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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ist?
    Der Fährmann von der Müggelbude hat sich zu mir gesetzt, und ich dringe jetzt in ihn, mich über den See zu fahren, aber statt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die mit wachsender Hast auf uns zukommt. Wie geängstigte Schwäne fahren die Wellen der Müggel vor ihr her, und während ich meinen Arm fester um die Fichte lege, bricht vom See her ein Windstoß in Schlucht und Wald hinein und jagt mit Geklaff und Gepfeif durch die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur, und die Ruh ist wieder da – aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem See, der den Anfall erst halb überwunden, jagen und haschen sich noch die Wellen.
    Die Müggel ist bös. Es ist, als wohnten noch die alten Heidengötter darin, deren Bilder einst die Hand der Mönche von den Müggelsbergen herab in den See warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht tot, und in der Dämmerstunde steigen sie herauf und denken, ihre Zeit sei wieder da.
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    Parallel mit diesem Wege, der sich durch die Heide zieht, läuft die Spree, hinter Bäumen verborgen. An einigen Stellen des Weges, und zwar in der Richtung auf den Fluß zu, hat man den Wald gelichtet und nur gerade noch Bäume genug am Ufer hin stehen lassen, um als grüner Schirm für die Spree zu dienen. Diese stehengebliebenen Bäume sind ziemlich hoch, aber die Masten der Spreekähne sind doch noch höher, und so wachsen denn die Obersegel der vorüberkommenden Schiffe weit über die grünen Kronen hinaus. Was diesen Anblick doppelt schön macht, ist, daß die Kiefern am jenseitigen Ufer etwas höher stehn und nun wiederum ihrerseits einen dunklen Hintergrund für die Segel bilden. Wer im Zwielicht hier des Weges kommt glaubt weiße Riesenvögel langsam und geräuschlos über und an den Wipfeln hinschweben zu sehn. ._.
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Rahnsdorf
    Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab.

     
    Rahnsdorf liegt der Müggelbude gegenüber, ziemlich nah jener malerischen Stelle, wo die Spree von Osten her in die Müggel eintritt.
    Die frühesten Nachrichten über dies Dorf gibt das Landbuch vom Jahre 1375, nach welchem Rahnsdorf an Schloß Köpenick einen Schoß oder Zins für die Fischereigerechtigkeit auf dem See zu zahlen hatte. So ging es durch Jahrhunderte hin. Erst 1722 kam es durch Tausch an den damals alle Territorien an der Nordostecke der Müggel innehabenden Geheimen Oberfinanzrat von Marschall, bei dessen Nachkommen es bis 1832 verblieb. In letztgenanntem Jahr erwarb es Heinrich von Treskow auf Dahlwitz, in dessen oder seiner Familie Besitz es sich auch gegenwärtig noch befindet.
    Rahnsdorf hatte, seiner schönen Lage halber, immer eine Anziehungskraft für die Residenzler, die hier, in einer zerstreuten Villenkolonie, die heiße Jahreszeit, insonderheit auch die Ferienwochen ihrer Kinder zuzubringen liebten.
    Im Geleite solcher Sommergäste befand sich in den letzten fünfziger Jahren auch ein hübscher, hoch aufgeschossener Blondkopf, von dem ich in nachstehendem erzählen möchte. Er war ein Wildfang, eitel und übermütig, und über den See schwimmen oder bei heraufziehendem Unwetter einen Kahn nehmen und windan rudern, all das zählte so recht eigentlich zu seinem Ferienglück. Einmal wollte man's verbieten, aber einer der zufällig anwesenden Freunde des Hauses legte sich ins Mittel und sagte: »Wozu verbieten? Glauben Sie mir, es ist gleichgültig, was wir tun. Es gibt keine Sicherheiten und eigentlich auch keine Unsicherheiten. Unser Schicksal findet uns und faßt uns zu bestimmter Zeit und an bestimmter Stelle.«
    Dies sollte sich in Leben und Tod Alexander Anderssens bewähren.
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Alexander Anderssen, Fähnrich im 4. Ulanenregiment
    Erschossen zu Thionville am 29. Oktober 1870
    Alexander Anderssen, der Blondkopf, dessen die vorstehenden Zeilen erwähnten, ward am 19. November 1847 zu Berlin geboren. Mit dem zehnten Jahre kam er auf das Werdersche Gymnasium. Von frühauf zeigte er den Charakter, dem er bis zu seiner letzten Stunde treu blieb: er war nervös und energisch, lebhaft und verschlossen zugleich. »Nur nichts verraten« bildete die Devise seines Lebens, und Diskretion war die vornehmste seiner Tugenden. Gleichgiltig gegen Lob, war ihm der Tadel beinah erwünscht, sicherlich dann , wenn er ihm eingebildet oder wirklich das Gefühl seiner Unschuld entgegensetzen konnte. Mit Passion nahm er Dinge auf sich, die seine Kommilitonen verschuldet hatten; kam Strafe, so desto besser. Man

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