Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
irgendwie zugute kommen konnte, rollten zum Tore hinaus, dem Schlachtfelde zu. Wir, denen Wagen und Pferde nicht zu Gebote standen, taten an den in die Stadt gebrachten Verwundeten, was in unsern Kräften stand. Von Zu-Bette-Gehen war natürlich nicht die Rede.
Gegen Morgen traf ich mit einem Offizier in der »Sonne« oder bei Jagors (wo jetzt die Passage ist) zusammen, der im Begriff war, zu seinem Regimente zurückzukehren, und sich nur noch mit einer Tasse Kaffee stärkte. Der ergänzte die bruchstückweisen Nachrichten, die wir bis dahin von der Schlacht erhalten hatten.
Auf der Straße traf ich bald danach einen mir von alter Zeit her bekannten und damals zu den populärsten Figuren Berlins gehörenden Hofschlächtermeister, der mich einlud, auf seinem mit Wurst, Schinken und Brot beladenen Wägelchen Platz zu nehmen und mit ihm hinauszufahren. Und ich ließ mir das nicht zweimal sagen.
Aber freilich, den Anblick des Schlachtfelds werd ich all mein Lebtag nicht vergessen. Unfern der Mühle lag ein blutjunger französischer Offizier, die Brust von einer Kartätschenkugel zerschmettert. Aus der zerrissenen Uniform blickte vorne zwischen den Knöpfen ein rotes Portefeuille hervor. Wir öffneten es und fanden unter mehreren Briefen einen, der noch nicht gesiegelt, aber bereits mit einer Aufschrift in französischer Sprache versehen war: »An Herrn Capuzzo, Mitglied des Kriminalgerichts zu Genua«. Der sollte, wie aus dem Briefe hervorging, der Schwiegervater des Toten werden, und beigelegt war ein verschlossenes Briefchen an die Braut. Es schloß mit den Worten: »Ich hoffe diesen Brief heut abend auf die Post in Berlin zu geben.«
Nun taten wir es.
Abends am 24. aber sang man im Theater die Siegeskantate, die Gubitz am Tage vorher gedichtet und Himmel, als er seinen Rausch ausgeschlafen, in eine vortreffliche Musik gesetzt hatte.
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Friedrich Tietz, ein halbes Jahrhundert lang Berliner Publizist und Mitarbeiter an einer großen Zahl unsrer Blätter (»Vossische«, »Fremdenblatt«, »Kreuz-Zeitung«), wurde den 24. September 1803 zu Königsberg i. Pr. geboren und starb am 6. Juli 1879 zu Berlin. Alles Beste, was er geschrieben, sind Theater- und Lebenserinnerungen. Mitunter gelang ihm auch ein Gelegenheitsgedicht etc. Eins derselben – bei Gelegenheit der Geburt des Prinzen Wilhelm (27. Januar 1859) gedichtet – ist so gut, daß es in glücklichem Einfall und graziösem Humor der Ausführung als Musterstück gelten kann. Ich setz es hierher und bin der Meinung, daß der Verfasser desselben in nichts Besserem fortleben kann.
Preußischer Frühling im Januar 1859
Noch ist es lang hin bis zum Frühlingsgrün,
Bis zu Blütenduft und Blumenblühn,
Bis zum Jubel der kleinen Waldvögelein,
Bis zum Fluge der Schwalben im Sonnenschein.
Und dennoch aus fernem, aus warmem Land,
Wohin der Winter den Flücht'gen verbannt
Ist heimgekehrt ein verfrühter Gast,
Ein allbekannter, zu erneuter Hast.
Er sucht sich die höchsten Giebel wohl aus
Und baut dort sein Nest auf der Menschen Haus,
Und wo er es tut, tönt's ihm entgegen:
»Willkommen! Du bringst dem Hause Segen!«
Wer mag noch fragen zu dieser Stund,
Welchen Gast wir meinen? Des Volkes Mund
Ruft jubelnd aus: »Nun ist er da!
Der Storch ist gekommen! Viktoria!«
Und alle schaun herzfreudigen Blicks
Hinauf zur erwählten Stätte des Glücks,
Zum Königspalast, des höchste Spitze
Der schwarzweiße Vogel erwählt zum Sitze.
Der Adler daneben dehnt majestätisch
Die Fittiche aus und spricht gravitätisch:
»Weil du, mein beflügelter Herr Kumpan,
Am Preußenland so was Braves getan,
So will ich dich ehren fortan als Freund
Und hoff, wir sehn uns hier oft noch vereint!«
Der Storch beugt sein langbeschnäbeltes Haupt
Und spricht: »Wenn's gnädigst mir ist erlaubt,
So bring ich alljährlich, was heut ich gebracht.«
Da hat der preußische Adler gelacht:
»Herr Vogel-Bruder, ich halt dich beim Wort!
Vermehre du fleißig der Preußen Hort;
Der Storch bringt den Segen, ihn hütet der Aar,
Und Gott schützt das Haus jetzt und immerdar!«
So haben die beiden Luftsegler da oben
Es abgesprochen – wir können's nur loben.
Und drinnen im Haus singt ins Land hinein
Sein erstes Lied unser Prinzlein klein. –
»Gott laß dich wachsen, du kleiner Mann,
Bis du reichst zum Großen Fritze hinan!«
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Löwenbruch
»Wie heißt Er?«
»Knesebeck.«
»Was ist Sein Vater gewesen?«
»Lieutenant in Ew. Majestät Garde.«
»Ah, der Knesebeck.«
Eine Meile
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