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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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hab aber nie mehr beansprucht als fünf Fuß, fünf Strich altes Maß. Wer sein Buch einfach »Wanderungen« nennt und es zu größerer Hälfte mit landschaftlichen Beschreibungen und Genreszenen füllt, in denen abwechselnd Kutscher und Kossäten und dann wieder Krüger und Küster das große Wort führen, der hat wohl genugsam angedeutet, daß er freiwillig darauf verzichtet, unter die Würdenträger und Großcordons historischer Wissenschaft eingereiht zu werden. Ich habe »mein Stolz und Ehr«, und zwar mit vollem Bewußtsein, auf etwas anderes gesetzt, aufs bloße Plaudernkönnen, und erkläre mich auch heute noch für vollkommen zufriedengestellt, wenn mir dies als ein Erreichtes und Gelungenes zugestanden werden sollte. Freilich bleibt daneben bestehen, daß in ebendiesen Kapiteln, und zwar unter Zutun und Hülfe meiner über die halbe Provinz hin zerstreuten Mitarbeiter , auch ein bestimmtes Quantum historischen Stoffes niedergelegt worden ist, das eben nur hier existiert 1) und an dem mißachtend vorübergehen zu wollen ein Fehler wäre, den, so mein ich, niemand aus freien Stücken begehen wird, niemand, dem neben dem exakten Contour auch das Kolorit in der Kunst etwas bedeutet.
    Ich erwähnte meiner Mitarbeiter und möchte der hauptsächlichsten derselben etwas eingehender gedenken dürfen.
    Da sind vorerst die märkischen alten Familien: der Land - und Landesadel aus den Tagen der Putlitz, Quitzow und Rochow her. Die Gefühle für sie sind im Laufe von vierhundert Jahren ziemlich unverändert geblieben, ziemlich unverändert wie sie selbst. Und aus gleicher Ursach die gleiche Wirkung. Wirklich, es lebt in unserm Adel nach wie vor ein naives Überzeugtsein von seiner Herrscherfähigkeit und Herrscherberechtigung fort, ein Überzeugtsein, das, zum Schaden ebensowohl des Ganzen wie der einzelnen Teile, noch auf lange hin das Zustandekommen einer auf Prinzipien und nicht bloß auf Vorurteil und Interesse basierten Tory-Partei verhindern muß. Eine solche bedarf eben durchaus des dritten Standes. Es wird aber nur wenige bürgerliche »Honoratiores« geben, die nicht – auch bei konservativster Schulung und Naturanlage – durch den Pseudokonservatismus unsres Adels, der schließlich nichts will als sich selbst und das, was ihm dient, in peinlichste Verlegenheit und hellste Verzweiflung gebracht worden wären. Immer wieder bricht es durch, erweist eben noch gehegte Hoffnungen als ebenso viele Täuschungen und macht ein herzliches Zusammengehn auf die Dauer unmöglich.
    Indessen, es gilt politisches und gesellschaftliches Auftreten zu scheiden, und was seinerzeit vom Engländer galt und eigentlich immer noch gilt: »in der Fremde bedrückend, aber zu Haus entzückend«, ebendasselbe geflügelte Wort ist auch anwendbar auf unsren Adel. Und weshalb? Einfach deshalb, weil er sich daheim, an seinem eignen Herd, in sein volles Gegenteil zu verkehren und aus der Starrheit seines non possumus in ein alle Welt sympathisch berührendes laisser passer überzulenken weiß. Er ist eben über Nacht ein andrer geworden. Nicht mehr in die Defensive gestellt, nicht mehr ein kreis- oder reichstäglich Belagerter, der sich, in strikter Befolgung alter Taktik, am besten durch Ausfälle zu schützen glaubt, entäußert er sich einer ihm schließlich selbst unbequem werdenden Stachelrüstung und kleidet sich in das Selbstgespinst seiner vorvorderlichen Tugenden. Und diese Tugenden heißen: ein gut Teil Gutmütigkeit, ein noch größeres von gesundem Menschenverstand und ein allergrößtes von Kritik. Und diese Kritik ist das Beste. Mit einem seiner Zuhörerschaft sich alsbald mitteilenden Behagen beginnt er plötzlich alles unter die Loupe seiner ihm angebornen Skepsis zu nehmen und dabei Radikalismen laut werden zu lassen, Urteile von einer Fortgeschrittenheit, als flösse nicht die Nieplitz oder die Notte, sondern mindestens der Hudson oder Potomac an seinem alten Feldsteinturm vorüber. All das freilich nur als jeu d'esprit ohne die geringste Neigung, sich anderntags in allernüchternster Morgenfrühe daran erinnern oder wohl gar beim Worte nehmen zu lassen, aber auch als bloßes Spiel schon erweist es sich als bemerkenswert und verrät uns zur Genüge, daß etwas Helles und Gewitztes, etwas Esprit-fort-haftes in ihm steckt und daß die Wurzel jener Selbstsucht , die so vorzugsweis an ihm mißfällt, in allem möglichen, nur nicht in der Enge seines Geistes zu suchen ist. Er ist vielmehr umgekehrt von einem scharfen und

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