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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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kleiner Junge. »Ich hasse dich«, sagte er. »Das ist zumindest ehrlich.«
    Er lief aus dem Zimmer. Der Sohn des falschen Mannes. Sie starrte auf das Modell. Jupiter drehte sich inmitten seiner Kette von Monden auf sie zu. Sie schlug die kleinen Kugeln gegen die Zimmerwand. Sie prallten zurück und wurden von dem Sonnenmodell wieder in ihre Umlaufposition dirigiert. Ketac war gegangen. Die beiden Arbeiter schleppten Stühle herein. Tief in Gedanken versunken blickte sie auf das Modell des Sonnensystems.
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, daß jemand sie anblickte. Sie wandte den Kopf und sah Tanoujin hinter sich stehen.
    »Was machen Sie denn?« fragte er. »Ich dachte, Sie würden eine elegante Form des Suttee* planen, im Gedanken an ihren Liebhaber.«
    Sie wandte sich wieder dem Modell zu. »Nicht sehr praktisch.«
    »Vielleicht haben Sie ein kurzes Gedächtnis.«
    »Im Gegenteil. Ich erinnere mich an alles.«
    Die Arbeiter nahmen Haltung an. Saba trat herein, gefolgt von Ymma, Leno und ihren Adjutanten.
    Paula trat einen Schritt von Tanoujin fort. Sie stand jetzt in der Mitte des Raums und hatte sie alle im Blickfeld. Leno stand vor dem großen Sessel zu ihrer Linken und wartete darauf, daß Saba
    * Selbstmord von Witwen in hindustanischen Ländern - Anm. d. Übers.
    sich setzte. Paula lehnte sich gegen einen hüfthohen Bücherschrank, der die ganze Wand einnahm.
    »Wer ist Alvers Newrose?« fragte Saba und setzte sich auf die gelbe Couch. Die anderen Männer setzten sich nun ebenfalls.
    »Das ist ein führender marsianischer Politiker«, sagte Paula.
    »Er war erster Sekretär des Rates, bevor Cam Savenia auf diesen Posten kam. Ich weiß nicht, was er jetzt ist.«
    »Kann man ihm vertrauen?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Es war seltsam, so nüchtern und sachlich mit ihm zu reden. Sie wünschte, sie hätte ihm die Augen ausgekratzt. »Sybil Jefferson mochte Newrose. Er war ihr der liebste Verhandlungspartner unter den Marsianern.«
    »Was ist mit ihr überhaupt passiert?«
    Vom anderen Ende des Raums antwortete Tanoujin: »Savenia hat sie erschießen lassen.«
    Saba erhob sich, und nach ihm auch alle anderen. Er ging um die niedrige Couch herum. »Dieser Newrose kommt zu Verhandlungen her. Wenn es uns gelingt, den Rat zum Frieden zu zwingen, können wir uns mit der marsianischen Armee etwas Zeit lassen.«
    »Sie werden sich nicht ergeben«, sagte Ymma. Das Deckenlicht warf scharfe, groteske Schatten auf sein zerhacktes Gesicht.
    »Nicht, solange ihre Flotte noch draußen operiert. Oder seid ihr anderer Ansicht?«
    »Sie haben gesehen, was wir mit der Erde gemacht haben«, sagte Saba.
    »Wo steht die marsianische Flotte?« fragte Ymma.
    Leno stand hinter dem großen Sessel, auf dem er gesessen hatte, die Hände auf die Lehne gestützt. »Irgendwo zwischen dem ersten und zweiten Ring der Asteroiden. Ich habe eine Patrouille von achtzehn Schiffen ausgesandt, um sie zu finden.« Seine Schnurrbartenden hingen ihm auf die Brust herab.
    »Vernichten müssen wir die Flotte so oder so«, sagte Tanoujin.
    »Warum also verschwenden wir Zeit zu diesen Gesprächen mit Newrose?« Er lehnte sich gegen die Wand. »Laßt ihn doch warten.
    Wenn wir ihre Flotte geschlagen haben, werden sich die Marsianer vor uns in den Dreck werfen, wohin sie gehören.«
    »Das kann noch eine ganze Weile dauern.« Saba ging wieder zur Couch zurück und setzte sich. David, der am anderen Ende der Couch gestanden hatte, trat jetzt auf Paula zu.
    »Irgendwann müssen sie zu ihrer Basis zurück«, sagte Ymma.
    Er lehnte ein paar Fuß von Leno entfernt an der Wand.

    »Offensichtlich haben sie Basen auf den Asteroiden«, sagte Saba.
    David sagte leise: »Bist du noch immer wütend auf mich?«
    »Nein.« Sie legte die Hand auf seinen Arm, erleichtert, daß er den dummen Streit ebenso vergessen wollte wie sie. Die Diskussion ging weiter. Paula blickte in das Gesicht ihres Sohnes. »Dich liebe ich noch immer, David«, sagte sie. »Aber es gibt keine Verbindung mehr zwischen deinem Vater und mir.«
    »Das liegt nicht an ihm.«
    »Wenn ihr die Marsianer wirklich finden wollt«, sagte Tanoujin, »dürft ihr nicht Leno damit beauftragen, sie zu suchen.«
    Paulas Aufmerksamkeit wandte sich wieder den Männern zu.
    Leno trat auf Tanoujin zu. »Was soll das heißen?«
    »Haltet den Mund.« Er stieß Tanoujin mit der Faust gegen die Schulter. Leno hatte den Kopf aggressiv vorgestreckt und starrte Sabas Lyo an. »Ich habe es endgültig satt, mir von

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