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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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trat von der Haustür fort. Eine zweite Sirene jaulte auf, dann eine dritte, eine vierte, und plötzlich setzte auch die auf dem Dach des Hauses ein.

    »Komm weiter.« Hinkend ging Paula den sanft geneigten Hang hinab, auf den Zaun zu.
    An Chu begann zu laufen. Sie warf einen Blick zurück.
    »Aufpassen!«
    Paula fuhr herum. In der Nähe des Gebäudes, das sie eben verlassen hatten, flammte ein Scheinwerfer auf. Das Heulen der Sirene dröhnte in ihren Ohren.
    »Lauf!« flüsterte An Chu.
    »Nein.« Paula ergriff ihren Arm und hielt sie fest. Zwei Gestalten kamen den Hang herunter auf sie zugelaufen.
    »Stehenbleiben und Hände hoch!«
    Paula hob die Arme. »Was ist denn los?« rief sie. »Wir wollen doch nur nach Hause.«
    Zwei marsianische Soldaten traten auf sie zu. Einer von ihnen hatte eine schwere Pistole in der Hand. Der andere tastete Paula nach Waffen ab.
    »Okay. Und wo ist zu Hause? Sie wissen, daß Sie die Sperrstunde schon um dreißig Minuten überschritten haben.«
    Paula gab die Adresse an, die auf ihrer Arbeitskarte stand. Der Scheinwerfer wurde ausgeschaltet. Das runde Auge wurde erst gelblich, dann braun und schließlich schwarz. Nun wurden auch die Sirenen abgestellt. Die plötzliche Stille war beinahe bedrückend. Der Soldat mit der Pistole blickte zur dunklen Domwand hinauf.
    »Falscher Alarm?«
    Der andere studierte Paulas Arbeitskarte, die mit einer Leuchtsubstanz präpariert war. »Was tun Sie eigentlich so weit von Ihrer Woh...« Hoch über ihren Köpfen ertönte ein dumpfer Knall.
    »Kommen Sie mit! Laufen Sie!« Er packte Paulas Arm und zerrte sie mit sich zum nächsten Gebäude. Der andere Mann und An Chu folgten ihnen.
    Wieder ein dumpfes Krachen, viel näher dieses Mal. Es klang wie ein Donnerschlag.
    Der Soldat öffnete eine Falltür, die eine Kellertreppe freigab, und stieß Paula die Stufen hinab. Sie warf einen Blick zurück. Auf der anderen Seite des Doms, hinter dem Zaun, sah sie plötzlich eine blaue Stichflamme auflodern. Sie wirkte wie ein riesiger Stern. Der Soldat stieß sie die letzten Stufen hinab.
    »Achtung!« quäkte eine Stimme aus dem Lautsprecher. »Bitte herhören.«
    Der dunkle Kellerraum war mit Menschen überfüllt, die Kopf an Kopf standen. Der Soldat drängte sie durch die Menge. Seine Taschenlampe legte einen schmalen Lichtteppich vor ihre Füße.
    Sie trat über Beine und Körper von Menschen, die auf dem Boden hockten.
    »Paula...«
    Sie griff nach An Chus Hand und zog sie hinter sich her. Es gab keinen Platz mehr, um sich auf den Boden zu setzen, also standen sie, eng nebeneinander. Die Soldaten waren verschwunden.
    »Achtung. Wir liegen unter Meteoriten-Beschüß. Es gibt keinen Grund zur Aufregung. Bitte, bleiben Sie ruhig und folgen Sie den Anordnungen der Polizei.«
    »Meteoriten«, sagte An Chu. »Was wollen sie...«
    »Schsch...«, unterbrach Paula und legte einen Arm um An Chus Taille. Ihre Hüfte schmerzte, und sie verlegte ihr Gewicht auf das rechte Bein. Die Tür war hinter ihnen, nur zehn Meter entfernt, oder zwanzig Menschen weit. Der Boden vibrierte unter ihren Füßen. Die Leute um sie herum sprachen leise miteinander.
    Der Soldat, der sie hergebracht hatte, war immer noch im Besitz ihrer Arbeitskarte. Es bestand die Möglichkeit, daß er sie überprüfen ließ. Die Sirenen begannen wieder zu heulen.
    »Achtung. Soeben ist Entwarnung gegeben worden.«
    Die Menschen zeigten ihre Erleichterung, indem sie sich laut unterhielten und lachten, während sie zum Ausgang drängten.
    »Beeile dich.«
    Sie schoben sich durch die Menge. Die Deckenbeleuchtung flammte auf. Dicht vor dem Ausgang half ein Mann einer Frau in den Mantel. Sie hatte auf einem Exemplar des Stündlichen Nachrichtendienstes gesessen, das jetzt an ihrem Hintern klebte.
    Im Vorbeigehen nahm Paula es mit, als sie An Chu zum Ausgang folgte. Sie traten in die kalte Nacht hinaus und liefen den Hang hinab zum Zaun.
    RAZZIA VERNICHTET SABOTAGE-RING
    Die Polizei hat über tausend anarchistische Terroristen festgenommen. Die Razzia hat dieser domweiten subversiven Organisation das Rückgrat gebrochen.
    »Uber tausend«, sagte Paula. Selbst wenn man Abstriche für offizielle Übertreibungen machte, bedeutete es, daß mehrere hundert Menschen verschleppt worden waren. Es gab nur wenige Orte in New York, wo man eine solche Menschenmenge festhalten konnte. Selbst nach den Immigrationen der letzten Monate hatten die Marsianer nicht genügend Truppen, um Hunderte von Gefangenen in kleinen Gruppen zu

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