Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 8 Bde., Bd.1, Die Grafschaft Ruppin
vorzusetzen, und er tut wohl daran; denn diese Bananen, ob sie einem nun schmecken oder nicht, sind einfach ein Ausdruck davon, daß man sich, wenn man ihn besucht, nicht auf einer Alltagsheide, sondern auf einem besonderen Boden befindet. Die letzten zwei Male, daß ich dort verkehrte, sind mir unvergeßlich durch die Personen, deren Bekanntschaft ich damals machte respektive erneuerte. Der eine war Wereschtschagin, just auf der Höhe seines Ruhms, schweigsam und nur erheitert, wenn die pikante Mirjam (damals noch unverheiratet) ihm, ohne Rücksicht auf seine feierliche Miene, kleine Geschichten und Berliner Anekdoten erzählte. Man merkte daran das unter Namen und Autoritäten groß gewordene Kind, das nicht gelernt hatte, Berühmtheiten ängstlich zu nehmen. Der andere, den ich traf, war Hermann Maron, den ich seit länger als fünfundvierzig Jahren (wo wir gemeinschaftlich einen Dichterklub gegründet) nicht wiedergesehen hatte. Wir fanden uns – sehr verändert; sein Leben war wunderbar gegangen, und vier Wochen später schoß er erst seiner Frau, dann sich selber eine Kugel durchs Herz.
Soviel über W. Gentz und sein Haus. Eine Biographie darf aber auch an dem Menschen und, wenn dieser ein Künstler, an seiner Kunst nicht vorübergehen.
Ich kann ihm hier wieder selber das Wort geben; denn er hat sich mit jener Aufrichtigkeit und Ruhe, die sein ganzes Wesen ausmacht, über sich selbst als Mensch und Künstler ausgesprochen.
»... Ich bin Darwinist«, so schreibt er. »Was ich von Vater und Mutter geerbt, weiß ich nicht sicher herauszubringen. Mein Vater erzählte mir einmal, daß er sich in der Jugend vorgenommen habe, 100 000 Taler erwerben zu wollen. Das war damals, von seinem Standpunkt aus, sehr viel. Mein Bestreben war immer darauf gerichtet, ›etwas zu werden‹. Kaufmännischen Sinn aber, Erwerbssinn, der äußerlich vorwärts kommen und bescheidene Zustände verbessern will, hatte ich gar nicht, vielmehr einen konservativen Sinn, wie meine Mutter, die sehr sparsam war. Meine Mutter war auch eine sehr versöhnliche Natur und verzieh allen, sogar den größten Feinden, wohin auch die Konkurrenten gehörten. Etwas davon glaube ich geerbt zu haben. Fleißig waren beide Eltern, und auch ich ging davon aus, daß ich durch Arbeit ersetzen müsse, was mir an Naturanlage fehlte. In der Jugend war ich exzentrisch und schroff, wovon meine Lehrer damals erzählen konnten; beim ›Trommeln‹ immer der Führer im Streit. Ich zähle mich nicht zu den Herdenmenschen. In meiner Eltern Hause wurde nie gespielt, auch nicht Karten. Ich bin keine eigentlich gesellige Natur und machte meine Reisen meist allein, um von dem mir vorgesteckten Ziel, um anderer willen, nicht abweichen zu müssen. Ich halte es für selbstverständlich, daß jeder, der unter bestimmten Einflüssen seines Landes groß geworden ist, dies Land und seine Nation mehr liebt als andere Nationen. Ich hasse aber die Kirchturmspolitik. Da andere Völker die leuchtendsten Vorbilder hervorgebracht haben: Homer, Äschylus und Phidias, Christus, Shakespeare, Michelangelo und Tizian, so kann ich nicht einsehen, warum man das Fremde geringer achten soll.
In religiöser Beziehung stehe ich auf dem Schillerschen Standpunkt:
Welche Religion ich bekenne? Keine von allen,
Die du mir nennst. – Und warum keine? Aus Religion.
Die Religionsphilosophie hat mich immer sehr interessiert. Ich habe die Vedas, Konfuzius, die Bibel, den Koran, den heiligen Augustinus, Luther, Spinoza, Lamennais etc. gelesen.
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Sohn des berühmten Hallenser Anatomen, ein Schüler Hans Gudes, lebt in Karlsruhe. ._.
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In der Natur und dem Menschenleben scheint mir, und zwar durch den unerbittlichen Kampf ums Dasein, der Pessimismus gerechtfertigt. Die persönliche Freiheit ist mir in der Politik das Ideal. Daher bekenne ich mich nicht zur Sozialdemokratie, die ein Untergraben derselben bedeutet. In Paris früher habe ich mich mit sozialistischen Schriften von Fourier, Considérant, Proudhon etc. bekannt gemacht, möchte dieselben aber nicht noch einmal lesen. Nach Luther ist der Mensch ein übermütig und verzagtes Ding, und ich darf sagen, ich habe beide Seelenstimmungen sattsam erlebt, jedoch mehr die letztere, überhaupt viel an moralischem und künstlerischem Katzenjammer gelitten. Für das Schaffen anderer habe ich mich immer interessiert, daher auch immer gesucht, mit denen verkehren zu können, die sich auf diesem oder jenem Gebiete schöpferisch auszeichneten. Eine
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