Wanderungen durch die Mark Brandenburg
die Schützen-
gräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht,
andere gefangengenommen. Noch andere wichen auf
die Fohlenkoppel und wir hintendrein. Es war das
reine Kesseltreiben. Endlich an der Lisière hielten
wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im selben Mo-
ment kam General Roeder zu uns heran und rief uns,
rückwärts deutend, zu, erst die Strandbatterie zu
nehmen, an der wir in unserem Verfolgungseifer
vorbeigestürmt waren, ohne ihrer zu achten. Nun
also kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben
Uferstelle aus, an der wir gelandet waren, oder doch
keine 200 Schritt von ihr entfernt, immer noch über
den Alsensund hin, als ob wir noch samt und sonders
auf dem Wasser schwämmen. Aber es waren die
letzten Schüsse. Nach zehn Minuten war die Schanze
genommen, und drei schwere Geschütze samt einer
Anzahl Espingolen, dazu zwei Offiziere und fünfzig
Mann, fielen in unsere Hände. Die Gefangenen wur-
den dem Ufer zu getrieben und dort von den rück-
kehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten
dann wieder rechts, bis wir unter fortwährendem
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leichtem Gefecht die Südlisière der Fohlenkoppel
erreichten.«
Dies war am 29. Juni. Drei Wochen später war der
Krieg beendet.
Das 24. Regiment im Kriege gegen
Österreich
1866
Genau zwei Jahre nach der Eroberung von Alsen, am
29. Juni 1866, hatten brandenburgische Regimenter
einen neuen Ruhmestag: die 5. Division unter Gene-
ral von Tümpling stürmte die Brada-Höhe bei Git-
schin. Die 6. Division, der unser 24. Regiment ange-
hörte, kam nicht zur Aktion.
Auch am 3. Juli, bei Königgrätz, stand die 6. Division
unter General von Manstein in Reserve. Sie hielt in
der Nähe des Königs, auf dem Höhenzuge diesseits
der Bistritz, die Lipa-Höhe vor sich. Zwischen den
Höhen hüben und drüben: Sadowa und der Hola-
Wald.
Um Mittag, als unsere Lage immer kritischer und das
Festhalten des Sadowa-Wäldchens immer fraglicher
geworden war, gab sich ein Verlangen kund, mit der
noch völlig intakten 6. Division von Manstein über
das Wäldchen hinaus gegen die Lipa-Höhe anzu-
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stürmen. Aber mit Recht wurde diesem Verlangen
gewehrt, und das um zwei Uhr stattfindende Eintref-
fen der kronprinzlichen Armee bei Chlum und Rosbe-
ritz entschied die Schlacht. Es wird erzählt, General
von Manstein habe dem Könige liebevolle Vorwürfe
gemacht, die Schlacht ohne ein rechtes Dazutun der
6. Division und speziell der »Düppel-Brigade«, Re-
gimenter 24 und 64, gewonnen zu haben, worauf der
König gut gelaunt geantwortet hätte: »Aber, lieber
Manstein, ich kann doch Ihretwegen nicht noch mal
anfangen.«
Das 24. Regiment im Kriege gegen
Frankreich
1870 und 1871
Auch im siebziger Kriege gegen Frankreich gehörte
das 24. Regiment zur 6. Division, die jetzt vom Ge-
nerallieutenant von Buddenbrock kommandiert wur-
de. Brigadekommandeur war Oberst von Bismarck,
Regimentskommandeur Oberst Graf Dohna. Batail-
lonskommandeure: 1. Bataillon Major von Lüderitz,
2. Bataillon Major Rechtern, Füsilierbataillon Major
von Sellin, derselbe, der schon vor Düppel eine
Sturmcompagnie gegen Schanze V geführt hatte.
Die beiden hervorragenden Aktionen der 6. Division
während des siebziger Krieges waren Vionville und
Le Mans.
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Vionville . Zwischen neun und zehn Uhr traf die
6. Division Buddenbrock auf dem so berühmt gewor-
denen Plateau südlich von Flavigny und Vionville ein;
rechts rückwärts stand die 5. Division Stülpnagel im
Feuer. Schwere Stunden kamen. Flavigny und Vion-
ville wurden durch mehrere Bataillone der 6. Division
genommen, während sich das Regiment 24 in langer
Front von den Tronviller Büschen her, an der alten
Römerstraße entlang, bis nach Vionville hin entwi-
ckelte. Dem gegen eine feindliche Batterie (nördlich
Vionville) vorgehenden Füsilierbataillon von Sellin
gelang es bei dieser Gelegenheit unter furchtbaren
Verlusten ein Geschütz zu nehmen, das einzige , welches die Franzosen in dem Ringen am 14., 16. und
18. August verloren haben. Alle Offiziere des Batail-
lons waren tot und verwundet, die Fahnenspitze
weggeschossen und die Stange in zwei Stücke ge-
spalten.
Im verlustreichsten, passiven Feuergefecht kam die
Mittagsstunde heran, und glühend strahlte die Sonne
auf die ermattende Mannschaft nieder. Unsere Über-
flügelung, erst durch das französische 6. und im wei-
tem Bogen durch das 3. und 4. Corps, wurd immer
sichtbarer und gefahrdrohender, und keine
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