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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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mich geprügelt. Es war ein böser Kampf. Ich habe einen Mann erschlagen, der eine Menge Verwandte hatte. Einer von Ihnen war der Primas von Ilo.« Er warf einen traurigen Blick in die leere Flasche und schleuderte sie in den Sand. »Das war gerade genug, um mich richtig durstig zu machen.«
    Bunker zog die zweite Flasche aus seiner Jackentasche. Kary griff mit beiden Händen nach ihr. »Ihr seid wirklich nette Leute«, sagte er in der lingua franca.
    Paula lachte. Sie konnte ihm nicht folgen. Wahrscheinlich war er weit über zwei Meter groß, groß sogar für einen Stythen. Aber seine Kleider stanken nach Schweiß. Sorgfältig stellte er die halbleere Flasche in den Sand und fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Sie sprechen Stythisch«, sagte er zu Paula. Dann musterte er sie kritisch von oben bis unten, bevor er sich an Bunker wandte. »Füttern Sie sie nicht richtig?«
    Bunker sagte: »Ich liebe magere Frauen. Die sind besonders scharf.«
    Paula blickte sich um. Die Steinpfeiler der Pier wirkten wie gigantische Säulen. Kary streckte sich auf dem Sand aus, ohne die Flasche loszulassen. »Ich will jetzt schlafen.«
    Die beiden Anarchisten lachten. »Gute Nacht.«
    Sie gingen zu Fuß zum Hotel zurück, und Paula packte ihren Koffer aus. Bunker hatte recht. Wenn der Rat das Projekt fallen ließ, mußte sie wieder nach Hause fahren. Aber sie wollte noch eine Weile hier bleiben und mit diesem Kary sprechen. Sorgfältig hängte sie das lange, weiße Kleid auf einen Bügel. Es knitterte leicht. Zwei Betten standen im Zimmer. Die Tagesdecken waren von dem gleichen dunklen Rot wie der Teppich. An der Wand hing ein maschinengewebter Gobelin, wohl aus Turkestan oder so einer Gegend. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft. Sie ging durch das Wohnzimmer in die Küche.
    Bunker stand am Tisch, zerteilte Pfirsiche und warf die Hälften in einen Kochtopf. Sie ging an ihm vorbei und nahm sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank. Die Sonne ging unter, und die Lampen an der Küchendecke schalteten sich automatisch an. Bunker legte den Deckel auf den Kochtopf. Dann hielt er Löffel und Messer unter den Spülspray.
    »Sie sind wirklich sehr ordentlich«, sagte Paula.
    »Ich mag keinen Dreck hinterlassen.«
    Der Kochtopf gab einen leisen Summton von sich. Er schaltete ihn aus, kellte den gegarten Pfirsich-Stew in zwei Schalen und reichte ihr eine davon.
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Paula hockte sich auf den Teppich und blies über ihren Stew, um ihn abzukühlen. Bunker setzte sich auf die Couch.
    »Ich nehme an, daß die Stythen in Familien leben«, sagte er.
    Sie aß eine der gesüßten Pfirsichhälften und nickte. »In riesigen Familien. Sie sind polygam.« Sie verspürte plötzlich Mitleid mit Kary, diesem Mann, der an eine große Gemeinschaft gewöhnt war und nun völlig allein leben mußte. »Sie kochen wirklich gut«, sagte sie anerkennend.
    »Freut mich, daß es Ihnen schmeckt.«
    »Sie haben Ihren Beruf verfehlt. Als Koch sind Sie sicher besser denn als Einbrecher.«
    Er trat zu dem riesigen Videone, das gleich neben der Tür stand, und wählte die Nummer der lokalen Radiostation. Sie brachten moderne Musik. Paula löffelte die Saftreste aus ihrer Schale. Bunker warf sich auf die Couch, umspannte seine Schale mit dem linken Unterarm und begann zu essen.
    »Einbrechen ist nur eine Art Hobby von mir«, sagte er. »Wie gut kennen Sie Cam Savenia?«
    »Ich habe sie ein paar Wochen lang auf ihren Wahlreisen begleitet. Aber das ist schon eine ganze Weile her.«
    »Sie ist sehr ehrgeizig.«
    Paula zuckte mit einer Schulter. »Sie ist Marsianerin - und eine Frau.«
    »Ich habe noch nie bemerkt, daß Frauen ehrgeiziger sind als Männer.«
    »Ich wollte sagen, daß es eine Frau auf dem Mars schwerer hat, sich durchzusetzen.«
    Das Videone verstummte. Paula sprang auf und ließ die leere Schale zu Boden fallen. Sie erreichte den Apparat einen Schritt vor Bunker und schaltete von Radio auf Intercom. Die Nachricht erschien in großen, gelben Buchstaben und war zunächst schwer zu entziffern. Paula drehte am Einstellknopf. Die Schrift wurde deutlicher:
    JEFFERSON AN BUNKER: DER RAT HAT MIT 270 GEGEN 265 STIMMEN FÜR DIE WEITERFÜHRUNG DES PROJEKTS GESTIMMT. - ZED.
    Paula stieß einen Freudenschrei aus. Bunker sagte trocken: »Nur fünf Stimmen mehr. Niemand hat die Faschisten so im Griff wie Roland.«
    Paula schaltete das Videone wieder auf Radioempfang, und wieder füllte Musik den Raum. »Roland? Meinen Sie Sybiljefferson damit?«
    Er

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