Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Vionville gab es Se-
kunden, die mehr kosteten als alle diese Kämpfe
zusammengenommen.
392
1. Oberstlieutenant Schrötter ward auf dem I-
serlohner Kirchhof beigesetzt. In der Garni-
sonkirche zu Prenzlau ist ihm seitens der
Kreisstände der Uckermark eine marmorne
Gedächtnistafel errichtet worden. Für sein
brillantes Verhalten in Dresden war ihm ein
Regiment zugedacht; die Ernennung, als sie
in Iserlohn eintraf, fand ihn bereits tot.
2. Das Gefecht bei Kuppenheim stand eine Zeit-
lang nicht allzu günstig für uns. Die baden-
schen Truppen, auch einige Freischärlerabtei-
lungen, schlugen sich gut, dazu war Mieros-
lawskis Begabung unzweifelhaft. (Unsere
neunundvierziger Kriegführung ist überhaupt
mannigfach getadelt worden und vielleicht
nicht ganz mit Unrecht. Aber die Schwierig-
keiten waren groß, und über alles genialisch
Feldherrliche hinaus wurden die Gemüter da-
mals von der Frage beherrscht: »Wie nah sind
wir den badisch-militärischen Zuständen oder
wie weitab von ihnen?« Die Treue bedeutete
alles, die Strategie wenig. Das will erwogen
sein.)
393
Das 24. Regiment im Kriege gegen
Dänemark
1864
Eine Epoche der »Mobilmachungen« folgte den
Kämpfen von 1848 und 1849. Wer diese Mobilma-
chungen erlebt hat, weiß, daß es nichts Verstimmen-
deres und Lähmenderes gibt. Wer mobilisiert, muß
auch schlagen. So wenigstens die Regel. Eine so
große Rat- und Freudlosigkeit war über unser Volk
gekommen, daß, als der Tod Friedrichs VII. und die
sofort ausgesprochene Inkorporation Schleswigs in
Dänemark zu neuen Mobilisierungen führte, niemand
an den Ernst der Situation glauben wollte. »Es wird
wieder nichts«, hieß es. Nebenher ging die Befürch-
tung, daß alles, was etwa doch ge schähe, zu Nutz und Frommen Dänemarks geschehen würde. Es kam
jedoch anders. Eine Epoche glänzender Kriege nahm
ihren Anfang.
Anno 64 kam unser Regiment zur Brigade Roeder.
Am 2. Februar war es mit bei Missunde, rückte am 7.
mit in Flensburg ein und stand am 11. im Vorterrain
von Düppel, etwa eine Meile von den Schanzen ent-
fernt.
Am 22. Februar wurde die Büffelskoppel, am
14. März Wester-Düppel, am 17. März Kirch- und
Oster-Düppel genommen. Endlich am » 18. April«
erfolgte der so berühmt gewordene Sturm auf die
Düppler Schanzen.
394
Unsere Vierundzwanziger standen der Schanze V
gegenüber. Die Formation der Angriffskolonne war
die folgende: eine Schützencompagnie: Hauptmann
von Salpius vom 64.; eine Arbeitercompagnie:
Hauptmann von Lobenthal vom 64.; eine halbe Pio-
niercompagnie: Premierlieutenant Lommatzsch; zwei
Sturmcompagnien Vierundzwanziger unter Haupt-
mann von Hüllessem und Hauptmann von Sellin;
zwei Reservecompagnien, Vierundzwanziger und
Vierundsechziger, unter Hauptmann von Goerschen
und Hauptmann Windell.
Alle stiegen mit dem Glockenschlag zehn rasch hin-
tereinander aus der dritten Parallele hervor und a-
vancierten in drei Linien. Die Compagnien von Sellin
und von Goerschen, und ihnen vorauf die halbe Pio-
niercompagnie unter Premierlieutenant Lommatzsch,
hatten nach drei Minuten schon den Graben in Front
der Schanze erreicht. Hier aber geboten die Palisa-
den Halt. Es galt, dieses Hindernisses Herr zu wer-
den. Mancher überkletterte die Pfähle, die meisten
aber stemmten sich dagegen und wuchteten sie her-
aus, wodurch Lücken entstanden, die nun den Stür-
menden den Weg auf die Brustwehr öffneten. Wie
bei Schanze III, wo die Füsiliere vom Leibregiment
den Lieutenant von Werdeck, eine reckenhafte Figur,
mit Hülfe zusammengelegter Gewehre hineingeho-
ben hatten, so trugen auch hier die Füsiliere vom
24. Regiment ihren Hauptmann von Sellin im Tri-
umph in die Schanze. Mancher fiel. Premierlieutenant
Lommatzsch, an der Spitze seiner Pioniere, erhielt
einen tödlichen Schuß, Lieutenant von Falkenstein,
vom 24., wurde schwer verwundet, aber schon sechs
395
Minuten nach zehn Uhr war Schanze V in der Front
erobert.
An dem erbitterten Kampfe, der der Erstürmung der
Schanzen auf dem zwischen diesen und dem Son-
derburger Brückenkopf gelegenen Terrain folgte,
scheint die Brigade Roeder keinen Anteil genommen
zu haben. Desto hervorragender war ihre Beteiligung
an der Eroberung von Alsen .
Die Eroberung von Alsen geschah am 29. Juni 1864.
In der am Tage zuvor in Schloß Gravenstein ausge-
gebenen Disposition hieß es: »Der Übergang ge-
schieht mittels 160 Kähnen und durch den
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