Wandernde Welten
Schattierungen geschminkt und wirkten wie die Schwingen eines Schmetterlings.
Ihre Haut war ziemlich dunkel. Wahrscheinlich war sie keine geborene Marsianerin.
»Wer ist Ihr Kunde bei den Stythen?« fragte Paula.
»Mehrere. Mein Hauptkunde ist Saba, der Akellar.«
»Wirklich?«
»Er hält sich für den Größten.«
»Und ist er das nicht?«
Die Hure machte eine wegwerfende Handbewegung. »Er ist nicht einmal halb so gut wie er sich einbildet.«
»Wer ist es dann?«
Lilly lachte. Sie stützte die Unterarme auf den Tisch und beugte sich vor. »Wissen Sie eigentlich, daß einer von ihnen verschwunden ist?« sagte sie leise.
»Verschwunden?« Paula warf einen raschen Blick auf die Uhr. Vier Uhr dreißig. »Was soll das heißen?«
»Verschwunden ist verschwunden, oder? Es war ein riesiger Kerl mit gelben Augen. Seit der Nacht nach ihrer Ankunft habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Gelbe Augen?«
»Deshalb habe ich mich ja an ihn erinnert. Die anderen haben alle diese runden, pechschwarzen Augen.«
Paula steckte den Strohhalm in das Glas zurück. »Reden Sie weiter. Die Sache interessiert mich.«
»Was kann man noch sagen, wenn jemand spurlos verschwunden ist?« Lilly stand auf und ging.
Paula ging in ihr Zimmer und zog das elegante schwarze Kleid an. Dann stand sie vor dem Spiegel und kämmte ihr etwas störrisches, rotblondes Haar. Ihr Kinn war spitz, ihre Augen standen ein wenig schräg. Katzengesicht hatte Tony sie einmal genannt.
Sie öffnete ihren Koffer und nahm eine kleine Kassette heraus. Sie enthielt neben einigem Modeschmuck ein Etui mit einem kurzen juwelenbesetzten Dolch, der aus Persepolis stammte. Im Griff befand sich ein Mikrofon, das sich automatisch einschaltete, sowie die Klinge aus der Scheide gezogen wurde. Sie legte die kleine Waffe in das samtgefütterte Etui zurück, verließ ihre Suite und ging den Korridor entlang zu den Zimmern der Stythen.
Der Mann, der ihr auf ihr Klopfen die Tür öffnete, war ziemlich klein und untersetzt. Er hatte ein breitflächiges Gesicht, und ein goldener Ring stak im linken Nasenflügel. Als er ihr den Weg freigab, rief er in seiner eigenen Sprache: »Es ist keine von den Huren, also muß es diese Anarchistin von der Erde sein.« Er blickte auf das Etui in ihrer Hand. »Was ist das?« fragte er in der lingua franca.
»Ein Geschenk für den Akellar.«
Das Zimmer war voller Stythen. Das Licht war gedämpft, die Fenstervorhänge zugezogen. Ein halbes Dutzend Männer hockte auf Sesseln und Sofas oder stand an die Wand gelehnt. Und alle blickten sie neugierig an. Sie trugen die traditionelle Tracht: lange graue Hemden, graue Beinkleider und Stiefel aus weichem Leder.
Die Bar war nur noch ein Haufen Trümmer, der Teppich voller Flecken. Paula blinzelte und versuchte, ihre Augen an das dämm-rige Licht zu gewöhnen. Ein junger Mann trat auf sie zu. Sein Gesicht war verschwollen.
»Kommen Sie.« Er ging zu einer Verbindungstür und öffnete sie. »Hier hinein.«
»Wartet«, rief der Mann mit dem Goldring in der Nase. »Was ist, wenn sie eine Bombe in dem Etui hat?«
Die anderen lachten schallend. Paula trat in das andere Zimmer. Es war erheblich kleiner als der Raum, den sie eben verlassen hatte, obwohl die weißen Wände und das Fehlen von Mobiliar es größer erscheinen ließen. Der Fenster Vorhang war geöffnet, helles Licht flutete herein, und der Akellar saß in der Helle, um sich an sie zu gewöhnen. Die einzigen Möbelstücke in dem Raum waren ein Tisch und der Stuhl, auf dem er saß. Paula legte das Etui vor ihn auf den Tisch.
»Was ist das?«
»Ein Geschenk des Komitees«, sagte sie. »Als Zeichen unseres guten Willens.« Mit dem hellen Tageslicht hinter ihm konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Er drehte das Etui in den Händen.
»Diese Leute stellen mir nach, seit ich hier eingetroffen bin«, sagte er. Er fand die Zuhalte und öffnete das Etui. »Und sie legen sich ständig mit meinen Männern an.« Er öffnete den Deckel des Etuis.
Paula trat an die Schmalseite des Tisches, um seinen Gesichtsausdruck erkennen zu können. Er nahm den kleinen Dolch heraus und zog die Klinge aus der Scheide.
»Was ist das?« fragte er.
»Ein Dolch. Er wurde in Damaskus für einen Seldschuken-Fürsten angefertigt. Das war zu einer Zeit, als es noch Fürsten auf der Erde gab.«
Er drehte den Dolch in seinen Händen hin und her und freute sich an dem Glitzern der Smaragde, mit denen der Griff verziert war. Dann rammte er die Klinge mit einer abrupten,
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