Wandernde Welten
traten ab und kamen auf ihn zu.
»Wenn ich dabei bin, kann ich Ihnen helfen, falls irgend etwas schiefgehen sollte.«
Tanoujin nickte wieder und sah sie an. Die Tänzer blieben im Gang rechts von ihm stehen. Er wandte den Kopf.
»Wie heißt du?« fragte er den neuen Tänzer.
»Kaps in.«
»Du bist für einundfünfzig Wachen zur Probe eingestellt«, sagte Tanoujin. Er wandte sich wieder Paula zu. »Ich glaube, ich habe eine recht brauchbare Idee.«
Paula lehnte sich zurück und unterdrückte ein Lächeln. Er hatte angebissen. Sie hatte es auch nicht anders erwartet.
Sie schlief mit Ketac. Die Narben auf seiner Brust und seinem Bauch fühlten sich wie Schweißnähte an. Nachdem er eingeschlafen war, stand sie auf und öffnete die Tür. Tanoujin trat ins Zimmer. Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und verließ seinen Körper. Paula führte ihn zu Ketac.
Selbst im Schlaf spürte Ketac den Kuß, mit dem sie ihm Tanoujins Sein einhauchte. Sie nahm seine Hände. Er wachte nicht auf.
Sie setzte sich auf die Bettkante und blickte in sein Gesicht.
Tanoujin sagte mit Ketacs Stimme: »Vorsichtig. Ich werde ihn jetzt wecken.«
Sie nahm Ketacs Hände in die ihren. Er zuckte zusammen, und seine Augen öffneten sich. Entsetzen lag in dem Blick, mit dem er sie ansah. Seine Brust hob und senkte sich gequält. Er öffnete den Mund, aber kein Wort kam heraus.
»Ketac«, sagte Paula leise, »ich bin hier. Es ist alles in Ordnung, alles in Ordnung.«
Seine Hände umklammerten ihre Finger, daß sie schmerzten.
Sie biß sich auf die Lippen. »Nur ruhig bleiben, Ketac, es ist gleich vorbei.«
Ketac bewegte wieder die Lippen. Sein Körper wand sich unter der Decke, und er schloß die Augen. Paula löste ihre schmerzende Hand aus seinem Griff und massierte sie.
»Nimm mich, Paula«, sagte Ketac mit Tanoujins Stimme. Sie beugte sich über ihn und preßte ihre Lippen auf seinen Mund. Ketac lag völlig still. Er war wieder eingeschlafen. Paula stand auf, ging zu dem Stuhl, auf dem Tanoujins regloser Körper saß und atmete ihn durch einen Kuß in ihn zurück.
Tanoujin richtete sich auf und fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Sie haben recht, Paula«, sagte er. »Er wäre gestorben, wenn ich ihn dazu gezwungen hätte.«
Sie setzte sich auf den Bettrand und zog eine Decke um sich.
Tanoujin trat ans Bett und berührte Ketacs Gesicht. »Er ist stärker als Saba.«
»Gehen Sie jetzt, ich bin müde.«
Er ging zur Tür. »Jetzt werden wir sehen, wer siegt.« Er drückte die Tür hinter sich zu. Paula legte sich wieder neben Ketac.
Ketac sprach nicht über das, was in der Nacht geschehen war.
Paula ging neben ihm am Bachufer entlang. Sie hatte erwartet, daß er auf sie wütend sein würde, weil sie Tanoujin geholfen hatte, aber es schien ihn nicht zu stören. Sie nahm seine Hand. In dem hohen Wildgras am Bachufer zirpten Krines.
Schließlich sagte er: »Warum hast du es mir nicht vorher gesagt?«
»Du hättest es mir nicht geglaubt.«
»Hast du es auch schon einmal getan?«
Sie nickte, den Blick auf den Bach gerichtet. »Wirst du mir gegen ihn helfen?«
»Gegen ihn?« Er blieb überrascht stehen und stieß mit dem Fuß in das Gras. »Was kann ich denn gegen ihn tun?«
»Das hängt ganz von dir ab. Du mußt ihn genau kennenlernen und wissen, was er ist. Aber dann gibt es einige Möglichkeiten.«
Sie setzte sich ins Gras.
»Was ist er denn? Er ist nicht nur ein Mensch.«
»So habe ich das nicht gemeint.«
»Er ist mehr als ein Mensch. Warum willst du, daß ich dir gegen ihn helfe? Was hast du mit mir vor? Es ist Blasphemie, sie gegen ihn zu stellen.«
Sie atmete tief durch. Wieder hatte sie verloren. Sie war sicher, daß Tanoujin alles mithörte. Vielleicht war es sinnlos, sich ihm zu widersetzen. Auf der anderen Seite des Baches war ein Weg, der durch die Felder zur Koup-Brücke führte. Ein Mann ging auf die Brücke zu. Es war Kapsin, der junge Tänzer, ein anderes Werkzeug in Tanoujins Händen. Sie wandte den Kopf zur anderen Seite.
Während der letzten Wache flogen David, Ketac und Junna mit der Ybicket zur Ybix, die in einer hohen Umlaufbahn um den Uranus kreiste.
Paula konnte nicht schlafen. Das Kopfkissen roch ein wenig nach Ketac. Sie stand auf und setzte sich ans Fenster. Die Tür öffnete sich, Tanoujin trat herein und sagte: »Die Ybicket dockt gerade ein.«
Sie hatte zwei Overalls an und eine Jacke darübergezogen. Alles, was sie mitnahm, war ihre Flöte. Sie gingen durch die Stadt zur
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