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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Golde darlegenden Schwielow-Ufer zu freuen. Wie schön! Hier oben erst erneute sich das Gespräch. »Ja, von unserm Schupke wollt ich erzählen«, so hob unser Führer an. Ich nickte zustimmend.
    »Gott hab ihn selig, das war ein Mann, und durch schwere Schulen war er gegangen! Wen Gott liebhat, den züchtigt er. Und das muß ich sagen, wenn der Himmel je einen preußischen Förster liebgehabt hat, dann hat er Schupken liebgehabt.«
    »War er ein Alt-Geltower?« fragte ich, um wenigstens etwas von Teilnahme auszudrücken.
    »Da seh ich, daß Sie ihn nicht gekannt haben. Er war ein Schlesier, aus dem Riesengebirge oder so herum, und sprach das Rübezahl-Deutsch bis an sein seliges Ende. Nie ist ein reines a über seine Lippen gekommen.«
    »Wie kam er denn in diese Gegenden?«
    »Wie so viele andre hierherkommen. Er wurde nicht lange gefragt. Sie hoben ihn aus, und ein schmuckes Junge, wie er war, nahmen sie ihn zur Garde. Er stand bei den Jägern.«
    »Und durch schwere Schulen ist er gegangen, sagten Sie?«
    »Das will ich meinen! Lassen Sie sich erzählen. Der grüne Jägerrock sticht in die Augen; Grün geht noch über Blau; kurz und gut, Schupke wurde ein glücklicher Liebhaber. Der Himmel hing ihm voller Geigen. Ob er das Mädchen heiraten wollte, weiß ich nicht, aber sie hielt zu ihm, und eines Tages, der Böse hatte sein Spiel, schenkte sie ihm Uhr und Kette. Eine goldene Uhr. Es sei ein Erbstück; ein Onkel von ihr sei gestorben.
    Das hätte nun unsern Schupke wohl stutzig machen sollen; aber der Mensch ist eitel, und wenn er hübsch ist und erst zweiundzwanzig Jahr, dann ist er's doppelt, kurzum, Schupke nahm die Uhr und freute sich dran; die kleine goldene Kette paradierte zwischen dem dritten und sechsten Knopf, und wenn ihm ein Gedanke durch den Kopf ging, so dachte er: ›Es sterben so viele; warum soll er nicht gestorben sein?‹
    Es sterben so viele Onkel, aber ihr Onkel, des Mädchens Onkel, war nicht gestorben, und schon am andern Tage hieß es: des alten Wolffenstein goldene Uhr wird vermißt, Uhr und Kette; und eine Stunde später hieß es: man weiß, wer sie hat; sie hat es gestanden.
    Das ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt; es kam auch in die Jägerkaserne. Schupke wurde leichenblaß. Ein unbescholtener Mann, makellos, aller Leute Liebling – und nun entehrt. ›Ich hab es nicht gewußt‹; aber wer hätt es geglaubt? Der Schein war gegen ihn. Es schüttelte ihn am ganzen Leibe; er riß das Fenster auf, um wieder frei zu atmen; es half nichts; ein furchtbares Anklagewort gellte ihm vor den Ohren; er hörte das Ticken der unglückseligen Uhr auf seiner Brust; er tat sie weg – es tickte noch.
    Es mußte sein; er nahm seine Büchse und ging hinaus.
    Aber das Leben ist süß. Er irrte draußen umher, erst an der Havel hin, dann links in den Forst hinein.  Jetzt!‹ Er riß seinen Rock auf. Nein, noch nicht. So vergingen Stunden.
    ›Wo ist Schupke?‹ hieß es derweilen in der Kaserne. Man öffnete seinen Schrank. Da lagen Uhr und Kette. Man sah auf den Büchsenstand. Eine Büchse fehlte; Schupkes. Alles war klar.
    Der Hauptmann seiner Compagnie, Graf Schlieffen, warf sich aufs Pferd. Der Weg war wie vorgeschrieben. Er sagte sich: ein Jäger ist in den Wald gegangen. 500 Schritt hinterm Schützenhause begegnete ihm ein Mann, der Reisig auf seiner Karre heimkarrte. ›Guten Tag, Papa, habt Ihr nicht einen Gardejäger hierherum gesehen?‹
    ›Woll, den hebb ick sehn. Reiten S' man to, Herr Hauptmann. Mit den Jäger is et nich richtig. Ick kaek upp 'n Kirchhof. Do läg he an een von de Gräbers up sine Knie, un ick hürte, wie he lies beden und spreeken deih. Un denn legt he sinen Kopp up det Grab, immer deeper in 't Gras. Mit den Jäger is et nich richtig. Reiten S' man to, Herr Hauptmann.‹
    Also doch. Graf Schlieffen jagte vor. In einer Minute hielt er an dem halb angelehnten Torflügel. Da lag der Gardejäger noch auf seinen Knien, wie der Reisigsammler erzählt hatte, und betete. ›Schupke!‹ rief der Graf.
    Schupke sprang auf und griff nach seiner Büchse. Er sah wie gestört aus; dann winkte er mit der Hand, wie um anzudeuten: der Graf solle ihn nicht stören.
    Der aber ritt näher. Schupke winkte noch einmal. Als der Graf auch jetzt noch weiter vor ritt, legte Schupke die Büchse an die Schulter: ›Zurück, Herr Hauptmann, oder ich schieße!‹
    Der Graf hielt – ein Gardejäger trifft seinen Mann. So war Zeit gewonnen. Im nächsten Augenblick aber fiel ein Schuß. Schupke hatte

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