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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Pon-
    tontrain von vier näher zu bezeichnenden Punkten
    aus.« Unsere Vierundzwanziger hatten innerhalb der
    Brigade den rechten Flügel. Das 1. Bataillon ging in
    fünfzig Booten vom Südende des Satruper Holzes,
    das 2. Bataillon in zweiundvierzig Booten von der
    »Ziegelei« aus über den Alsensund. Ich gebe nach-
    stehend einen Bericht aus den Reihen des
    2. Bataillons.
    »Solange man von Alsen sprechen wird, wird dieser
    Übergang als ein tollkühnes Unternehmen gelten.
    Vielleicht barg diese Kühnheit das Geheimnis des
    Erfolges. Ich, für mein Teil, bei aller Erkenntnis der
    Gefahren, denen wir entgegengingen, hatte das voll-
    ständigste Gelingen keinen Augenblick bezweifelt.
    Nun nehmt eine Karte zur Hand, um besser folgen zu
    können.
    Die Disposition für den 29. lautete etwa wie folgt:

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    ›Um zwölf Uhr nachts steht alles an den angewiese-
    nen Plätzen. Anzug wie am Sturmtage; der Mann
    achtzig Patronen. Schlag zwei Uhr setzt die Brigade
    Roeder, als Avantgarde, über den Alsensund. Das
    1. Bataillon vom 24. Regiment nimmt den rechten
    Flügel in der Richtung auf Arnkiel, das 2. Bataillon
    vom 24. nimmt die Mitte, sechs Compagnien vom
    64. Regiment nehmen den linken Hügel und steuern
    auf Arnkiel-Öre. Die ersten Compagnien, die das
    feindliche Ufer erreichen, stürmen die dortigen
    Schützengräben und Batterien. Wenn dies gesche-
    hen, wendet sich das 1. Bataillon vom 24. auf das
    abgebrannte Gehöft Arnkiel, das 2. Bataillon durch-
    streift die Fohlenkoppel bis zum südlichen Ausgang
    derselben; die Vierundsechziger säubern den äußers-
    ten linken Flügel an der Augustenburger Förde und
    dringen ebenfalls bis zur Südlisière der Fohlenkoppel
    vor. Hier warten Vierundzwanziger und Vierundsech-
    ziger weitere Befehle ab .‹«
    So das Allgemeine. Nun die Schicksale des
    2. Bataillons.
    »Am 28. abends halb zehn Uhr marschierten wir,
    nach dreimaligem Hoch auf den König, aus der Büf-
    felkoppel. Um eineinhalb Uhr morgens machten wir
    halt dicht hinter einer am Strande gelegenen Ziege-
    lei. Von hier aus sollten wir übergehen. Die Pioniere
    und die zu ihrer Hilfeleistung kommandierten Schiffer
    waren eben damit beschäftigt, die Boote ins Wasser
    zu bringen. Eine mühevolle und nicht ganz geräusch-
    lose Arbeit. Dennoch blieb am jenseitigen Ufer, wel-
    ches man auf 800 Schritt im Dämmer erkennen

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    konnte, alles in geheimnisvoller Stille. Nun, macht
    euch fertig. Zwei Uhr. Es kam der Befehl zum
    Einsteigen. Die Leute mußten, da viele unserer Boote
    nicht hart ans Ufer heranzubringen waren, bis an den
    Leib ins Wasser. Ein angenehmes Morgenbad. Die
    Patronen wurden im Brotbeutel um den Hals gebun-
    den. Ungeachtet aller dieser Hindernisse ging das
    Einsteigen rasch vonstatten. Unserer 6. Compagnie
    war für diesen Tag ein kurhessischer Offizier, der
    Oberlieutenant von Loßberg, Neffe des General von
    Canstein, zur Dienstleistung zugeteilt.
    Drei Minuten nach zwei Uhr schwammen wir auf dem
    Alsensund. Die 5. Compagnie und ein Teil der 6. hat-
    ten die Tête. Unser Boot war unter den vordersten.
    Wenn wir nach links hin blickten, sah es im Morgen-
    dämmer aus, als schwämmen Züge wilder Enten ü-
    ber den Sund. Alles still. Peinlichste Erwartung. Die
    Ruderer griffen rascher ein. Da mit einem Male brach
    ein Donnerwetter über unsern Köpfen los. Granaten-,
    Kartätsch- und Gewehrfeuer begrüßte uns vom an-
    dern Ufer, Fanale brannten auf, und das 1. Bataillon
    des 60. Regiments, das aufgelöst an der Lisière des
    Satruper Holzes stand und von dem Augenblick an,
    wo wir entdeckt sein würden, durch Schnellfeuer
    unseren Übergang decken sollte, knatterte jetzt e-
    benfalls über den Sund hin. Man war von hinten
    kaum sicherer als von vorn. Trotz aller Gefahr das
    großartigste Feuerwerk, das ich mein Lebtag gese-
    hen habe. ›Hurra, vorwärts, vorwärts!‹ Es war zau-
    berhaft. Die Kartätschen plätscherten um einen her-
    um, daß das Wasser hoch aufspritzte. Eine Granate
    schlug einen Kahn unserer Compagnie in Stücke,

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    eine ganze Wand war weggerissen, und im Moment
    gingen Boot und Mannschaften in die Tiefe. Alles
    schrie auf, und die nächsten Boote wollten retten.
    Aber ›vorwärts!‹ donnerte eine Kommandostimme
    dazwischen. Es stand Größeres auf dem Spiel. Drei
    ertranken. Andere tüchtige Kerls schwammen glück-
    lich dem Ufer zu. Hut ab vor diesen braven Musketie-
    ren.
    Die 5. Compagnie war die erste am Ufer. Mit Hurra
    ging es die steile Uferwand hinauf, auf

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