Wandernde Welten
fast brutalen Bewegung in die Scheide zurück, warf den Dolch in das Etui und schob es von sich.
»Ich habe nichts für Sie.«
»Das macht doch nichts.«
»Nehmen Sie es zurück.«
»Wenn Sie es wünschen.«
Sie machte keine Bewegung, das Etui an sich zu nehmen. Der Stythe drehte nervös an seinen Schnurrbartenden. »Sie sind eben eine Frau«, stellte er fest. »Ein Mann würde mir kein Geschenk machen, ohne eine Gegengabe zu erwarten.«
»Warum das?«
»Weil alle Systeme äquivalisieren.« Er stand auf und zog die Vorhänge vor die Fenster. Es wurde dunkel. Wie auf seinem Heimatplaneten Uranus. Es war immer dunkel und kalt auf Uranus.
Für sie war die Raumtemperatur fast ein wenig zu kühl, aber er schwitzte.
»Wenn es Sie so stört, daß ich eine Frau bin, warum haben Sie mich dann als Verhandlungspartner bestimmt?« sagte sie. »Es sind auch Männer im Komitee.«
»Weil es wenig zu sagen gibt.« Er drehte den Stuhl herum und setzte sich. »Wir wollen Ihnen nur eines klarmachen: Früher oder später werden die Stythen das ganze Sonnensystem beherrschen.
Wir haben ein Sprichwort: Es gibt nur eine Sonne, nur ein Gesetz, nur ein Imperium. Wir sind die geborene Herrenrasse. Wenn Sie sich uns unterwerfen, werden wir gerecht über Sie regieren. Wenn nicht, haben Sie die Konsequenzen zu tragen.«
Paula hockte sich auf den Boden. »Erstaunlich. Ist Ihnen das eben erst eingefallen?«
Er schrie sie an: »Werden Sie nicht unverschämt! Halten Sie mich für einen kindischen Schwachkopf? Oder wollen Sie mich einen Lügner nennen?«
»Nein«, sagte sie.
»Aber Sie sind eine Lügnerin.«
»Wann habe ich Sie belogen?«
Er schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte.»Gestern abend. Sie haben behauptet, es gäbe keine Regierung auf der Erde.«
»Das stimmt auch. Wieso, glauben Sie, können sich die Menschen nicht um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern?«
»Weil das der menschlichen Natur widerspricht.«
Er transpirierte jetzt sehr stark. »Niemand tut etwas, das er nicht zu tun gezwungen ist. Wer kümmert sich zum Beispiel um die Städte? Menschen besitzen keine so große Perspektive. Sie sehen nur ihr eigenes, kleines Leben.«
»Die Dome gehören einer privaten Gesellschaft. Man zahlt die Betriebskosten mit dem Strom- und Wassergeld.«
Seine runden, schwarzen Augen blickten sie starr an, und er gab einen kehligen Laut von sich, der seinen Zweifel andeuten sollte. Er zog das Etui wieder zu sich heran und nahm den Dolch heraus. »Er ist wirklich sehr schön«, sagte er,
»Ja.«
»Was würden Sie tun, wenn er Ihnen gehörte und jemand versuchte, ihn zu stehlen?«
»Ich würde alles tun, um ihn zurückzubekommen.«
»Und wie ist es bei Ihnen mit den Finanzen? Wer ist für das Geldzuständig?«
»Ebenfalls private Gesellschaften.«
»Soll das heißen, daß jeder einfach Geld drucken darf?«
»Sicher. Aber niemand nimmt Geld an, das nicht durch dahinterstehende Werte abgedeckt ist. Das Bankgeschäft ist ein sehr konservatives Gewerbe. Auf der ganzen Erde gibt es nur vierundzwanzig Geldinstitute.«
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Nein. Tut mir leid, daß Sie das anzunehmen scheinen.«
Er zog den Dolch aus der Scheide und legte die flache Klinge gegen seine Wange. Ein paar Sekunden lang standen sie einander schweigend gegenüber. Dann wandte er den Kopf zur Tür.
»Ketac!«
Der Junge mit dem Bürstenhaarschnitt trat herein: sein Sohn.
»Er wird Sie hinausbegleiten«, sagte der Akellar zu Paula. »Ich lasse Ihnen Bescheid sagen, wenn ich wieder mit Ihnen zu sprechen wünsche.«
Sie stand auf und zog den Rock ihres schwarzen Kleides glatt.
Der Akellar befahl seinem Sohn, sie bis zur Tür ihrer Suite zu begleiten. Er sagte das in einem so ernsten Ton, als ob es sich um eine längere Reise handelte. Als Paula und der junge Stythe das Zimmer verließen, schob der Akellar den Dolch wieder in die Scheide zurück.
Auf dem Weg zu ihrer Suite musterte Ketac sie mit unverhohlener Neugier. Sie vermied seinen Blick. Vor ihrer Tür drückte sie ihren rechten Daumen auf das weiße Feld, und die Tür glitt auf.
»Vielen Dank.«
Er vertrat ihr den Weg. »Ich will...« Er schluckte erregt. Dann deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Schlafzimmertür.
»Gehen Sie hinein.«
»Nein.« Sie wich ihm bis zur Mitte des Korridors aus. »Verschwinden Sie.«
»Ich habe gehört... daß die Anarchisten...«
»Ketac, geben Sie mir den Weg frei.«
Er trat zur Seite. Sie ging an ihm vorbei ins Zimmer und
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