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Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland

Titel: Wanderungen Durch Die Mark Brandenburg: Band 3, Havelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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konnt ich in seinen festen Zügen
Seinen lang und treu bewahrten Entschluß:
Auch mit keinem Fingerdrucke zu lügen;
Sicher und wohl ward mir bei seinem Gruß.
    Nik. Lenau

     
    Unter solchem Geplauder hatten wir eine Stelle erreicht, wo der Weg, die bis dahin innegehaltene Scheidelinie zwischen Wald und Wiese aufgebend, nach links hin scharf einbiegt. Hier schlug sich Lampe in die Tiefen des Waldes, während wir, den Weg weiter verfolgend, alsbald auf eine große Lichtung mit Gärten, Häusern und Stallgebäuden hinaustreten. Wir hatten den Zentralpunkt dieser Waldregionen erreicht: Försterei Brieselang . Daneben das »Remontedepot« gleiches Namens. Die Lichtung, die diese beiden Häuserkomplexe einschließt, hat den Charakter einer großen Waldwiese. Ein Wasserlauf, »der Neue Graben«, der in früheren Jahren das Sumpfland entwässert hat und nun zum Holzflößen dient zieht sich quer durch die ganze Breite; eine Brücke führt darüberhin. Jenseits des Wasserlaufes aber steigt der Wald (»die Butenheide«) aufs neue an und schließt gegen Norden hin das Bild. Am jenseitigen Rande des Waldes: die Königseiche und Dorf Pausin.
    Ein Hirschgeweih über der Tür ließ uns nicht lange in Zweifel, wo wir die Försterei, für die wir einen Gruß mitbrachten, zu suchen hätten. Wir traten ein. Es war um die dritte Stunde. Der Förster, ein Mann von nah an siebzig, fuhr aus seinem Nachmittagsschlaf auf, strich sich die momentane Runzel von der Stirn und stand grüßend vor uns. Wer in solchen Momenten Haltung bewahrt, ist allemal eine liebenswürdige Natur.
    Wenn dies je zutraf, so hier. Wir setzten uns zunächst in eine Geißblattlaube, die den Eingang umrankte, als aber die Nachmittagsschwüle zu drücken begann, rückten wir – ein paar Forsteleven hatten sich uns zugesellt – weiter vor und stellten die Bänke ins Freie. Und nun die ganze Waldwiese samt Graben, Brücke und Remontedepot (das zur Hälfte eine Brandstelle war) vor uns, begann das Geplauder.
    Der alte Förster verstand es. »Ich darf wohl sagen«, so hob er an, »der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint. Mein Großvater war Förster, mein Vater war Förster, ich bin Förster und meine drei Jungens sind auch Förster, oder sollen's werden. Wir haben alle Waldblut in den Adern, Brieselang-Blut. Ein Jahr bin ich einmal in einer Kiefernheide gewesen, aber mir wurde erst wieder wohl, als ich wieder Elsen und Eichen um mich her hatte.«
    »Ist der Brieselang Ihre Heimat?«
    »Nicht so ganz, aber doch beinah. Wir sind auf dem Glien zu Hause. Mein Vater war in Diensten beim alten Blücher, der dazumal Groß Ziethen hatte. Ich habe oft auf des alten Feldmarschalls Knie geritten. ›Willst du auch ein Förster werden?‹ – ›Das will ich.‹ – ›Na, denn werd ein so braver Kerl wie dein Vater.‹ Das hab ich nicht vergessen. Es war doch ein gnädiger alter Herr. Als es Anno 15 wieder losging, sagte er zu meinem Vater: ›Grothe, denk dir, der Deubelskerl ist wieder da; wir müssen ihm noch mal eins geben; aber diesmal ordentlich, daß er genug hat un nich wiederkommt.‹ Und dabei sah er ganz ernsthaft aus, gar nicht so schabernackisch wie sonst wohl; es mocht ihm wohl schwanen, daß er am Ende selber nicht wiederkommen könne. Und hören Sie, es war auch dichte dran, als er da bei Ligny unter seinem Schimmel lag!«
    Wir nickten alle. Vom Wald her aber schmetterte Finken- und Drosselschlag immer frischer zu uns herüber, und mit dem Daumen rückwärts deutend, sagte der alte Förster: »Ja, das klingt ins Herz.«
    »Das tut's«, erwiderte jetzt mein Reisegefährte (den es nachgerade wohl Zeit ist aus seiner stummen Rolle zu erlösen, in der er bisher eigensinnig beharrte), »aber wollen Sie glauben, Herr Förster, daß es Gegenden gibt, wo die Vögel denn doch noch anders singen, so melodisch, so tief erschütternd, daß man aufhorcht, als habe man den Klang einer Menschenstimme, die ersten Töne einer wehmütigen Volksweise gehört.«
    »Der Tausend auch«, sagte der Förster, »Sie machen mich neugierig.«
    »Und diese Vögel, von denen ich spreche, die singen da , wo wir's am wenigsten glauben möchten, in Australien bei den Antipoden. Ein Engländer ist dort gereist, hat die Waldstimmen belauscht, hat die Töne in Noten festgehalten und zuletzt eine Art Melodienbuch herausgegeben, aus dem wir nun genau erfahren können, wie die australischen Vögel singen.«
    »Ist es möglich!«
    »Es ist sogar gewiß. Ich habe das Buch. Und unter all diesen Stimmen

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