Wandernde Welten
mich vor Ihnen gewarnt haben«, sagte er gepreßt.
Sie wandte sich an Ymma. »Er hat das Code-Buch nicht einmal überprüft. Er ist wirklich kein Profi in diesem Spiel. Und er hat mir gesagt, es habe eine zweite Schlacht stattgefunden.«
Ymma nickte. »Das stimmt. Ich habe gerade davon erfahren.
Wir haben acht weitere Schiffe verloren.«
Der Stythe beim Foto-Relais sagte: »Akellar, der Sendestrahl ist auf den Mars gerichtet.«
»Also haben Sie auch damit recht gehabt«, sagte Ymma zu Paula.
Sie wandte sich wieder Newrose zu. »Sie halten mich jetzt sicher für eine Verräterin«, sagte sie. »Aber Sie sollten sich dabei überlegen, daß wir Sie in gutem Glauben haben herkommen lassen. Selbst nach dem Zwischenfall mit Lore Smythe haben wir Ihnen vertraut. Wann werden Sie endlich bereit sein, dieses Vertrauen zu erwidern?«
Newrose zog ein weißes Taschentuch aus der Brusttasche seiner Tunika, faltete es auseinander und tupfte sich die feuchte Stirn ab. Dann legte er es wieder zusammen. »Sie sind am Zug, Mendoza.« Mit zwei Fingern steckte er das Taschentuch zurück.
»Zeigen Sie mir den Weg zu den Lifts.«
Sie machten sich auf den Rückweg durch die Trümmer von Luna. Newrose hielt den Kopf gesenkt, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. Bis sie zu dem weiten dunklen Raum kamen, gingen sie schweigend. Als sie wieder ins Licht traten, in dem langen Korridor, sagte Paula: »Sie können nicht betrügen, Newrose.
Diese Sache müssen Sie ehrlich durchstehen.«
Das Licht fiel auf sein Gesicht. Paula roch alten Brandgeruch.
Sie gingen zwischen Wänden, die von Explosionen eingedrückt und von Laserfeuer halb zerstört worden waren. Es lag ihr auf der Zunge, ihn daran zu erinnern, das dies, wie der ganze Krieg, Tanoujins Werk war, aber als sie es sagen wollte, zog Newrose wieder sein Taschentuch heraus, tupfte sich die Stirn ab und sagte:
»Ich versuche doch nur, meine Pflicht zu tun.«
»Ich verlange eine bedingungslose Kapitulation.«
»Unsere Armee ist dabei, den Krieg zu gewinnen.«
»Die Stythen werden ihn gewinnen.«
Sie mußte langsamer gehen, um auf dem unebenen, gewellten Plastikboden nicht auszurutschen.
»Tanoujin wird Unmögliches verlangen, und Saba wird es tun.
Wenn Sie und ich nicht vorher eine bindende Abmachung getroffen haben, werden sie den Mars angreifen, und dann haben Sie nicht die geringste Chance.«
»Was haben Sie vor?«
Sie hatten den Korridor mit der Notbeleuchtung erreicht. An seinem Ende sah sie die Türen der Lifts und beschleunigte ihre Schritte. »Darüber werden wir uns morgen unterhalten. Aber es ist sehr einfach. Sie und ich werden die neuen Beherrscher der Mittleren Planeten.
Als sie die Eisenstufen zum Beobachtungsraum hinaufstieg, saß Newrose bereits an dem zerkratzten Tisch. Sie schlug ihren Notizblock auf und legte ihn auf den Tisch. »Unterzeichnen Sie.«
»Ich würde vorher gerne Näheres...«
Sie setzte sich ihm gegenüber und verschränkte die Arme auf der Tischplatte. »Unterschreiben.«
»Ich möchte Sie warnen: notfalls werde ich diesen Vertrag widerrufen.«
»Unterschreiben.«
Er unterschrieb die Kapitulationserklärung. Sie schlug den Notizblock zu. »Gut. Und jetzt haben wir eine Menge Arbeit vor uns.«
»Was haben Sie eigentlich vor?«
Sie blickte durch das klare Fenster zur steilen Wand eines Mondkraters hinüber. Die Sonne versank. Eine Hälfte des blauen Planeten Erde wurde in ihrem Licht gebadet. »Ich weiß nicht. Das Mögliche. Wieviel Arbeit kann der Rat noch übernehmen?«
Er hob die Schultern. »Er kümmert sich um die Beziehungen zwischen den Regierungen seiner Mitglieder.« Er hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet. »In der Praxis vermittelte die Verbindungsperson des Komitees - Miß Jefferson - zwischen den einzelnen Parteien und regelte alle offenstehenden Fragen außerhalb der offiziellen Meetings. Sonst wären alle in den Detailfragen erstickt.«
»Wie viele Mitglieder?«
»Mars, Luna, das Politbüro von Crosbys Planet, die dreiundzwanzig Regierungen auf der Venus. Natürlich war Mars das bedeutendste Mitglied.«
Sie hob den Kopf. »Warum?«
»Nun, weil die Erde... weil Mars am stärksten und am reich-sten ist.«
»Weil die Erde kein Mitglied war.«
»Das Komitee war in ständiger Verbindung mit uns.« Er öffnete und schloß seine gefalteten Hände. »Wenn die richtigen Leute an der Spitze saßen, konnte das Komitee sehr einflußreich sein.«
Sie legte den Stylus auf den Tisch. »Das Komitee regierte die
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