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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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»invitieren« mußten. Indessen, das waren Ausnahmen oder Anfälle, die Regel war und blieb, es gehenzulassen, wie's eben ging. Er hatte mindestens sieben Diener im Haus, aber nicht für einen gab es zu tun, so daß das Umherliegen die Leute schlecht und übermütig machte. Das Ganze, seinem Zuschnitt und Wesen nach, mehr polnisch als preußisch. Zerschlug das Hagelwetter in den leerstehenden Oberzimmern ein Dutzend Fenster, so wurden Lappen eingestopft, weil es sich nicht verlohnte, den Glaser kommen zu lassen; allabendlich aber, als ob es sich um die Zeit der Burgverliese gehandelt hätte, rückte, Punkt zehn Uhr, die ganze Dienerschaft in die Front, um die Parterrefenster zu verbolzen und den Eingang überhaupt zu verrammeln. Ein zu diesem Behuf immer bereitstehender Palisadenpfahl wurde dann, von innen her, schräg gegen die Tür gestemmt und in dieser primitiven Weise, selbstverständlich unter ungeheurem Gelärme, die Schließung und nächtliche Sicherstellung des Hauses vollzogen.
    Anscheinend ohne Grund, denn es war nichts da, was auf den ersten Blick hin zu Diebstahl und Einbruch hätte reizen können. Aber hierin irrte nun freilich dieser »erste Blick«, da sich vielmehr umgekehrt in den auf Flurgängen und Bodenräumen massenhaft umherstehenden Schränken und Truhen eine ganze Weit allerwertvollster Dinge barg. Spitzen und Staatsröcke, kostbare Schuhschnallen und seidene Strümpfe, des reichen Tafelgeschirrs zu geschweigen, das in Kisten und Kasten verpackt war und fleckig wurde, weil's niemand putzte.
    Welcher Art seine Beziehungen zu seinem berühmten Pariser Bruder waren, darüber verlautet nichts; sehr wahrscheinlich ähnelten sie sich zu sehr, um Gefallen aneinander zu finden. Ihre Sonderbarkeiten waren nicht gleich, aber in der Art, in der sie sich gaben, zeigte sich doch die Verwandtschaft.
    Unter Graf Heinrichs vielen und sich immer ablösenden Passionen war eine Zeitlang auch die landwirtschaftliche, der er sich hingab, ohne nach Wissen und Erfahrung oder auch nur nach wirklicher Neigung ein Landwirt zu sein. Immer wollt er kaufen und meliorieren, am liebsten aber Wunder tun, und verfiel dabei regelmäßig in bloße Skurrilitäten, auch wenn er ausnahmsweise leidlich verständig begonnen hatte. Nur ein Beispiel. Unter den ihm verbliebenen Besitzungen war auch ein Gut in der Neumark, auf dem er – wohl infolge von Anregungen, wie sie gerade damals durch Thaer und Koppe gegeben wurden – eine Förderung der Schafzucht und vor allem die Beseitigung der sogenannten Drehkrankheit erstrebte. Diese wegzuschaffen, war er nicht bloß ernst und fest entschlossen, sondern lebte zuletzt auch des Glaubens, ein wirkliches Präservativ gegen dieselbe gefunden zu haben. Er gab zu diesem Behufe, so heißt es, allen Schafen täglich drei Hoffmannstropfen auf Zucker und ließ ihnen rote Leibchen und ebensolche Mützen machen, um sie gegen Erkältung und namentlich gegen »Kopfkolik« zu schützen.
    Er war in allem apart, und apart, wie sein Leben gewesen war, war denn endlich auch sein zu Caputh, bei General von Thümen, erfolgender Tod. Im Gefolge seiner vielen Passionen befand sich auch die Badepassion, die bei jemandem, der von Jugend auf über einen zu heißen Kopf geklagt und als Knabe schon nichts Schöneres gekannt hatte, als »unter die Tülle gestellt zu werden«, nicht groß überraschen konnte. Von Mai bis Oktober, ob die Sonne stach oder nicht, schwamm er, der inzwischen ein hoher Sechziger geworden war, in der Havel umher und freute sich der ihn erlebenden Kühle. Mal aber geriet er ins Binsengestrüpp, und als er über Mittag nicht kam und man zuletzt mit Fackeln nach ihm suchte, fand man ihn, in fast gespenstischer Weise, den Körper im Moor und nur Kinn und Kopf über dem seichten Wasser.
    Er wurde den dritten Tag danach auf dem Kirchhofe zu Caputh begraben, und sein Tod hatte noch einmal eine Teilnahme geweckt, die seinem Leben seit lange gefehlt hatte.
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    Einer dieser Söhne (der dritte), Gustav Graf Schlabrendorf, geboren 1750, preußischer Kammerherr und Stiftsherr zu Magdeburg, ist der durch seine Schriften, insonderheit auch durch seine Pariser Schicksale während der Revolutionszeit berühmt gewordene Graf Schlabrendorf. Er war ein Anhänger der Girondisten, weshalb er sich, in den Schreckenstagen, auf Antrag Robespierres eingekerkert sah. An dem Tage, wo der Karren vorfuhr, um ihn und andere Verurteilte zum Schafott abzuholen, fehlten ihm seine Stiefel, woraufhin er erklärte: »man

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