Wandernde Welten
Notfall träte ein.«
»Das brauchst du mir nicht extra zu sagen. Ich habe ohnehin zu viel zu tun, um meine Zeit damit zu verschwenden, herumzu-sitzen und mir euer leeres Geschwätz anzuhören.«
»Gut.«
Sie stützte sich auf die breite Armlehne seines Sessels. Sie waren seit sechs Wachen von Lopka zurück, aber sie hatte ihn nur selten gesehen. Er verbrachte die meiste Zeit mit Melly. »Wie geht es mit deiner Ehe?«
»Ach, Paula...« - er schlug sich mit der Hand auf den Magen - »ich werde alt.«
»So schlimm?«
»Nein, so gut. Ich...« Er blickte auf, sah an ihr vorbei und lächelte. »Wo hast du so lange gesteckt?«
Paula wandte sich um. Tanoujin trat herein. Sie setzte sich auf ein Ende der Couch. Selbst jetzt noch war sie immer wieder von seiner Größe beeindruckt. Saba und er begrüßten sich mit einer Umarmung.
»Die Ehe bekommt dir nicht. Du wirst fett.«
»Sie bekommt mir sehr gut. Ich habe gerade mit Paula darüber gesprochen. Du solltest es auch mal wieder versuchen.«
Tanoujin lachte, warf Paula einen Blick zu und wandte sich wieder an seinen Lyo. »Erinnerst du dich noch an die Sonde, die wir während Mellenos Primat nach Lalande geschickt haben?«
»Nein.«
»Melleno 372. Die Aufnahmen kommen gerade herein. Eindeutig Planeten, die sich eignen. Komm mit mir auf den Oberon und sieh sie dir an.«
Saba stand auf und trat hinter seinen Schreibtisch. »Wann?«
»Jetzt gleich.«
»Ich kann nicht. Ich habe Melly versprochen, mit ihr ins Akopra zu gehen.«
»Ich werde mitkommen«, bot Paula sich an.
Tanoujin griff sich an den Kopf. »Ins Akopra? In dieses Akopra? Du willst wohl ihren Geschmack mit Gewalt ruinieren, falls sie einen hat. Bring sie doch nach Yekka.«
»Ich werde gehen«, sagte Paula.
»In Ordnung«, entschied Saba. »Nehmt die Ybicket. Vida kann euch fliegen.«
Tanoujin blickte Paula mit hochgezogenen Brauen an. »Wenn Sie dabei sind, braucht die Ybicket eineinhalb Wachen, um nach Yekka zu fliegen.« Er wandte sich an Saba. »Das Akopra kannst du doch auf später verschieben.«
»Ich habe es ihr versprochen.« Saba zuckte die Achseln. »Paula kann mit dir gehen.«
Sie stand auf und trat zur Tür. Tanoujin blieb zurück, um Saba doch noch umzustimmen. Das Wartezimmer war so groß wie der Büroraum. Ein gutes Dutzend Männer wartete darauf, mit dem Prima sprechen zu können. Sie stand zwischen den Stythen herum, bis Tanoujin aus dem Büro trat. Er sah sie mißgelaunt an.
»Nehmen wir David mit?« fragte sie.
»Ich kann die Ybicket nicht selbst fliegen.«
Lalande war ein Stern der M-Klasse, acht Lichtjahre von der Sonne entfernt, mit sechsundzwanzig Planeten. Unter Melleno hatte das rAkellaron in einem seiner wenigen lichten Momente Sonden nach benachbarten Sternen geschickt. Zwei hatten versagt. Drei waren noch immer unterwegs, aber die Lalande-Probe hatte ihr Ziel erreicht, und jetzt kamen die ersten Funksignale auf Oberon an. Paula schnallte sich auf den mittleren von Ybickets drei Sitzen fest. Tanoujin verband ihren Raumanzug mit den lebenserhaltenden Systemen.
»Vergiß nicht«, sagte er zu David, der auf dem vorderen Platz saß, »daß sie nicht zu stark beschleunigt werden darf.«
»Ich weiß«, sagte David.
»Sei nicht so frech zu mir, Junge.«
»Wie lange wird es dauern?« fragte Paula. Sie blickte auf das Fenster, das jetzt mit einer dunklen Verkleidung bedeckt war.
Eine rote Kontrollampe auf Tanoujins Radio-Armatur spiegelte sich in dem Glas. Er setzte Paula den Helm auf.
»Sechs Stunden.« Seine Stimme klang aus dem Lautsprecher, der über ihrem Kopf im Helm angebracht war. Er und David schnallten sich an.
Der Gleiter schoß in den fünf Meilen langen Tunnel, der in den Planeten hereinführte. Sie tauchten aus der Stadt und durchquerten das Magma der brodelnden tiefen Luftschichten. Eine große gelbe Welle rollte auf sie zu. Die Ybicket glitt über sie hinweg.
»Warum hat er geheiratet?« fragte Tanoujin. »Mit dem Kindchen macht er sich doch nur lächerlich.«
»Lassen Sie ihn in Ruhe. Er hat seinen Spaß.«
»Soso.«
Der Gleiter rollte von einer Seite auf die andere, als er eine Strecke von klarem Grün durchquerte. Vor ihnen lag die Vribulo-Sturmbank, fünftausend Meilen Turbulenzen. Paula erinnerte sich, daß sie einmal gemeint hatte, zweihundert Stundenkilometer seien eine halsbrecherische Geschwindigkeit. David flog den Gleiter fast so halsbrecherisch wie Saba.
Das kleine Schiff erreichte den Anfang der Sturmzone. Sie klammerte sich mit beiden
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