, die Arme vor der Brust verschränkt. Das Kusin war verschwunden.
    »Das ist sogar für dich ein Tiefpunkt«, sagte er. »Wie konntest du mir das antun? Ich hatte geglaubt, daß du mich magst.«
    Sie schloß die zum Korridor führende Tür, damit David nicht geweckt würde. Aber Sabas erste Wut war verraucht, und er hatte sich wieder in der Gewalt. Er sah sie an, als sie zur anderen Seite der Küche ging und eine Tasse voll Wasser laufen ließ. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Wegen des Kusins hatte sie das Küchenfenster ein wenig offen gelassen. Sie drückte es zu.
    »Was hast du mit Uly getan?«
    Er trat hinter sie. »Sie hat es getan, um sich an mir zu rächen, nicht wahr? Weil ich bei anderen Frauen war. Stimmt das?«
    Sie stellte die leere Tasse auf den Tisch. In ihrer Erinnerung sah sie Pedasens entsetztes, verängstigtes Gesicht, während sie ihn grausam zerfleischten, hörte Ulys entsetzte, verängstigte Stimme.
    Er setzte sich auf den Stuhl, stützte das Kinn in die Hände und sah sie prüfend an. »Warum bist du so blaß, Paula? Weil du glaubst, ich werde dich auch verprügeln?«
    »Nein«, sagte sie ruhig.
    »Wie lange gehen diese Orgien schon?«
    Sie blickte ihn an utd wollte ihn anschreien, doch in diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen, Paula und Saba wandten sich gleichzeitig um und blickten David an, der jetzt hereinstürmte.
    »Papa!« Er sprang auf den Schoß seines Vaters. »Wann bist zu rückgekommen? Nimmst du mich mit auf die Ybix? Oder auf die röisca?Pedasen ist tot. Ich habe Itak verprügelt.« Saba stand auf und setzte den Jungen in seine Armbeuge.
    »Verabschiede dich von deiner Mutter.«
    Ihre Finger umklammerten die Tischkante. Ihr Herz klopfte ganz oben

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