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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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blickte aber nur schweigend zur Tür.
    David kam in den riesigen leeren Saal. Er kam durch den Sand auf sie zu. Er hatte sich gewaschen und seine Kleidung gewechselt. Er blieb vor Tanoujin stehen.
    »Ich möchte mich entschuldigen für das, was ich gesagt habe. Ich...«
    »Mich interessiert das irre Geschwafel eines Bastards nicht«, sagte Tanoujin. Er überragte David um mindestens sechzehn Zoll.
    »Du bist genauso schlecht wie deine Huren-Mutter.«
    Die Sklaven lehnten sich auf ihre Harken und blickten interessiert herüber. Der Koch steckte den Kopf aus seiner Küche. Tanoujin wies mit der Hand auf Paula. »Weißt du, was sie getan hat? Sabas Asche war noch nicht ganz kalt, da hat sie auf einer versoffenen Party für Ketac die Beine breit gemacht.«
    »Ketac...«
    David preßte die Lippen zusammen und blickte seine Mutter verächtlich an. »Sie Schwein«, sagte er zu Tanoujin. »Ich wundere mich, daß Ihre dreckige Zunge noch nicht abgefault ist.«
    Tanoujin starrte den Jungen eine Sekunde lang wütend an.
    Dann packte er ihn mit beiden Händen bei den schulterlangen Haaren. »Steck sie auf!«
    David schlug mit den Krallen nach ihm. Tanoujin schwang ihn an den Haaren herum und schleppte ihn zur Tür. »Es geht nicht nur um das Aussehen, ohne Rücksicht darauf, was ihr Anarchisten denkt.« Er warf David aus der Tür.
    Die Sklaven standen noch immer reglos und starrten Tanoujin an, der jetzt zurückkam. »Sie sind wirklich eine Hure. Sie kämpfen nicht einmal für den eigenen Sohn.«

    Sie lachte und ging zur Tür.
    Während der nächsten Wache fielen Ketac, Dakkar und Junna auf der Straße vor dem rAkellaron-Haus über David her und steckten ihm das Haar auf. Eine Menschenmenge sammelte sich um die vier Männer. Paula trat auf den Balkon hinaus.
    David wehrte sich verzweifelt.
    Paula wandte sich um. Tanoujin war auf den Balkon getreten.
    »Haben Sie das angestiftet?«
    »Ja.«
    David schüttelte die Angreifer ab. Sein schulterlanges Haar hing wirr um seinen Kopf. Junna krachte mit dem Rücken auf das Pflaster. Die Menge johlte begeistert. Ketac und Dakkar packten David von beiden Seiten. Ketac lachte schallend, als sie David auf den Boden drückten.
    »Er ist zu dumm, um zu wissen, wann er geschlagen ist«, sagte Tanoujin.
    Ketac hielt Davids Arme fest, Junna hockte auf seinem Rücken, und Dakkar beugte sich an ihm vorbei und schlug einen Knoten in Davids Haar.
    Ketac schrie die Eidesformel. »Wer ist der Mensch?«
    »Die Stythen!« brüllte die Menge. David schwieg.
    »Wohin führt der Weg?«
    »Zur Sonne.«
    »Steh zu deinem Glauben.« Ketac schlug David die flache Hand ins Gesicht. Paula zuckte zusammen.
    Sie ließen ihn los, und David sprang auf die Füße. Seine Brüder umringten ihn und zogen ihn auf. Ketac klatschte vor Davids Nase in die Hände.
    Paula ging ins Zimmer zurück. Sie setzte sich an den Tisch und schrieb weiter an dem Brief an Newrose, den sie begonnen hatte.
    Tanoujin trat herein. Sie blickte auf und klappte ihr Notizbuch zu.
    Er nahm sich einen Stuhl und stellte ihn so auf, daß er ihr gegenüber saß. Seine langen Beine wirkten wie die Gliedmaßen einer Spinne.
    »Paula«, sagte er. »Sie haben sich alles selbst zuzuschreiben. Ich...«
    »Warten Sie. Lassen Sie mich weitersprechen. Sie wollen mir sagen, wie sehr Sie mich mögen, und daß Sie weder mir, noch David weh tun wollen, aber für das Wohl des Imperiums...« Sie stand auf, trat zum Fenster und schloß die Läden, um den Straßenlärm auszuschließen. »Nicht mit mir, Tanoujin.«

    »Verschaffen Sie mir das Geld.«
    Sie trat zum Bett und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf das Fußende. Sie sah ihn ununterbrochen an. Sie hatte das unheimliche Gefühl, daß er sich sofort in etwas anderes verwandeln würde, wenn sie ihn auch nur eine Sekunde lang aus den Augen ließe. In einen giftigen Nebel oder etwas Ahnliches.
    »Sie stehen ohnehin in meiner Schuld«, sagte er sachlich. »Und Sie werden bald wieder meine Hilfe brauchen. Leno will, daß Sie fortgehen. Irgendwann werden Sie zu mir kommen müssen. Warum wollen Sie mich also verägern?«
    »Es ist ein gutes Gehirntraining.« Ketac hatte gerade ein Haus in Ober-Vribula gekauft. Dort könnte sie wohnen. Sie lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Sie werden es noch bereuen«, sagte er scharf. Er begann, die Geduld zu verlieren. »Und Sie können nicht bei Ketac leben. Ihr kleines Abenteuer ist bereits Stadtgespräch von Vribulo. Sie sind doppelt so alt

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