Wandernde Welten
wie er.«
Sie lachte. »Aber sehr gut erhalten.« Es klopfte an die Tür. »Ja, bitte.«
David trat herein. Sein frisch gebundener Haarknoten löste sich schon wieder auf. »Ich brauche Geld, Mutter«, sagte er und warf Tanoujin, der mit dem Rücken zu ihm saß, einen raschen Blick zu.
»Hallo, Tanoujin.«
»Willst du arbeiten?« fragte Tanoujin. Dabei blickte er jedoch Paula an.
»Was?«
»Du kannst bei mir arbeiten«, sagte Paula.
»Womit wollen Sie ihn bezahlen?« sagte Tanoujin spöttisch. Er steckte eine Hand in den Gürtel. »Ich brauche einen Piloten, Vida«, sagte er, ohne sich zu David umzudrehen. »Ich kaufe die Ybicket.
»Die Ybicket.« David ging um Tanoujins Stuhl herum und trat ihm gegenüber. Paula wußte, daß sie verloren hatte. »Wo ist sie jetzt? Wieviel haben Sie für sie bezahlt?«
»Ich schulde Ketac noch vier Millionen Dollar, die ich nicht habe, solange deine Mutter sich weigert, mit mir zusammenzuarbeiten. Das Schiff ist in Matuko. Kannst du es herbringen?«
David streckte die Hand aus. »Ich brauche Geld für den Bus.«
»Nimm Junna als Navigator mit.« Tanoujin drückte ihm ein paar Geldstücke in die Hand. Paula blickte schweigend von ihm zu David. Sein Haar war zu fein, um den Knoten zu halten. Eine Seite seines Gesichts war verschwollen. »Docke sie in Nummer 4-A bei der City-Schleuse. Melde dich bei Marus, wenn alles erledigt ist.«
»Ich bringe dir etwas aus Matuko mit«, rief David seiner Mutter zu, als er zur Tür lief.
»Das ist das anarchistische Erbe in ihm«, sagte Tanoujin sarkastisch. »Loyalität kennt er nicht.«
»Er ist auch Sabas Sohn.« Ihre Stimme klang heiser. Sie hustete, um es zu tarnen.
»Ich habe Sie vorher gewarnt«, sagte er.
Tanoujin kehrte nach Yekka zurück. Ketac ging mit Paula ins Akopra. Während der Pause kam Bokojin in ihre Loge. Ketac begrüßte ihn herzlich. Paula saß mit dem Rücken zu ihnen und trank Kakine. Sie verabredeten sich zu einem späteren Zeitpunkt, und der Akellar von Iiiini verließ die Loge.
Die Tranztruppe des Akopra brachte noch drei Tänze. Zwei davon waren klassisch, einer experimentell. Neue rAkopran waren äußerst selten, und Paula blickte interessiert auf die Bühne. Ketac war gelangweilt. Er spielte mit ihrer Hand, sprach mit ihr und wollte, daß sie ihn streichelte.
»Komm in mein Haus«, sagte er, als sie das Theater verließen.
»Nicht, wenn Bokojin auch dort ist.«
Sie gingen durch die Halle, vorbei an kleinen Gruppen von festlich gekleideten Menschen. Die Männer trugen lange Brokathemden, die Frauen Kleider, die mit Spitzen aus Metallfäden verziert waren. Ketac nahm sie fest beim Arm. »Woher weißt du, daß Bokojin zu mir kommt?«
»Das hast du doch vorhin mit ihm ausgemacht, erinnerst du dich nicht mehr? Vor knapp zwei Stunden.« Sie ging vor ihm durch die Tür. Lange Plakate aus blauem Papier kündeten die nächste Vorstellung an.
»Er wird nicht lange bleiben«, sagte Ketac.
»Ich hasse ihn. Frage ihn doch, was er von mir hält. Ich sehe dich dann später.« Sie befreite ihren Arm aus seinem Griff, und er ließ sie gehen. Sie wandte sich um und ging die Straße entlang.
Nach knapp einem Dutzend Schritten blieb sie stehen und wandte sich um. Ketac ging in die entgegengesetzte Richtung davon, zu seinem Haus. Sie lief ihm nach und folgte ihm in einem Abstand von etwa vierzig Fuß quer durch die ganze Stadt. Es war nicht schwer, ihn im Auge zu behalten. Er überragte die meisten anderen Männer um fast einen Kopf. Wenn seine langen Schritte ihn aus ihrem Gesichtsfeld trugen, trabte sie ein Stück, bis sie ihn wieder vor sich sah. Sie folgte ihm durch den Rand der Slums beim See und die Steile Straße hinunter, die aus breiten Stufen bestand. Am Fuß des Hügels trat er durch das Tor seines neuen Hauses. Paula ging am Tor vorbei, bog in die nächste Gasse ein, stieg auf eine Abfalltonne, kletterte über die Mauer und sprang in Ketacs Hof.
Die einzelnen Gebäude lagen um den quadratischen Hof herum. Vor jedem Fenster wuchsen Rankenpflanzen, die es zum größten Teil verdeckten, um den Einblick zu verhindern. Paula kroch an der Wand entlang zu Ketacs Schlafzimmerfenster.
Das Schlafzimmer schien leer. Sie zog sich auf den breiten Fenstersims und sprang ins Zimmer. Erst jetzt bemerkte sie, daß sie sich irgendwo das Kleid zerrissen hatte. Entweder auf der Mauer oder an den Ranken. Das zerrissene Kleid störte sie, und sie zog es aus. Darunter trug sie einen Overall, um sich gegen die Kälte zu
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