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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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trat auf den Gang hinaus. Leno stand inmitten eines Dutzends von Männern. »Wenn ich mit Tanoujin zusammenarbeiten müßte...« Sie drängte sich an ihm vorbei zum Lift. Die Gegenwart bekannter Menschen irritierte sie. Sie fühlte, daß sie wieder in ihr altes Leben aufgesogen wurde.
    Sie ging den Korridor entlang zu den Lifttüren. Niemand folgte ihr. Niemand versuchte sie aufzuhalten. Sie ließen sie gehen.
    Sie drückte auf den Ruf knöpf und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. Ein ständiger Strom von Stythen passierte sie in beiden Richtungen. Sie versuchte, nicht auf ihre Gespräche zu hören. Sie hatte sich noch immer nicht mit der Tatsache abgefunden, daß Kasuk tot war. Der Krieg hatte ihn verschlungen. Die Tür des rechten Lifts glitt auf, und ein Schwarm von Stythen trat heraus.
    Einer von ihnen war noch sehr jung. Sein Kopf war noch rasiert.
    Ein Schock rann durch ihren Körper. »David?«
    Er wandte den Kopf und blickte sie mit seinen braunen, leicht schräg stehenden Augen an. Sein Mund öffnete sich. Er breitete die Arme aus, und Paula riß ihn an sich.
    Nackt und durch am Hals befestigte Stricke miteinander verbunden hockten die Gefangenen der Stythen auf dem Boden. Die eisige Luft roch nach ihren Ausdünstungen. Paula raffte den Rock, als sie an mehreren Gruppen von Frauen vorbeiging. Sie waren nach Altersgruppen sortiert. Ihre Hälse waren von dem Seil wundgescheuert. Alle Kinder bis auf Säuglinge hatte man ihnen genommen. Sie versuchte, nicht in die Gesichter der gefangenen Frauen zu blicken. Eine alte Frau kam an ihr vorbei. Sie trug einen Eimer Wasser, in dem eine Schöpfkelle steckte. Die Frauen schrien nach Wasser.
    Sie erreichte die genauso zusammengefesselten Gruppen der Männer und blieb stehen, mit hängenden Schultern. Es mußten Tausende sein, erkannte sie. Sie sah blonde und dunkelhaarige Köpfe, Glatzen und Locken. Niemals würde es ihr gelingen, Bunker unter ihnen zu finden, falls er hier sein sollte. Ein Stythe trat auf sie zu und packte sie beim Arm.
    »Was suchen Sie denn hier?«
    Sie befreite sich aus seinem Griff. »Rufen Sie Tanoujin her.«
    Er grinste sie an. Eine lange Narbe lief über seine Wange.
    »NachTanoujin soll ich schicken? Sie sind wirklich komisch.« Er packte sie wieder und schüttelte sie. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Woher haben Sie das Kleid?«
    »Ich bin Paula Mendoza.«
    Sofort gab er sie frei. »Ach so. Ich rufe sofort oben an.« Er ging mit langen Schritten davon.
    Sie ging an den langen Reihen von Gefangenen entlang. Es waren fast alles Marsianer. Ihre Haare waren militärisch kurz geschnitten. Sie hockten oder lagen nackt auf dem Boden und blickten nicht auf, als Paula an ihnen vorbeiging. Die gesenkten Köpfe und der ergebene, hoffnungslose Ausdruck in ihren Gesichtern erschütterte sie. Der Gestank ihrer Ausscheidungen drehte ihr fast den Magen um. Sie sah zwei Männer, die Abfälle und Fäkalien in einen Kübel schaufelten. Auf ihren weißen Rücken waren tiefe Kratzwunden. Sie ging schneller.
    Die nächste Gruppe bestand aus alten Männern. Sie wollte achtlos an ihnen vorbeigehen, als ihr einfiel, daß Bunker grauhaarig war. Sie wußte, daß er nicht alt war, aber die Stythen konnten das sicher nicht unterscheiden. Als sie zur Hälfte an der Gruppe vorbei war, sah sie einen alten Mann zusammengerollt auf dem Boden liegen. Seine gebrochenen Augen starrten sie an. Links und rechts von ihm hockten zwei andere alte Männer, die an den Toten gefesselt waren, und blickten in die andere Richtung. Sie stieg über einen irisierenden Tümpel von Pisse. Der Saum ihres Kleides war feucht und schwer und kratzte ihre nackten Füße. Sie ging an der dritten Gruppe von Gefangenen vorbei, ohne Bunker zu entdecken. Die vierte bestand aus pubertierenden Jungen. Unter ihnen brauchte sie ihn nicht zu suchen. Sie ging zur fünften Gruppe.
    Bunker hockte zwischen den anderen auf dem Boden. Seine Augen waren geschlossen. Sie kniete sich neben ihn. »Dick.«
    Er hob den Kopf und öffnete die Augen, und zu ihrer Überraschung lächelte er sie an. »Ich habe mir von Anfang an gesagt, daß es nur Zeitverschwendung ist, wenn man sich um dich Sorgen macht, Junior. Was ist passiert?«
    »Jemand hat mich erkannt«, sagte sie. »Dick...« Sie streckte ihm beide Hände entgegen. Er ergriff ihre Handgelenke und preßte sein Gesicht in ihre Handflächen. »Was haben sie jetzt vor?« fragte er.
    Sie hörte das Geräusch eines Air-Car, blickte nach oben und stand auf. Das

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