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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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betrat
    bereits das Plateau, während die beiden anderen
    noch auf der Schrägung des Abhanges marschierten.
    Zwischen diesen beiden die vier Geschütze. Jetzt
    Halt! und Carré. Wir standen einander auf wenige
    hundert Schritt gegenüber. Hier (deployiert) Brigade Hünerbein, dort die drei ebenso viele Vierecke bildenden französischen Bataillone. Das Bataillon O-
    thegraven warf sich mit Hurra auf das einzelne,
    schon auf dem Plateau haltende Bataillon und schlug
    es mit dem Kolben zusammen. In zehn Minuten lag
    alles tot am Boden. Unsere am äußersten linken Flü-
    gel aufgestellten Bataillone von Laurens und von
    Zepelin aber stürzten sich gleichzeitig1)auf die noch
    am Abhange marschierenden zwei französischen
    Carrés und trieben alles, was nicht dem Kolben und
    Bajonett erlag, die Schrägung hinunter, in die Wü-
    tende Neiße hinein. Auch die vier Geschütze wurden
    genommen.
    So wurde durch die Brigade Hünerbein, und zwar
    ganz speziell durch die Bataillone von Othegraven,
    von Laurens und von Zepelin, die Schlacht glänzend
    eröffnet. Was noch folgte: Kavallerieattacke des O-
    bersten von Jürgaß, dann Aufnahme der zurückge-
    henden Reiterei durch die Brigade Herzog Karl von
    Mecklenburg, schließlich das Vorrücken der ganzen
    Linie, rechts Sacken, links Yorck, gegen das verzet-
    telt auf dem Plateau stehende Macdonaldsche Corps,
    sind Momente, die jenseits unserer Aufgabe liegen.
    Die Brigade Hünerbein, und mit ihr unser Regiment,
    nahm an diesen Hergängen keinen Teil mehr und
    hatte nur noch Verluste durch eine von hüben und

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    drüben fortgesetzte Kanonade. Regimentskomman-
    deur Major von der Goltz fiel. Er hielt in Front unsres ersten Bataillons, als ihm sein Adjutant bemerkte,
    daß es wohl das Geratenste sein dürfte, den gefährli-
    chen Standpunkt aufzugeben. Von der Goltz aber
    erwiderte: »An meinem Beispiel hängt alles.« In
    demselben Augenblicke traf ihn das Sprengstück
    einer Granate und warf ihn tot vom Pferde.
    Der Gesamtverlust des Regiments an diesem Tage
    betrug 213 Mann. Im Vergleich zu den opferreichen
    Kämpfen, die noch bevorstanden, eine geringe Zahl.
    Major von Laurens übernahm das Kommando.
    Auch bei der Katzbach-Schlacht wiederum zeigte es
    sich, wie schwer es ist, über den Gang eines Ge-
    fechts etwas Sicheres in Erfahrung zu bringen. Es
    liegen mir vier Beschreibungen2) vor, die zum Teil in
    den wichtigsten Punkten abweichen! Wie die Briga-
    den untereinander und dann wieder wie die Bataillo-
    ne jeder einzelnen Brigade gestanden haben, dar-
    über herrscht Widerspruch. Einige lassen das Ney-
    sche Corps eine Rolle spielen, nach andern erschien
    es so gut wie gar nicht. Ein Bericht spricht von vier
    Geschützen beim ersten französischen Angriff, ein anderer von drei Batterien . Am meisten Übereinstimmung herrscht noch in betreff unserer Brigade
    Hünerbein, ganz speziell auch darüber, daß es das
    Bataillon Othegraven und »zwei andere Bataillone«
    (nach Zychlinski die unseren ) waren, die die Schlacht glänzend einleiteten.

    355

    Der Schlacht an der Katzbach folgte als nächstes
    wichtiges Ereignis der Elbübergang bei Wartenburg
    am 3. Oktober. Dazwischen lag eine Anzahl von Ge-
    fechten, die zum Teil blutiger verliefen als der Katz-
    bach-Tag. Es waren: am 4. September Gefecht bei
    Hochkirch, am 15. bei Langenwolmsdorf, am 20. bei
    Großharthau, am 21. bei Bischofswerda. Namentlich
    das erstgenannte (Hochkirch) legte dem 3. Bataillon,
    das hier seitens unseres Regiments allein in Aktion
    trat, große Opfer auf. Es verlor von 479 Mann 108.
    Unter den Gefallenen war der Kommandeur Major
    von Zepelin. Den Elbübergang machte unser Re-
    giment mit, ohne in das Gefecht selbst mit verwickelt
    zu werden. So schritt man auf Leipzig zu, dem bluti-
    gen Tage von Möckern entgegen.

    Die Schlacht bei Möckern,
    16. Oktober
    Napoleon, von dem Heranrücken der schlesischen
    Armee unterrichtet, stellte derselben das 6. Corps
    unter Marmont entgegen. Marmont lehnte seinen
    linken Flügel an Möckern und die Elster, den rechten
    an den Rietschke-Bach bei Eutritzsch. Der linke Flü-
    gel war der strategisch wichtigere, weil er die nächs-
    te Straße nach Leipzig deckte. Um Dorf Möckern und 356
    die hart daneben gelegene Höhenposition drehte sich denn auch recht eigentlich der Kampf. Hier setzte
    das Yorcksche Corps seine beste Kraft ein, speziell
    auch unser Regiment. Das 2. Bataillon focht in der
    Avantgarde und war unter den Truppen, die Dorf Möckern nahmen und

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