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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einzutragen. Nur für die Nicht -Schlabrendorfs hat er noch gelegentliche Worte der Huldigung, so daß Anerkennung und Verurteilung in seinen Aufzeichnungen wechseln.
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    Johannes Thile I. kam 1604 ins Amt und stand demselben bis zu seinem 1639 erfolgten Tode vor. Ihm folgte sein Sohn Johannes Thile II., von dem aber alle Kirchenbuchaufzeichnungen fehlen, da die Führung seines Amts in das letzte Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges und die daran anschließende Not- und Trauerzeit fällt, in der alles wüst lag und an Ordnung und Buchführung nicht zu denken war. Johannes Thile II. starb 1669, und von der Hand eines seiner Nachfolger findet sich auf der entsprechenden Kirchenbuchseite die Notiz, »daß ein Sohn dieses jüngeren Johannes Thile (also des 1669 verstorbenen Johannes Thile II.) den Kriegs- und Soldatenstand erwählet von der Pike auf gedient und 1722 als Oberst ein Infanterieregiment befehligt habe. In dieser seiner Eigenschaft sei derselbe durch Seine Königliche Majestät in Preußen, Friedrich Wilhelm I., in den adligen Stand erhoben und dieselbe ›Dignität‹ alsbald auch seinem Herrn Bruder, dem Geheimrat Thile, verliehen worden.« – Es sind das Angaben, die mit denen in Zedlitz' »Adels-Lexikon« im wesentlichen übereinstimmen und an die nur noch die weitere Mitteilung zu knüpfen bleibt, daß die beiden gegenwärtig in unsrer Armee stehenden Generale von Thile dieser dem Gröbener Pfarrhaus entstammten Familie zugehören. ._.
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Saalow
    Ein Kapitel vom alten Schadow
    Ihr wolltet lebend nicht einander weichen,
Im Tode hat nun jeder seine Krone;
Verbrüdert mögt ihr euch die Hände reichen.
    Platen

     
    Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges zwischen Trebbin und Zossen, liegt das Dörfchen Saalow. Elsbruch, Kiefernwald und sandige Höhen fassen es ein, und die letzteren, die den grotesken Namen der »Höllenberge« führen, bilden neben einem benachbarten See, der »Sprotter Lache«, so ziemlich die ganze Poesie des Orts.
    Wir kommen von Großbeeren her, haben eben das Dorf Schünow passiert, und zwischen Wald und Bruchland unsern Weg verfolgend, erreichen wir zuletzt eine kurze Maulbeerbaumallee, die bis an den Eingang des Dörfchens führt, dem unsre heutige Wanderung gilt. Eben Saalow. Eine Kirche fehlt, ein Herrenhaus auch, und ein paar Dutzend Häuser und Gehöfte, sauber gehalten und meist mit Ziegeln gedeckt, bilden die Dorfstraße, die sich alsbald platzartig erweitert. In der Mitte dieses Platzes dehnt sich der übliche Wassertümpel, ohne den geringsten Anspruch auf die sinnige Bezeichnung »Auge der Landschaft«. Die Schwalben unterm Sims und das Storchnest auf dem Dache sorgen für die nötige Dorfgemütlichkeit, die Hähne krähen, der Balken am Ziehbrunnen steigt auf und ab, und über den Pfuhl hin schnattert und segelt das Entenvolk in komischer Gravität.
     
    So ist Dorf Saalow jetzt , schlicht und einfach genug; aber doch ein Platz voll einladender Heiterkeit, verglichen mit dem , was es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war, wo der, der es zufällig passierte, nur Strohdächer sah, alte Strohdächer, die längst zu Moosdächern geworden waren. Unter einem derselben wohnte der Dorfschneider, Hans Schadow mit Namen, der, trotzdem er schon in die Jahre ging und viel Anhang und Vetterschaft im Dorfe hatte, doch noch immer ledigen Standes war. Als ihm aber endlich das Alleinsein nicht länger mehr gefallen wollte, gefiel ihm auch Saalow selbst nicht mehr, und er gab es auf, um zunächst nach dem benachbarten Zossen und dann von Zossen aus nach Berlin zu ziehn. Da fand er, was er suchte, verheiratete sich gerad in demselben Winter 63, wo der Krieg auf die Neige ging, und nahm eine kleine Wohnung in der Lindenstraße, nicht weit vom Halleschen Tore.
     
    Sieben Jahre sind seitdem vergangen, und wir treten heut in die Werkstatt des ehemalig saalowschen und nunmehro berlinischen Schneidermeisters ein. An dem Zuschneidetische, dessen weit vorspringende Holzplatte bis in die Mitte des Zimmers reicht, steht ein knochiger und breitschultriger Mann, dessen Figur eher an Hammer und Amboß als an Nadel und Schere gemahnt und blickt auf das vor ihm ausgerollte Stück Tuch. Er hält zugleich auch ein Stück Kreide zwischen Daumen und Zeigefinger, und wie ein Baumeister, der seinen Plan entwirft und die Distancen absteckt, tupft er bald hierhin, bald dorthin auf das ausgerollte Tuchstück, mustert die weißen Tüpfelchen und zieht dann, zwischen ebendiesen

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