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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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ich ohne dich zurechtgekommen bin.«
    Er wollte etwas erwidern, unterdrückte es aber. Er schob die Tür auf und trat, den leblosen Körper seines Sohnes auf den Schultern, in den Korridor.
    Der Korridor des Raumkreuzers war erbärmlich eng. Paula preßte ihren Koffer vor die Brust, um ihn passieren zu können. Sie las dabei die Nummern an den Kabinentüren zu beiden Seiten des Gangs. Vor Nummer 113 blieb sie stehen, stellte ihren Koffer ab und klopfte.
    »Wer ist da?« rief Bunker. Sie schob die Tür auf und trat hinein.
    Zwei Paare von Etagenbetten füllten fast den ganzen Raum der Kabine. Bunker saß auf einem der unteren Betten. Er hatte sein Hemd ausgezogen, und ein Arzt klebte Sensoren auf seine Brust.
    Paula warf Koffer und Reisetasche auf das obere Bett. Die künstliche Schwerkraft drückte ihre Beine auf den Boden, als ob sie daran festgeklebt wären. Sie blickte Bunker neugierig an.

    »Wie war es?«
    Der Arzt sagte: »Einatmen, Mr. Browne.«
    Bunker atmete ein. Sie fragte sich, ob er jemals einem Fremden seinen richtigen Namen nannte. »Interessant. Dies war mein erster Trip mit einem richtigen Raumschiff.«
    Der Arzt kritzelte etwas auf seinen Notizblock. »Sind Sie Paula Mendoza?« fragte er dann, ohne aufzusehen.
    »Ja.«
    »Ich muß auch Sie untersuchen.«
    Paula setzte sich auf das andere untere Bett. Sie zog die Jacke aus, knöpfte die obere Tasche auf, zog einen Zettel heraus und reichte ihn Bunker. »Sie sehen blaß aus.«
    »Blutarmut«, kommentierte der Arzt. »Freier Fall und zu dichte Atmosphäre.
    »Sie haben mit der Ybix einen freien Fall erlebt? Wie fühlt man sich dabei?«
    Bunker überflog den Rohentwurf des Vertrages. »Gute Arbeit, Mendoza. Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben.« Er faltete das Papier zusammen und reichte es ihr zurück.
    »Er bekommt, was er will.«
    »Er bekommt, was er zu wollen glaubt.«
    Paula blickte sich in der engen Kabine um. Es gab keine Fenster oder Bullaugen. Die Wände waren mit beigefarbenem Plastik bezogen. Der Raum war kleiner als ihr Bad im Ninive-Club. Der Arzt legte seinen Computer auf das Bett und gab Bunker ein Handtuch, damit er sich die Klebestellen der Sensoren abwischte.
    Paula zog ihre Bluse über den Kopf und drehte dem Arzt den Rücken zu.
    »Haben Sie jemanden von der Mannschaft kennengelernt?«
    »Fast alle.« Bunker zog sein Hemd wieder an. Er stand auf und zog einen Ring, der aus der beigefarbenen Wand herausragte. Ein winziger Wandschrank glitt auf. Der Arzt drückte etwas, das sich kühl anfühlte, an Paulas Rücken. »Ein paar von den Brüdern sind wirklich unberechenbar.«
    »Einatmen«, sagte der Arzt.
    Sie atmete tief ein. Bunker nahm eine kleine Filmspule aus dem Wandschrank und reichte sie Paula. Der Arzt klopfte ihren Rücken ab. Das Filmende ragte ein Stück aus der Spule heraus. Sie zog daran und betrachtete die ersten Bilder. Sie zeigten ein drachenförmiges Raumschiff. An seiner Flanke war ein großer, dreizackiger Stern aufgemalt.
    Jemand klopfte an die Tür. »Wer ist da?« fragte Bunker. Ohne zu antworten quetschte sich die dicke Sybil Jefferson herein.
    »Sie sehen gut aus, Richard«, sagte sie.
    Paula hielt die Aufnahme eines sphärisch geformten Raums gegen das Licht. »Was ist das?«
    »Die Brücke.«
    »Man hat Sie das ganze Schiff besichtigen lassen? Hallo, Jefferson.«
    Die Jefferson drängte sich zwischen Bunker und dem Arzt hindurch und setzte sich neben Paula. Die Finger des Arztes tasteten die Lymphdrüsen an Paulas Hals ab.
    »Sie sind verkrampft. Entspannen Sie sich.«
    Der Jefferson knöpfte ihre Jacke auf. In der spitzenbesetzten Bluse, die sie darunter trug, wirkte ihr Busen noch riesiger, als er es ohnehin war. »Mendoza ist aus dem Ninive-Club rausgeworfen worden«, sagte sie zu Bunker, »nach nur fünf Tagen.«
    »Das Essen war entsetzlich«, sagte Paula.
    Sie musterte ein Bild, das einen langen, röhrenförmigen Korridor zeigte. Die Jefferson sagte: »Ich habe fünf Pfund zugenommen, weil ich tagelang tatenlos in meinem Hotelzimmer sitzen und auf Mendozas seltene Anrufe warten mußte. Ich glaube, wir haben alle gelitten.«
    Paula reichte ihr den Film und ihren Vertragsentwurf. Der Arzt notierte etwas in sein Buch. Sie wandte sich an Bunker. »Sie haben sich also die Ybix genau ansehen können? Erzählen Sie.«
    »Da gibt's nicht viel zu sehen. Das Innere sieht aus wie ein Kaninchenbau.«
    Die alte Frau bedeckte ihr rechtes Auge mit der Hand. Sie hielt die Seite mit dem kurzen Schreibmaschinentext

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