Wandernde Welten
wirkte der Film dunkel. Tanoujin deutete auf gelbe Linien, die sich deutlich von den anderen, dunkleren Farben abhoben.
»Diese Spektren zeigen, aus welchen Elementen der Planet besteht. Jedes Element absorbiert Licht von einer charakteristischen Wellenlänge. Dies...« - er deutete mit einer Kralle auf eine breitere, graue Fläche - »...ist eine Rho-Linie. Eine Interferenzerscheinung.« Er wandte sich an den Mann im grünen Mantel.
»Sind schon Fotografien hereingekommen?«
»Noch nicht.«
Der Projektor wurde wieder eingeschaltet.
»Was ist das?« fragte Paula und deutete auf eine Reihe von Punkten am Rand des Spektrums.
Tanoujin stand über die Projektionsplatte gebeugt und sagte ohne aufzusehen: »Pulse. Emissions-Tempi.« Er und der Mann im grünen Mantel sprachen über Salze. Sie blickte auf das Stück defekten Films, das sie noch immer in der Hand hielt. Die Spektrallinien faszinierten sie. Lalandes emittierte sein Licht zum größten Teil im Infrarotbereich. Hatten die Planeten Bewohner, konnten sie eine Welt sehen, die ihr verschlossen und unsichtbar blieb. Der Astronom schrieb eine Formel auf ein Blatt Papier und erklärte Tanoujin etwas. Tanoujin nickte. Sein Interesse an diesen Dingen machte großen Eindruck auf Paula. Er interessierte sich für alles. Sie blickte wieder auf den Filmstreifen in ihrer Hand. Die Rho-Linien waren in dem Durcheinander fließender Farben klar erkennbar. Sie zählte die Puls-Markierungen zwischen ihnen.
»Es ist eine Nachricht«, sagte sie.
Die beiden Männer wandten sich um. »Wie?«
»Der Abstand zwischen den Rho-Linien«, sagte Paula. »Vier-neun-einundvierzig-sechsunddreißig. Die Anzahl der Pulse, die dazwischen liegen.« Sie gab sich Mühe, ruhig zu sprechen.
»Einundvierzig?« sagte der Mann im grünen Mantel zu Tanoujin. »Ist sie verrückt?«
Tanoujin schüttelte den Kopf. »Sechzehn plus fünfundzwanzig.« Er nahm ihr den Film aus der Hand und begann die Punkte zu zählen.
Der Mann im grünen Mantel sagte säuerlich: »Das ist eine Fehlfunktion des Übertragungslasers.« Er blickte auf Paula herab, ein rundgesichtiger, sanfthäutiger Mann, der noch nie gekämpft hatte. »Was versteht denn die von Spektroskopie?«
»Nichts«, sagte Tanoujin. »Deshalb läßt sie sich auch nicht von Tatsachen verwirren.« Er rollte den Film zusammen und schob ihn in den Unterteil der Bank. »Sie sollten fantastische Romane schreiben«, sagte er zu Paula. »Sie haben eine Menge Fantasie.«
Er beugte sich wieder über die Projektionsplatte.
Paula zog den Film wieder hervor und rollte ihn auseinander.
Er wollte es nicht glauben, aber sie wußte, was sie sah. Sie zählte die Pulse zwischen den Rho-Linien in den Spektren: 13-16-25-36.
Dann fehlten zwei Rho-Linien, Fehler innerhalb des Fehlers. Sie blickte durch das Domdach zu den Sternen hinauf und fragte sich, welcher von ihnen Lalande sein mochte.
»Akellar, ich hasse es, immer wieder davon sprechen zu müssen, aber außer Ihnen nimmt niemand in der Kammer unsere Arbeit ernst.«
»Sie brauchen Geld«, sagte Tanoujin. Sie verließen das Observatorium und gingen zum Lande-Feld. David lief ihnen voraus und öffnete das Einstiegluk der Ybicket.
»Wir mußten einige sehr wichtige Arbeiten aufgeben, weil wir nicht die nötigen Geräte besaßen.«
»Ich werde mit dem Prima darüber sprechen.«
Paula stand neben dem schlanken Gleiter, griff nach der Unterkante des Luks und zog sich hinauf. Bei der geringen Gravitation kostete das kaum Muskelkraft. David half ihr auf den mittleren Platz. Uber den Helmlautsprecher konnte sie die Stimme des Astronomen hören. Dann zog sich Tanoujin durch das Luk.
»Ich werde zurückfliegen«, sagte er zu David. »Du gehst nach hinten.«
David, der bereits auf dem Vordersitz saß, fuhr empört herum.
»Aber...«
»Tu, was dir befohlen wird.«
»Aber - ich kann im Planeten nicht navigieren.«
»Dann wird es Zeit, daß du es lernst.« Tanoujin stieß David nach hinten und setzte sich auf den Pilotensitz.
»Paula...«
»Laß mich damit in Ruhe, David.« Sie beugte sich vor und verband ihren Druckanzug mit den lebenserhaltenden Systemen.
David kroch an ihr vorbei zum hinteren Sitz.
Als sie ins rAkellaron-Haus zurückkamen, saß Saba im Wohnzimmer seiner Suite in seinem Lieblingssessel.
Paula zog ihre Jacke aus. »Wie war das Akopra?«
»Entsetzlich.«
David kam herein, immer noch sauer über Tanoujins pädagogischen Sarkasmus, und Tanoujin folgte ihm.
Saba blickte seinen Lyo an. »Was
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