Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
Vom Netzwerk:
hast du herausgefunden?«
    »Die Filme sind erstklassig.« Tanoujin knöpfte seinen Mantel auf. »Alle sechsundzwanzig sind perfekt übertragen worden. Die Sonde hat einwandfrei funktioniert.«
    »Ich werde sie mir ansehen, sobald das Labor uns Kopien zusendet. Hast du Fotos mitgebracht?«
    Tanoujin schüttelte den Kopf. »Ich habe ihnen gesagt, sie sollen das Zeug nicht stückweise herschicken, sondern warten, bis alles beisammen ist. Sie brauchen mehr Geld.«
    »Sie brauchen immer mehr Geld.«
    Paula blickte die beiden Männer an und sah, was sie eigentlich längst hätte bemerken müssen: Sabas Haar war grau geworden, aber Tanoujins Haar war noch immer blauschwarz. Er sah nicht älter aus als vor sechzehn Jahren im Ninive-Club, wo sie ihn zum erstenmal getroffen hatte. Er alterte nicht.
    »Erzählen Sie uns etwas über Ihre kleinen grünen Männchen, die uns Spektral-Nachrichten schicken«, sagte Tanoujin zu ihr.
    »Das mußt du hören«, wandte er sich an Saba. »Du lachst dich tot.«
    Melly war am anderen Ende des Raums und drehte sich langsam um die eigene Achse. Sie hielt ihren Rock in beiden Händen und hatte den Kopf auf die Seite gelegt. Paula blieb in der offenen Tür stehen und sah zu dem Mädchen hinüber, das selbstvergessen tanzte. Plötzlich entdeckte die junge Stythin sie und blieb regungslos stehen.
    »Mach weiter«, sagte Paula ermunternd. »Es ist hübsch, wenn du tanzt.«
    Melly blickte ihr entgegen, als sie ins Zimmer trat. Paula setzte sich in ihren Lieblingssessel, den Rücken zum Fenster. Melly sagte steif: »Ich bin kein Spielzeug, an dem Sie sich amüsieren können, Mendoza.«
    »Dann blas dich nicht so auf«, sagte Paula.
    Das Mädchen preßte wütend die Lippen aufeinander. Sie wirkte viel älter, wenn sie ärgerlich war. Paula lachte. Melly durfte in der Suite unverschleiert sein, nicht aber draußen. Paula fragte sich, ob sie schon jemals draußen gewesen war. Und ob sie schon schwanger war.
    »Mein Vater hat mir gesagt, daß ich zu Ihnen freundlich sein soll«, sagte Melly, »aber ich sehe nicht ein, warum. Sie sind ja auch nicht freundlich zu mir.«
    »Ich könnte es aber sein.«
    »Sie haben meine Hochzeit für Ihre... Ihre Krönung ausgenutzt.«
    »Tut mir leid. Wir waren ein wenig im Druck.« Sie erinnerte sich an Sybil Jefferson und rutschte unruhig in dem großen Sessel nach vorn.
    Melly wollte ihr etwas sagen, aber bevor sie dazu kam, entdeckte sie etwas in der Vorhalle. Sie lief zur Tür und verneigte sich tief.
    »Prima.«
    Paula wandte den Kopf. Saba trat ins Zimmer. Er nickte Paula zu und sagte: »Ich habe Kopfschmerzen. Ich werde mich eine Weile auf dein Bett legen. Sorge dafür, daß ich nicht gestört werde.«
    Melly blickte ihn erwartungsvoll an. Er fuhr mit der Hand über ihr Gesicht. »Nicht jetzt, Baby.« Er schritt den Korridor hinunter zu Paulas Zimmer.
    Paula glitt aus dem Sessel und lief ihm nach. In ihrem Zimmer angelangt, drehte sie die Heizung herunter und schloß die Fensterläden. »Warum rufst du nicht Tanoujin?«
    »Der ist auch krank. Laß mich jetzt allein.«
    Sie verließ das Zimmer und schloß die Tür. Melly stand in der offenen Tür von Sabas Schlafzimmer und blickte zu ihr herüber.
    Als Paula auf sie zutrat, verschwand sie im Schlafzimmer und schloß die Tür. Paula ging ins Wohnzimmer zurück.
    Sie schrieb einen Brief an Newrose, in dem sie nach neuen Informationen fragte und ihm Ratschläge gab. Sie schrieben einander alle drei oder vier Wachen. Die Situation auf den Mittleren Planeten schien immer aussichtsloser zu werden.
    Kurz vor ein Glasen ging sie in ihr Schlafzimmer. Saba lag auf ihrem Bett, den Kopf zur anderen Seite gewandt. Sie ging um das Bett herum. Sein Gesicht wirkte friedlich und zeigte keinen Schmerz. Sie berührte seine Stirn. Er war tot. Seit Stunden.
    Sie setzte sich neben ihn. Es war völlig still im Zimmer. Sie berührte seine Lippen und die Innenseite seiner Handgelenke. Eine Minute lang saß sie still. Dann stand sie auf, um David zu rufen.
    Das Zimmer war so überfüllt, daß sie das Bett nicht sehen konnte.
    Alle sprachen gleichzeitig. Melly weinte, und Ketac brachte sie hinaus. David stand am Kopfende des Bettes, wie ein Wachtpo-sten. Paula fühlte sich müde und zerschlagen. Sie konnte Sabas Tod noch immer nicht ganz begreifen.
    Tanoujin kam herein. Sein Haar hing ihm wirr auf die Schulter herab, und er wirkte verschlafen. Sein Blick war auf Saba gerichtet. David sprang auf ihn zu, packte ihn bei der Brust und schrie:

Weitere Kostenlose Bücher