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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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drei Akten von Herrn von Kotzebue. Hierauf: › Das Geheimnis ‹, Operette in einem Akt von Solié.« Einer der Bureaubeamten stand in der Türe. »Wird denn heute gespielt?« fragt ich. »Ei, natürlich, der Herr Generaldirektor Iffland haben's eigens befohlen.« Ein dumpfer Knall, dem ein zweiter und gleich darauf noch ein paar andre folgten, bezeugte, daß draußen ein blutiges Drama beginne. Vorübergehende standen wie gebannt, und der Theaterbeamte zeigte mir ein blasses Gesicht; aber doch mutmaßlich nicht blasser, als das meinige war.
    Von diesem Augenblick an kamen wir eigentlich nicht mehr zur Besinnung. Auf den Straßen lief alles durcheinander, und zu den Fenstern hinaus fragte man sich, wie's stünde. Viele ließen sich nicht abhalten und gingen trotz des strömenden Regens bis nach Tempelhof oder doch wenigstens bis auf den Tempelhofer Berg hinaus, um dem Aktionsfeld um eine halbe Stunde näher zu sein.
    Um sieben macht ich mich auf ins Theater. Es waren mehr Leute darin, als man hätte vermuten sollen. Nur Damen fehlten. Eigentlich hatte man sich im Parterre bloß zusammengefunden, um sich gegeneinander auszusprechen, und doch wurde jede patriotische Beziehung, die in der »Deutschen Hausfrau« vorkam, lebhaft beklatscht. Die Bethmann, die die Hauptrolle gab, wußte die Pointen und Schlagwörter geschickt hervorzuheben. Auch den andern Mitspielenden: Beschort und Maurer und der anmutigen Demoiselle Fleck (nochmaligen Frau Professor Gubitz), vor allem aber der Demoiselle Döbbelin, welche eine böse Alte spielte, sah man es nicht an, daß Berlin einschließlich des Schauspielhauses sozusagen auf einem Pulverfasse stand. Am Schlusse des zweiten Akts eilt ich auf eine gute halbe Stunde hinaus, um zu sehn, ob man etwas Neues wisse. Der Kriegsjammer zeigte sich schon. Bauerwagen mit Verwundeten kamen langsam vom Halleschen Tore her. Man fuhr sie nach den Lazaretten; alle leichter Blessierten aber nahmen die Bürger mit Herzlichkeit in ihren Häusern auf.
    Ich hielt mich wieder auf die Linden zu, denn ich war hungerig und gedachte mich in der Habelschen Weinstube zu restaurieren. In dem Lokale selbst war ein beständiges Kommen und Gehn. Am letzten Fenster links saßen einige meiner Bekannten: Herklots, der Theaterdichter, der Kunstkenner Hofrat Hirt – damals einer der schönsten Männer Berlins – und der Maler Hummel, ein unzertrennliches Habelsches Trifolium. In der Mitte des Zimmers aber hatte man einen Husaren umringt, der einen Transport Verwundeter eingebracht und selbst einen tüchtigen Hieb über das Gesicht bekommen hatte. Von ihm erfuhren wir einiges Nähere, vor allem, daß die Franzosen sich auf Trebbin zurückzögen und daß unser Sieg so gut wie gewiß sei.
    »Noch kann das Theater nicht aus sein«, enthusiasmierte sich Herklots, »ich muß die Nachricht dorthin bringen.« Und im selben Augenblick ergriff er seinen großen rotseidenen Regenschirm und war's auch zufrieden, daß ich ihn begleitete. Wir langten auf der Bühne kurz vor dem Schlusse des Singspiels »Das Geheimnis« an und teilten Unzelmann, der den Bedienten Thomas spielte, die Siegesbotschaft mit. Er ergriff sofort den dreieckigen Bedientenhut und trat auf die Bühne hinaus, obgleich seine Szene nicht an der Reihe war. Die Schauspielerin, welche die Hofrätin gab, sah ihn befremdet an, er aber extemporierte sofort im Tone seiner Rolle: »Wollte der Frau Hofrätin und den Herrschaften da unten (aufs Publikum zeigend) nur melden, daß wir heute keine französische Einquartierung mehr bekommen.« Und nun muß ich hier zu besserem Verständnis des Folgenden einschalten, daß Unzelmann eine ganz frappante Ähnlichkeit mit dem im Winter 1812 auf 13 in Berlin kommandierenden französischen General Augereau hatte. Diese Ähnlichkeit glücklich benutzend, stülpte der gefeierte Komiker, als er die vorstehende Meldung gemacht hatte, seinen dreieckigen Hut in derselben schiefen Richtung auf den Kopf, wie ihn die französischen Generale zu tragen pflegten, und fügte, Augereau kopierend, hinzu: »Wir begeben uns rückwärts nach Trebbin!« Dabei machte er kehrt; im Publikum aber brach ein Freudenhallo aus, daß die Coulissen ins Zittern kamen. Die Vorstellung war aus, und alles stürmte nach Hause.
    Draußen war ein Leben und Gedränge wie bei hellem Tage, denn fortwährend brachte man Verwundete und Gefangene zur Stadt. Wagen aller Art, bepackt mit Lebensmitteln, Decken, Mänteln und allem, was den ermüdeten, hungrigen Kriegern nur

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