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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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Wahrscheinlich Gewohnheit.
    Sie sahen den See noch immer als See, so wie sie ihn früher gesehen hatten. Paula saß mit gekreuzten Beinen im Windschatten einer der Ruinen und blickte den drei Menschen entgegen.
    Die Frau führte sie. Paula hatte längst erkannt, daß die Frau die stärkste von den dreien war. Die beiden Männer folgten ihr voller Vertrauen. Sie erreichten den großen Felsen am Südende des Sees.
    Paula stand auf.
    Einer der Männer sah sie sofort, tippte der Frau auf die Schulter und deutete auf sie. Paula winkte ihnen und wartete, bis sie sie fast erreicht hatten, erst dann trat sie hinter den Haustrümmern hervor. Sie drängten sich um sie.
    »Wo ist Ihr Freund?« fragte die Frau. »Wir haben auf ihn gewartet.«
    »Er hat zu tun.«
    Hinter der Ruine, bei der Paula gewartet hatte, war das Land zerklüftet. Hier wuchs noch Gras, und die meisten der Bäume waren stehengeblieben. Schmale Schluchten durchzogen den felsigen Boden. Sie führte die drei Menschen in einen dieser unübersichtlichen Gräben bis zu der Stelle, an der sie mit Kasuk und Junna vor zwei Jahren in den Dom gekommen waren. Am Ende der Schlucht ging sie zwischen zwei alten Bäumen hindurch in eine schmale Öffnung auf halber Höhe der Felsenwand. Sie führte in eine riesige Höhle, deren Wände mit Kacheln ausgelegt waren.
    Es war eine frühere Station der Untergrundbahn. Das Air-Car parkte vor der gegenüberliegenden Wand.
    »Phantastisch.« Einer der Männer lief zu dem kleinen Fahrzeug und klappte die Motorhaube auf.
    Paula steckte die Hände in die Taschen. Durch den Höhlenein-gang fiel genügend Licht herein, um das breitnasige, freundliche Gesicht der Frau erkennen zu können. »Hören Sie das?« Paula deutete mit dem Kopf auf den rückwärtigen Teil der Höhle. Das Rauschen des unterirdischen Flusses tönte aus dem Dunkel.
    »Hört sich nach Wasser an«, sagte die Frau ruhig.
    »Das ist Ihr Weg aus dem Dom. Das Air-Car ist nicht amphibisch, sie müssen also ziemlich vorsichtig sein, damit der Motor nicht naß wird. Folgen Sie dem Fluß stromabwärts bis zum Was-serfall, dann folgen Sie dem anderen Flußarm stromaufwärts.
    Nach etwa fünfzehn Meilen erreichen Sie ein Loch in der Tunneldecke.«
    Die Frau lächelte sie an. »Sie und er sind die letzten, wissen Sie«, sagte sie ruhig. »Alle freien Anarchisten sind bereits fort.«
    Die beiden Männer stiegen in das Air-Car. »Ein erstklassiger Wagen, Kadrin«, sagte einer von ihnen begeistert.
    Die Frau winkte ihnen zu.

    »Noch einen guten Rat: Brechen Sie bei Tage auf. Die Stythen vertragen kein helles Licht.«
    »Danke«, sagte die Frau.
    »Danken Sie mir nicht. Ich glaube, daß Sie durchkommen werden.«
    Die Frau lachte und schlug Paula auf die Schulter, als ob sie einen herrlichen Witz gemacht hätte. Dann ging sie zu den beiden Männern und inspizierte mit ihnen das Air-Car. Paula verließ die Höhle.
    »Irgend etwas hat draußen herumgeschnüffelt«, sagte Bunker.
    »Es hat mich aufgeweckt.«
    Sie legte sich neben ihn auf die Decke. Ihr Haar verfing sich in dem Dornengestrüpp, unter dem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Vorsichtig befreite sie sich. In dem Dickicht, das seit einiger Zeit ihren Unterschlupf bildete, war gerade genug Platz, daß sie beide nebeneinander liegen konnten. Der Wassereimer stand neben Bunkers Kopf. Sie trank eine Tasse Wasser.
    »Wie fühlst du dich?« fragte sie.
    »Es schmerzt noch immer irrsinnig.«
    Sie konnte kaum sein Gesicht sehen. In weniger als einer Stunde würde es hell werden. Sie war todmüde und legte den Kopf auf die verschränkten Arme. Bunker preßte beide Hände auf seinen Bauch.
    »Ich beginne zu begreifen, was Saba damit meinte«, sagte sie.
    »Womit?«
    »Mit seinem Diktum von der Schuld der Menschen gegeneinander. Es muß doch so etwas geben. Die Menschen sind doch nicht nur dazu da, um einander auszunutzen.« Der Dornenbusch roch bitter, und zwischen ihren Zähnen knirschte Sand. Sie fuhr mit der Hand über ihr Gesicht. »Etwas, das wir einander schuldig sind.«
    »Wo warst du?«
    »Ich habe diese Leute zum Air-Car gebracht. Kadrin und ihre beiden Freunde.«
    »So.«
    »Sie werden nicht durchkommen. Wenn die Marsianer sie nicht erwischen, werden sie von den Stythen gefaßt. Ich begreife nicht, warum sich diese Leute überhaupt die Mühe machen.«
    »Sei nicht so pessimistisch, Junior.« Bunker wandte ihr das Gesicht zu. »Du bist eigentlich schon etwas zu alt dafür, dir über solche Sachen den Kopf zu

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