Wandernde Welten
Uniform mit langen Listen von Fragen und tippten ihre Antworten. Die meisten Fragen hatten militärischen Charakter. Sie wollten wissen, welche Bahndaten die Städte der Stythen hatten, wie verwundbar sie waren, wie die Ybix ausgelegt war, wie stark ihre Besatzung war, und so weiter. Sie beantwortete alle Fragen wahrheitsgemäß. Nur als die Sprache auf den Attentatsversuch auf Saba kam, sagte sie, daß der Mörder den falschen Mann erschossen habe.
Ihre Tür war verschlossen und wurde von einem Posten bewacht. Die Männer, die ihnen die Fragen stellten, sprachen nie ein persönliches Wort mit ihr. Sie grüßten nicht einmal, wenn sie ins Zimmer kamen. Die Frau, die ihre Mahlzeiten brachte, sprach überhaupt nicht. Einmal machte der Posten an der Tür eine nichtssagende Bemerkung zu ihr, als der Vernehmungsoffizier ging. Ein Stunde später wurde er von einem anderen Soldaten abgelöst, der sie nicht einmal ansah.
Der kleine Raum war absolut schalldicht. Wenn sie am Fenster stand und auf die Plaza hinunterblickte, konnte sie nicht das geringste Geräusch von der Menge hören, die ständig über den Platz flutete. Aus dieser Höhe konnte sie auch nicht erkennen, was sie taten, ob es Marsianer oder Anarchisten waren. Jede freie Minute, sowie der Vernehmungsoffizier sie verlassen hatte, verbrachte sie am Fenster und versuchte zu sehen, was passierte.
Eines Vormittags, als sie gerade ihren Kaffee trank, kam General Hanse herein. Sie lehnte sich neben dem Fenster an die Wand und stellte die Tasse auf den Sims. Der fette Mann setzte sich auf den Stuhl.
»Sie sehen jetzt besser aus als vorher«, sagte er.
Sie trat um den Tisch herum und setzte sich ihm gegenüber.
Sein Doppelkinn hing ihm über den Uniformkragen. Wenn er sich zurücklehnte, knarrte der Stuhl.
»Sie sind sehr ehrlich und entgegenkommend«, sagte er. »Ich kann mir vorstellen, daß diese letzte Woche für Sie nicht ganz einfach war. Aber Sie haben die Probe bestanden. Bunker hat fast alle Ihre Aussagen bestätigt.« Er zog ein flaches Lederetui aus der Tasche. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?«
»Ja.«
Er ließ die schon halb herausgezogene Zigarre stecken und blinzelte Paula überrascht an. Schließlich zog er sie ganz heraus und nahm einen Abschneider aus der Tasche. »Ihr Pech«, sagte er mit echtem Bedauern in der Stimme.
»Was wollen Sie?«
»Ich will wissen, was der Gegner vorhat. Das ist doch recht simpel, nicht wahr?« Er steckte die Zigarre an und blies die Backen auf.
Paula schaukelte den Stuhl auf den hinteren Beinen vor und zu-rück. Sie wußte, wer ihr Gegner war.
»Sie sind mit ihm verheiratet?«
»Mit wem?« fragte sie überrascht. »Mit Saba? Um Gottes willen, nein.«
»Aber sie haben ein Kind von ihm.«
Sie blickte in sein volles Gesicht. »Er hat meinen Sohn gezeugt.
Aber das ist nun schon zehn Jahre her.«
»Dr. Savenia ist der Ansicht, daß dieser Saba die treibende Kraft der Stythen ist, aber Sie und Bunker glauben, es ist dieser Tan...«
»Tanoujin«, half sie ihm aus. »Sie arbeiten eng zusammen. Tanoujin stellt die Langzeitpläne auf.«
»Dr. Savenia ist da anderer Meinung.«
Paula zuckte die Achseln. Ihr war es egal, ob er ihr glaubte oder nicht. Seine Fragen irritierten sie. Sie hatten mit dem zu tun, was in Styth geschah oder geschehen würde.
»Nun«, sagte er, »wir haben den großen Vorteil, daß sie zu uns kommen müssen.«
Sie schaukelte auf ihrem Stuhl vor und zurück. »Kann ich diesen Raum verlassen? Ich würde gerne spazieren gehen. Im Park.«
»Nein.«
»Ich... ich kann dieses Eingesperrtsein nicht länger ertragen.«
»Wir müssen befürchten, daßjemand Ihnen etwas tun könnte.«
»Mir etwas tun? Wer?«
Sein fetter Körper füllte die Uniform wie eine zu prall gestopfte Wurst. »Einer Ihrer Landsleute vielleicht. Sie sind ziemlich erbittert. Obwohl sie sich sehr zahm in ihr Schicksal ergeben haben.«
Er zog eine neue Zigarre aus dem Etui. »Wissen Sie«, er winkte ihr mit der Zigarre, »Sie haben sich selbst betrogen. Sie haben einen solchen Fetisch aus dem Frieden gemacht, daß Sie nicht einmal in der Lage waren, sich zu verteidigen.« Er pellte die Plastikhülle von der Zigarre und leckte sie ab. Dann steckte er sie in den Mund. »Ich kann verstehen, daß man eine Abneigung gegen irrationale Gewalt hat, aber rationale Gewalt hält die Nationen zusammen.« Er steckte seine Zigarre an.
Paula schaukelte mit dem Stuhl vor und zurück.
»Ich verstehe Sie wirklich nicht«, sagte
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