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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Eiche und Helmsdorf, Seiner Königlichen Majestät in Preußen Obristen zu Roß der Gensdarmes, welcher, geboren A. D. 1669 den 11. April, durch Geschlecht und Tugend, durch Gottesfurcht und Tapferkeit Ehr und Lob verdienet und erworben und im Treffen bei Oudenaarde wider die Franzosen im Lauf des glücklich erfolgten Sieges durch einen tödlichen Schuß rühmlich und auf dem Bette der Ehren verstorben im Jahre des Heils 1708, den 11. Juli, des Alters neununddreißig Jahr und drei Monat – hat dieses Denkmal zum Zeichen beständiger Liebe und Treue setzen lassen dessen hochbetrübteste Witwe, Ehrengard Maria Freifrau von Canstein, geborne von der Schulenburg, 1708.«
    Die »hochbetrübteste Witwe« indes war ein Kind ihrer Zeit, das heißt, sie verheiratete sich wieder, und zwar in kürzester Frist. Sie wurde dann abermals eine Witwe, aber nur, um sich bald darauf zum dritten Male zu vermählen. Das war damals Landesbrauch in den Marken, und wir werden noch im Laufe dieses Aufsatzes die Bekanntschaft eines hervorragenden Mannes jener Epoche machen, der außer seinem Vater und Schwiegervater zwei Stiefväter und zwei Stiefschwiegerväter hatte, also sechs Väter im ganzen. Es war, als ob alles, was lebte, sich einen Zustand der Ehelosigkeit nicht wohl denken konnte. Man hielt das Trauerjahr und war in aller Aufrichtigkeit ein tiefbetrübter Witwer oder eine »hochbetrübteste Witwe«. Aber sobald die Trauerkleider fielen, gehörte man wieder dem Leben; das Blut, das voll zum Herzen drang, forderte sein Recht. Das sinnliche Leben überwog noch das geistige, und die Welt feinen Empfindens war noch wenig erschlossen. Aber freilich auch die Irrwege nicht, zu denen die Feinheit der Empfindung so leicht verführt.
    Wie von unserem tapferen Obristen selbst, so findet sich auch von seiner betrübten Gattin ein Bildwerk im Anbau der Kirche vor, aber kein Grabdenkmal, nichts von Sensenmann und Sarkophag, sondern ihr Ölportrait in ganzer Figur, frisch, blühend, voll . Es ist ein durchaus interessantes Bild, einmal als künstlerische Leistung überhaupt, ungleich mehr aber durch die ingeniöse Art, wie der Maler es verstanden hat, die drei Ehemänner der noch stattlichen Frau halb huldigend, halb dekorativ zu verwenden. Wie Macbeth in der bekannten Hexenkesselszene die Könige Schottlands an sich vorüberziehen sieht, und zwar so, daß die der Zeit nach am weitesten von ihm entfernten immer kleiner und blasser werden, so hier die drei Ehemänner. Den noch lebenden hält sie als Medaillonportrait mit dem Ausdruck ruhigen Besitzes fest in ihrer Rechten; der zweite, noch klar erkennbar, zieht sich bereits in den Hintergrund des Bildes zurück; unser Freund, der Oberst, aber, dessen ganze Schuld darin bestand, einige zwanzig Jahre vor Entstehung dieses Bildes den Heldentod gestorben zu sein, verliert sich völlig in nebelhafter Ferne und wirkt nur noch mit, um das Ensemble und die symmetrische Anordnung des Ganzen nicht zu stören. Möglich, daß solche Bilder öfter sich vorfinden, mir war es das erste der Art.
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Der alte Teil der Kirche,
Johann von Löben
und Frau von Burgsdorf
    Der Anbau weist noch manches andere von Bildwerken und Denkmälern auf, wir treten aber von dem Bildnis der stattlichen Frau hinweg in den alten Teil der Kirche zurück, darin wir, genau an der Stelle, wo des Anbaus halber die alte Giebelwand durchbrochen ward, und zwar an ein paar pfeilerartig stehengebliebenen Mauerresten, einigen Bildnissen aus dem Anfang und Schluß des siebzehnten Jahrhunderts begegnen, Portraits, die, wenn man den Ausdruck gestatten will, der eigentlichen Zeit Blumbergs angehören. Diese Bilder geleiten uns durch drei oder vier Generationen einer und derselben Familie, doch ist es weibliche Deszendenz, und so wechseln die Namen: Löben, Burgsdorf, Canitz.
    Johann von Löben . Da haben wir zunächst, halb versteckt unter einem Behang von Spinnweb, die Bildnisse Johann von Löbens und seines Ehegemahls. Er ist ein alter Herr, und die spanische Tracht von schwarzem Samt, dazu die goldne Kanzlerkette würden keinen Zweifel über die Vornehmheit des Mannes lassen, wenn auch die Züge weniger Entschlossenheit und die großen hellen Augen weniger Leutseligkeit und Würde verrieten. Die Umschrift des Bildes lautet: »Johann von Löben, kurfürstlich brandenburgischer Geheimer Rat und Kanzler, hat 1602 die Güter Blumberg, Eiche, Dahlwitz und Helmsdorf erkauft, christlich und weislich solchen vorgestanden und regieret

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