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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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mehrhundertjährige, vor dem Herrenhause wachehaltende Linde niederwarf. Er sah sie den Morgen darauf entwurzelt am Boden liegen und ordnete an, daß sie zu Brettern geschnitten und ein Teil derselben für seinen Sarg beiseite gelegt werde. Lächelnd gab er diese Weisung, und er durft es wie wenige, denn er sah auf das Ende der Dinge mit jener Ruhe, die nur das gute Gewissen gibt. Und wie von seltner Integrität des Charakters, so war er auch von seltner Reinheit der Sitten und von noch seltnerem Edelmut. Ein Beispiel für viele. Bei Kauf und Übernahme von Gröben war ein armes Fräulein, das der Vorbesitzer als Erbin eingesetzt hatte, leer ausgegangen. Es waren eben, wie hervorgehoben, nur Schulden da. Den Grafen rührte das harte Los der Armen, und er gab ihr aus freien Stücken 6000 Taler als ein Geschenk, was in jener geldarmen Zeit als eine große Summe gelten konnte.
    Dazu war er heiter und humoristisch. Als die Brennerei, zu der man sich um besserer Gutserträge willen endlich hatte bequemen müssen, unter Dach und Fach war, erhielt sie die Berliner Bibliothekinschrift: »Nutrimentum spiritus«.
    Und diese gute Laune zeigte sich ganz besonders auch, als er in seine letzte Krankheit eintrat. Es fehlte selbstverständlich nicht an Aufforderungen, es, ärztlicher Behandlung halber, mit einem Berliner Aufenthalte versuchen zu wollen, aber er antwortete bloß: »Ihr wißt ja, ich bin für Gröben bestimmt ; ich war es im Leben und will es auch im Tode sein.«
    Und er hatte recht gesprochen. Eine Woche später, und Meister Schreiner hobelte schon die Lindenbretter, wie's Graf Leo gewollt, und am 27. Juli 1851 stand sein Sarg an derselben Stelle, wo damals, als die große Kutsche von Großbeeren her zurückgeschwankt war, seine Wiege gestanden hatte.
    Viele Freunde kamen, und sie begruben ihn auf dem Gröbener Kirchhof und gaben dem Platz ein Gitter. Eine Stelle daneben aber ließen sie leer: eine Ruhestätte für seine Witwe.
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    Es gab damals zwei Generäle von Ryssel in der preußischen Armee, beide katholischer Konfession und beide Divisionäre, von denen der eine zuletzt in Neiße, der andre (der im Text erwähnte) in Trier stand. Beide waren früher in sächsischen Diensten gewesen, und einer derselben hatte noch bei Großbeeren eine sächsische Brigade gegen uns kommandiert. Der triersche nahm Anfang der zwanziger Jahre seinen Abschied und starb in Giebichenstein bei Halle. Der Berliner Witz gefiel sich übrigens damals, unter Ausnutzung des Namens »Ryssel«, in folgendem, etwas gewagtem Wortspiele: »Welcher Unterschied ist zwischen einem Elefanten und Friedrich Wilhelm III.?« – Der Elefant hat einen Rüssel und Friedrich Wilhelm hat zwei « ._.
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Gräfin Emilie von Schlabrendorf,
geborne von Ryssel
    Diese Witwe war Gräfin Emilie von Schlabrendorf, geborne von Ryssel. An sie ging jetzt Gröben über, in dem ihr noch, durch volle sieben Jahre hin, ein segensreiches Wirken gestattet war.
    In brieflichen Mitteilungen über sie find ich das Folgende: »Die Gräfin, wie sie kurzweg genannt wurde, war eine Dame von seltener Begabung und Bildung. Was Gröben durch drei Jahrzehnte hin war, war es, ohne den mitwirkenden Verdiensten anderer zu nahe treten zu wollen, in erster Reihe durch sie. Sie gab den Ton an, sie bildete den geistigen Mittelpunkt und war – übrigens ohne schön zu sein – mit jener anmutenden Vornehmheit ausgestattet, wie wir uns etwa die Goethesche Leonore denken.
    Ihr Interesse wandte sich allen Gebieten des Wissens zu, was ihr aber, meines Erachtens, eine noch höhere Stellung anwies, das war ihre mustergiltige Hausfrauenschaft und ihr unbegrenzter, auf Näh und Ferne gerichteter Wohltätigkeitssinn. Immer bereit zu helfen, war doch die gleichzeitig von ihr gewährte geistige Hilfe fast noch trost- und beistandsreicher als die materielle, so reichlich sie diese bot. Es konnte dies geschehen, weil ihr die seltene Gabe geworden war, den ihr aus der Fülle der Erfahrung beinahe mehr noch als aus der Fülle des Glaubens zu Gebote stehenden Rat immer nur in einer allerschonendsten Weise zu spenden. In Grundsätzen streng, war sie mild in ihrer Anwendung, und überall richtete sie die Herzen auf, wo ihre vertrauenerweckende Stimme gehört wurde.
    Selbstverständlich eigneten einer solchen Natur auch erzieherische Gaben, und da ihre Ehe kinderlos geblieben war, so war nichts natürlicher, als daß sie – wie zur Erprobung ihrer pädagogischen Talente – Kinder, namentlich junge

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