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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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die Schützen-
    gräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht,
    andere gefangengenommen. Noch andere wichen auf
    die Fohlenkoppel und wir hintendrein. Es war das
    reine Kesseltreiben. Endlich an der Lisière hielten
    wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im selben Mo-
    ment kam General Roeder zu uns heran und rief uns,
    rückwärts deutend, zu, erst die Strandbatterie zu
    nehmen, an der wir in unserem Verfolgungseifer
    vorbeigestürmt waren, ohne ihrer zu achten. Nun
    also kehrt! Wahrhaftig, da krachte es von derselben
    Uferstelle aus, an der wir gelandet waren, oder doch
    keine 200 Schritt von ihr entfernt, immer noch über
    den Alsensund hin, als ob wir noch samt und sonders
    auf dem Wasser schwämmen. Aber es waren die
    letzten Schüsse. Nach zehn Minuten war die Schanze
    genommen, und drei schwere Geschütze samt einer
    Anzahl Espingolen, dazu zwei Offiziere und fünfzig
    Mann, fielen in unsere Hände. Die Gefangenen wur-
    den dem Ufer zu getrieben und dort von den rück-
    kehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten
    dann wieder rechts, bis wir unter fortwährendem

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    leichtem Gefecht die Südlisière der Fohlenkoppel
    erreichten.«
    Dies war am 29. Juni. Drei Wochen später war der
    Krieg beendet.

    Das 24. Regiment im Kriege gegen
    Österreich
    1866
    Genau zwei Jahre nach der Eroberung von Alsen, am
    29. Juni 1866, hatten brandenburgische Regimenter
    einen neuen Ruhmestag: die 5. Division unter Gene-
    ral von Tümpling stürmte die Brada-Höhe bei Git-
    schin. Die 6. Division, der unser 24. Regiment ange-
    hörte, kam nicht zur Aktion.
    Auch am 3. Juli, bei Königgrätz, stand die 6. Division
    unter General von Manstein in Reserve. Sie hielt in
    der Nähe des Königs, auf dem Höhenzuge diesseits
    der Bistritz, die Lipa-Höhe vor sich. Zwischen den
    Höhen hüben und drüben: Sadowa und der Hola-
    Wald.
    Um Mittag, als unsere Lage immer kritischer und das
    Festhalten des Sadowa-Wäldchens immer fraglicher
    geworden war, gab sich ein Verlangen kund, mit der
    noch völlig intakten 6. Division von Manstein über
    das Wäldchen hinaus gegen die Lipa-Höhe anzu-

    400
    stürmen. Aber mit Recht wurde diesem Verlangen
    gewehrt, und das um zwei Uhr stattfindende Eintref-
    fen der kronprinzlichen Armee bei Chlum und Rosbe-
    ritz entschied die Schlacht. Es wird erzählt, General
    von Manstein habe dem Könige liebevolle Vorwürfe
    gemacht, die Schlacht ohne ein rechtes Dazutun der
    6. Division und speziell der »Düppel-Brigade«, Re-
    gimenter 24 und 64, gewonnen zu haben, worauf der
    König gut gelaunt geantwortet hätte: »Aber, lieber
    Manstein, ich kann doch Ihretwegen nicht noch mal
    anfangen.«

    Das 24. Regiment im Kriege gegen
    Frankreich
    1870 und 1871
    Auch im siebziger Kriege gegen Frankreich gehörte
    das 24. Regiment zur 6. Division, die jetzt vom Ge-
    nerallieutenant von Buddenbrock kommandiert wur-
    de. Brigadekommandeur war Oberst von Bismarck,
    Regimentskommandeur Oberst Graf Dohna. Batail-
    lonskommandeure: 1. Bataillon Major von Lüderitz,
    2. Bataillon Major Rechtern, Füsilierbataillon Major
    von Sellin, derselbe, der schon vor Düppel eine
    Sturmcompagnie gegen Schanze V geführt hatte.
    Die beiden hervorragenden Aktionen der 6. Division
    während des siebziger Krieges waren Vionville und
    Le Mans.

    401
    Vionville . Zwischen neun und zehn Uhr traf die
    6. Division Buddenbrock auf dem so berühmt gewor-
    denen Plateau südlich von Flavigny und Vionville ein;
    rechts rückwärts stand die 5. Division Stülpnagel im
    Feuer. Schwere Stunden kamen. Flavigny und Vion-
    ville wurden durch mehrere Bataillone der 6. Division
    genommen, während sich das Regiment 24 in langer
    Front von den Tronviller Büschen her, an der alten
    Römerstraße entlang, bis nach Vionville hin entwi-
    ckelte. Dem gegen eine feindliche Batterie (nördlich
    Vionville) vorgehenden Füsilierbataillon von Sellin
    gelang es bei dieser Gelegenheit unter furchtbaren
    Verlusten ein Geschütz zu nehmen, das einzige , welches die Franzosen in dem Ringen am 14., 16. und
    18. August verloren haben. Alle Offiziere des Batail-
    lons waren tot und verwundet, die Fahnenspitze
    weggeschossen und die Stange in zwei Stücke ge-
    spalten.
    Im verlustreichsten, passiven Feuergefecht kam die
    Mittagsstunde heran, und glühend strahlte die Sonne
    auf die ermattende Mannschaft nieder. Unsere Über-
    flügelung, erst durch das französische 6. und im wei-
    tem Bogen durch das 3. und 4. Corps, wurd immer
    sichtbarer und gefahrdrohender, und keine

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