Wandernde Welten
Dollar.«
Paula schluckte das Stück Wurst hinunter, das sie gerade im Mund hatte. »Hau ab!«
Nachdem sie gefrühstückt hatte, zog sie sich an und ging zum Dachgarten hinauf. Der Boden war mit Glasscherben übersät, der Flügel auf die Seite gekippt. Drei Männer in Overalls waren dabei, die Scherben zusammenzufegen. Etwas abseits saß ein müde wirkender alter Mann mit einem Brötchen und einer Tasse Kaffee.
»Hallo«, sagte Paula. »Haben Sie das Theater miterlebt?« Der Marsianer hob den Kopf. »Nur einen Akt. Wer sind Sie?«
»Paula Mendoza. Ich gehöre zum Komitee.«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Von mir erfahren Sie nichts. Ich habe keine Lust, mir Läuse in den Pelz zu setzen.«
»Arbeiten Sie im Hotel?«
Der Mann kaute schweigend.
»Gestern nacht ist ein Stythe bei mir eingebrochen«, sagte Paula, »und die Hotelpolizei hielt es nicht einmal für nötig, ihn zur Rede zu stellen.«
Er kaute. Sie blieb stehen. Schließlich schob er die leere Tasse von sich. »Setzen Sie sich.«
Sie setzte sich ihm gegenüber. »Sie sagten, Sie hätten nur einen Akt des Theaters miterlebt. Ist denn so etwas hier schon öfter passiert?«
»Dreimal.« Er hob drei Finger. »Die ersten beiden Male war es ziemlich harmlos. Jemand hat einen von diesen schwarzen Bastarden wohl versehentlich angerempelt. Vielleicht hat er auch nur ein falsches Wort gesagt. Jedenfalls hat der Schwarze ihn verprügelt.
Beim erstenmal habe ich nicht mal die Hauspolizei gerufen.« Er zuckte die Achseln. Seine Augen wirkten faltig und müde. »Gestern nacht kam die ganze Horde hier an. Sie hatten Weiber bei sich und sind deswegen in Streit geraten, als...«
»Haben Sie Namen gehört?«
»Die klingen doch alle gleich. Einer von ihnen hatte einen Bürstenhaarschnitt. Er fuhr mit der Hand über seine Glatze. »Er ist der Sohn von einem der Oberhäuptlinge, hat er gesagt. Der hat dann das meiste abgekriegt. Und einer mit 'ner Narbe hier«, er deutete auf seine rechte Wange, »das war der Schlimmste.« Die fahlen Augen des Marsianers blinzelten sie an. »Sie sagten, einer sei in Ihr Zimmer eingebrochen? Dann kriegen Sie sicher Ärger.«
Sie blickte umher. Einer der drei Männer leerte gerade eine Schaufel mit Scherben in eine Mülltonne. »Und Sie glauben, daß Ihr Ärger vorbei ist?«
»Ganz sicher. Weil ich den Laden dicht mache, solange diese Schwarzen hier sind. Wenn die Leute mir keinen Schutz geben können, mache ich zu. Ich habe schon lange einen Urlaub nötig.«
Er winkte einen der drei Männer heran. »Bringen Sie der jungen Dame eine Tasse Kaffee.«
»Nein, danke«, sagte Paula. »Sie sagten, die Stythen hatten gestern nacht ein paar Weiber bei sich?«
»Manche von diesen Huren schrecken vor nichts zurück.«
»Können Sie mir Namen nennen?«
»Versuchen Sie es mal bei Lilly M'ka. Die nimmt alles mit, was kommt.« Er schenkte sich Kaffee nach und nahm einen Schluck.
Dann wandte er den Kopf, blickte über die Trümmer seines Dachgartens und schüttelte den Kopf. »Ich würde diese Stythen nicht auf zehn Schritte an mich rankommen lassen. Eine bösartige Bande. Ich würde gerne mal sehen, wenn sich ein paar von denen mit etwas schlagen, das ihnen gewachsen ist. Mit einem Wolf, zum Beispiel. Oder einem Leoparden.«
Paula sagte nichts. Als sie kurz darauf den Dachgarten verließ, fuhr sie in die Halle hinunter und kaufte an einem der Verkaufsstände eine besonders starke Taschenlampe.
Am Nachmittag traf sie sich mit Lilly M'ka in der Halle des Mezzanine, in der gerade eine Modenschau stattfand. Sie saßen an einem Fenstertisch und folgten der endlosen Parade der Mannequins, die die neueste Pelzmode vorführte. Die Hure war einige Jahre jünger als Paula, Anfang Zwanzig.
»Komisch«, sagte sie. »Cam Savenia hat mir vorhin genau die gleiche Frage gestellt.«
»Das freut mich zu hören. Wie gut kennen Sie Cam?«
»Nicht sehr gut. Aber ich dachte, Sie interessierten sich für die Stythen?«
Ein Mannequin in einer schmal geschnittenen Nerzhose ging an ihrem Tisch vorbei. »Haben Sie sich öfter mit ihr getroffen?« fragte Paula.
»Nur einmal, gleich nach der Ankunft der Stythen.«
Der Abgang des Mannequins wurde mit gedämpftem Beifall quittiert. Paula zog den Strohhalm aus ihrem Sodaglas und leckte die Schlagsahne ab. »Seit wann ist sie hier?«
»Seit zwei oder drei Tagen. Sie ist nicht leicht zu übersehen. Sie genießt das öffentliche Interesse.«
»Das kann man wohl sagen.«
Lillys Augenlider waren in mehreren
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