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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Prag.
    Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann, das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in seinem Innern, auszubauen und zu schmücken. Dies geschah zumeist 1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des ersten Stocks datieren aus dieser Zeit; sie sind, insonderheit die Wandreliefs und Friese, von bemerkenswerter Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern begannen die Räume sich zu füllen und wurden mehr und mehr zu einer berühmten Kollektion. Diese führte den Namen: Galerie des Markgrafen Karl. Er sammelte mit Neigung und Verständnis, aber ebensosehr aus gutem Herzen. Daher war nicht alles ersten Ranges.
    Einen Teil seiner Bilder mocht er nicht in Friedrichsfelde, sondern im Johanniterordenspalais haben, das, in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur aus Rücksicht gegen diesen und gewiß ganz gegen die Wünsche des Ordens, am Wilhelmsplatz errichtet worden war. Es war, wie so viele Bauten damals, ein völliger Zwangsbau . Der Generalmajor von Truchseß hatte die Herstellung eines ansehnlichen Hauses begonnen, an dessen Vollendung ihn der Tod hinderte. Da befahl der König dem Herrenmeister, Markgraf Karl, die Fertigstellung des Baus aus Ordensmitteln zu übernehmen. Dies geschah denn auch. König Friedrich Wilhelm I. war eben nicht gewohnt, auf Widerspruch zu stoßen.
    In diesem Palais, das Markgraf Karl zeitweilig bewohnte, befand sich, wie schon angedeutet, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Teil seiner Galerie, vielleicht sogar der größere Teil. Nach seinem Tode wurde die Sammlung versteigert und die Bilder zerstreuten sich überallhin. Einige, die sich auf den alten Zieten beziehen, sah ich in Wustrau. In Friedrichsfelde finden sich noch einige Rudera vor, die beim Verkauf lediglich aus Indifferenz oder Bequemlichkeit zurückgelassen wurden, vielleicht erstand sie auch Prinz Ferdinand, der nach dem Markgrafen Karl in Friedrichsfelde einzog. Es sind: zwei alte Köpfe, höchst vorzüglich, im Stil von Gerard Dou; außerdem ein anderer Niederländer: Christus als Knabe predigt im Tempel.
    Markgraf Karl starb am 22. Juni 1762 zu Breslau. Er war, wie sein Vater, Markgraf Albrecht teils um seiner Herzensgüte, teils um der Pflege willen, die er der heimischen Kunst bezeigt, eine in Berlin sehr beliebte Persönlichkeit gewesen. Für viele war sein Hinscheiden ein herber Verlust. Er hinterließ keine männliche Deszendenz.
    Friedrichsfelde fiel an seine Tochter, die Herzogin von Anhalt-Bernburg, deren Bevollmächtigter schon im November desselben Jahres Schloß, Park und Pertinenzien an den Prinzen Ferdinand von Preußen verkaufte.
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Friedrichsfelde von 1762 bis 1785
    Prinz Ferdinand
    Prinz Ferdinand, der jüngste Bruder des großen Königs, hatte von 1744 an in Ruppin residiert, wo das Regiment, das seinen Namen führte, in Garnison lag; von 1756 bis 1763 war er mit den andern Prinzen im Kriegslager gewesen. Der Hubertusburger Friede und der Erwerb von Friedrichsfelde fielen fast zusammen, und mit einer Art von Ausschließlichkeit gehörte der Prinz von 1763 bis 1785 diesem anmutigen Lustschloß an, das nun schon zweien Herrenmeistern des Johanniterordens als Residenz gedient hatte. Er war der dritte. Von 1785 an wurde Schloß Bellevue (im Berliner Tiergarten) der Aufenthalt des Prinzen, bis 1802, nach dem Tode seines Bruders, des Prinzen Heinrich, Rheinsberg an die Stelle von Bellevue trat.
    Wir haben also, von dem siebenjährigen Kriegsinterregnum abgesehen, vier Epochen im Leben des Prinzen Ferdinand zu unterscheiden: Ruppin, Friedrichsfelde, Bellevue, Rheinsberg, von denen die Friedrichsfelder Epoche die wichtigste und die längste ist. Sie umfaßt zweiundzwanzig Jahre und zeigt, nach dem bescheidenen Maße von Geist und Gaben, das speziell diesem Prinzen zuteil geworden war, wenigstens Leben und Farbenfrische, wenn auch nichts von Eigenart.
    An dieser gebrach es durchaus. Man darf sagen, daß er in allem seinen Bruder Heinrich kopierte; der Friedrichsfelder Hof war Seitenstück und Nachahmung des Rheinsberger. Zunächst wurde die Hofhaltung im weitesten Sinne ganz nach dem dortigen Muster eingerichtet. Kavalierhäuser, Stall- und Wachtgebäude, Tempel und Grotten wurden aufgeführt, alles wie in Rheinsberg. Wie Prinz Heinrich einige vierzig Kammerhusaren hielt, die die Rheinsberger Garnison bildeten und den Wachtdienst im Schlosse hatten, so hatte Prinz Ferdinand eine Art

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