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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Explosionen, lief sie blindlings in einen Maschendrahtzaun.
    Der Angriff war zu Ende. Die Sirenen jaulten Entwarnung.
    Paula und An Chu kletterten über den Zaun und sprangen auf der anderen Seite in das gemähte Gras des Vorgartens einer marsianischen Enklave. Humpelnd trabte Paula auf die Domwand zu, die dicht hinter einem mehrstöckigen Gebäude lag. Sie hörten Stimmen und sahen Menschen aus dem Keller des Hauses strömen. Die Lichter des Gebäudes wurden eingeschaltet. Paula und An Chu wurden in der Menschenmenge nicht bemerkt. Sie schlichen sich in den Keller, um sich tagsüber dort zu verstecken.
    An Chu fand ein Bankett in den Mülltonnen: nasses, aufgeweich-tes Brot, Kerngehäuse von Äpfeln und vier Konservendosen, an deren Boden noch Bohnen und Gemüse klebten. Sie tranken an einem Brunnen und verbrachten die meiste Zeit des Tages im Keller des Hauses, hinter den Reinigungsmaschinen. Nach Anbruch der Dunkelheit kamen sie heraus und gingen an der Domwand entlang nach Norden, um die Einflugsschleuse zu suchen.
    Sie wölbte sich aus der Domwand wie eine riesige Blase. Der Drahtzaun, mit dem sie gesichert war, hatte isolierte Pfosten. In fünf Fuß Abstand befand sich ein zweiter Zaun, der ebenfalls elektrisch geladen war.
    Paula setzte sich auf den Boden. Ihre Hüfte schmerzte mehr als tags zuvor, und sie wußte, daß die Wunde infiziert war. »Dort müssen sie sein«, sagte sie.
    »Ob der Zaun unter Strom steht?«
    »Faß ihn an, dann weißt du es.«
    »Hast du schlechte Laune?«
    Paula wandte den Kopf ab. Sie hatten Jennie gefunden, aber sie konnten nichts tun, um ihr zu helfen. Sie stand auf und ging humpelnd am Zaun entlang. Sie sah Leute in dem großen Camp hinter dem Zaun. Wahrscheinlich Soldaten. In etwa fünfhundert Metern Entfernung waren die Rampe und die Wand der Schleuse.
    »Wenn die Stythen wieder angreifen, könnten wir es versuchen«, sagte An Chu.
    Paula rammte die Hände in ihre Jackentaschen. Jedesmal, wenn sie mit dem linken Fuß auftrat, fuhr ein stechender Schmerz durch die ganze Seite.
    Der Zaun beschrieb einen leichten Bogen.
    »He! Stehenbleiben!«
    Sie zuckte zusammen wie von einer Kugel getroffen. Dann rannte sie vom Zaun fort ins Dunkel. Sie erreichte das Haus und den Rasen. An Chu überholte sie.
    »Stehenbleiben oder ich schieße!«
    Paulas Hüfte drohte einzuknicken. Sie konnte nicht mehr weiter. Sie ließ sich fallen und blieb am Boden liegen. An Chu lief weiter. Eine Maschinenwaffe ratterte. An Chu brach in die Knie. Eine Menschenmenge sammelte sich vor dem Haus. An Chu versuchte aufzustehen. Blut schoß aus ihrem Hals. Wieder ein kurzer Feuerstoß, und sie brach zusammen.
    Ein Soldat mit einer Maschinenpistole lief an Paula vorbei, und sie stand auf. Menschen drängten sich um An Chu, die reglos im Gras lag. Paula mischte sich unter sie. Ihre Freundin war tot, von mehreren Kugeln getroffen. Ein Mann hinter Paula sagte: »Waren sie nicht zu zweit?«
    Die Hände in die Taschen gegraben, bahnte sie sich einen Weg aus der Menge. Hinter ihr schrie jemand, und wieder ratterte die Maschinenpistole. Nirgends gab es einen Ort, an dem sie sich verstecken konnte.
    Sie zwang sich, nicht zu laufen. Das hätte sie bestimmt verraten, und sie versuchte, nicht zu hinken. Wieder ein Feuerstoß. Die Marsianer schössen blindlings um sich. Vor sich sah sie einen vagen, breiten Schatten im Dunkel. Sie streckte die Hände danach aus und berührte kalten Maschendraht.
    Der Zaun. Sie lehnte sich ein paar Sekunden lang gegen das kalte, feuchte Drahtgeflecht. Sie hatte nicht mehr die Kraft, hinüberzuklettern. Ihre Finger krallten sich in die Drahtmaschen.
    Rauf! Ihr linkes Bein versagte ihr den Dienst. Mit beiden Armen zog sie sich hinauf und rammte die Fußspitzen in das Drahtgeflecht. Dann hakte sie sich mit den Armen an den oberen Rand des Zauns und hing dort, am Ende ihrer Kraft. Hinter ihr jaulten die Sirenen. Ihr linkes Bein hing wie ein unnützer Fremdkörper an ihr. Sie zwang sich zu einer letzten Kraftanstrengung und zog sich hinauf. Das Bombardement begann. Die Lichtbomben schienen in ihrem Kopf zu explodieren. Blind und halb betäubt von dem donnernden Krachen ließ sie sich auf der anderen Seite des Zauns zu Boden fallen. Sie spürte keinen Schmerz, als ihr Körper hart aufschlug. Der Boden bebte unter ihr. Sie stemmte sich hoch, kam auf die Füße und humpelte weiter.
    Sie erreichte das Nikolas Building bei Tageslicht und versteckte sich im Park, bis es dunkel wurde. Ihre Stirn war

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