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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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gekehrt
    hatte.« Baron Dodos von K. politische Wirksamkeit
    als Gesandter Friedrichs in Paris und London lag vor seiner Rheinsberger Zeit. Er vermählte sich in späteren Jahren mit einer Schwester der Wreechs, wes-
    halb er auch (an der Seite seiner Gemahlin) in der
    Gruft zu Tamsel beigesetzt worden ist.
    Baron Knesebeck , geboren 1748, gestorben 1828,
    mit seinem vollen Namen Karl Franz Paridam Kraft
    von dem Knesebeck-Mylendonck, war der letzte
    männliche Sproß aus der Linie Tylsen bei Salzwedel.
    Seine Mutter war eine Grumbkow, Tochter des be-
    kannten Feldmarschalls unter Friedrich Wilhelm I.,
    seine Großmutter aber eine Freiin von Mylendonck,
    durch welche, neben einem bedeutenden Grundbe-
    sitz im Geldernschen (die Herrschaft Frohnenburg),
    auch der Name Mylendonck in die Familie kam.
    Bis 1773 besaß unser Karl Franz Schloß Tylsen, das
    alte Stammgut der Knesebecks; als er in letztge-
    nanntem Jahre jedoch die Herrschaft Frohnenburg
    von einem älteren Bruder ererbte, trat er Schloß Tylsen an einen jüngeren ab. So ging es bis 1793, wo der Niederrhein unter französische Herrschaft kam.
    Durch die Einführung neuer Gesetze verlor Knese-
    beck alles, und zwar derart, daß ihm von Frohnen-
    burg nichts übrigblieb als ein altes Schloß mit Garten

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    und die auf dem ehemaligen Eigentume haftenden
    Schulden . So mehr als arm und besitzlos geworden, kehrte er zu seinem Bruder nach Tylsen zurück. Eine
    eben damals zur Hebung kommende Präbende des
    Domstifts Magdeburg gewährte ihm eine auskömmli-
    che Existenz. Er hieß gewöhnlich der »Domherr«. Um
    diese Zeit war es wohl, daß auch seine Beziehungen
    zum Rheinsberger Hofe wieder aufgenommen wur-
    den. Ganz unterbrochen waren sie nie. Nach der
    Schlacht bei Jena, als Magdeburg westfälisch wurde,
    verlor er auch seine Präbende. 1810 starb sein jün-
    gerer Bruder, der Besitzer von Tylsen, kinderlos, und
    das alte Stammgut der Familie, das er in jungen Jah-
    ren bereits besessen hatte, kam nun zum zweiten-
    mal in seine Hand. Er vermachte dasselbe, mit Über-
    gehung der hannöversch-wittingenschen Linie, dem
    Sohne seiner Schwester, die einen Karweschen Kne-
    sebeck, also einen Vetter, geheiratet hatte. Dieser
    Sohn war der spätere Feldmarschall von dem Knese-
    beck, von dem ich in dem Kapitel »Karwe« ausführ-
    lich gesprochen habe. Mit Karl Franz ist der Name
    Mylendonck erloschen. Er blieb Kammerherr am
    Rheinsberger Hofe bis zum Ableben des Prinzen und
    wird im Testamente desselben mit folgenden Worten
    erwähnt: »Dem Baron von Mylendonck-Knesebeck,
    der mir als Page und später als Offizier in meinem
    Regimente gedient, auch später noch, nachdem er
    den Abschied genommen, mit unwandelbarer Treue
    zu meiner Person gestanden hat, vermache ich eine
    Dose von Lapislazuli. Sie trägt einen Karneol in der
    Mitte und ist oben und unten mit Diamanten be-
    setzt.« Einzelheiten aus seinem Rheinsberger Leben
    hab ich nicht erfahren können.

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    Die beiden Wreichs . Baron Friedrich von Wreich, der ältere Bruder, war Hofmarschall am Rheinsberger
    Hofe, Baron Ludwig war Kammerherr. Beide waren
    Söhne jener schönen Frau von Wreich (»un teint de
    lis et de rose«), die den Kronprinzen Friedrich, wäh-
    rend seines Küstriner Aufenthalts, mit einer leiden-
    schaftlichen Zuneigung erfüllt hatte. Baron Friedrich,
    wegen seiner Länge »der große Wreech« geheißen,
    starb 1785, und Tamsel ging an Baron Ludwig, den
    jüngeren Bruder, über. Dieser, seit 1786 in den Gra-
    fenstand erhoben, war einer der treusten Anhänger
    des Prinzen und lebte mehr in Rheinsberg und Berlin
    als auf seinem ererbten Gute. Der Sommer 1787
    jedoch sah ihn monatelang im Tamsel, um Schloß
    und Park für den zugesagten Besuch des Prinzen
    Heinrich festlich herzurichten. Graf Ludwig hatte lan-
    ge genug in der Nähe des Prinzen gelebt, um dem
    Meister auf dem Gebiete der Festlichkeiten wenigs-
    tens einiges von seiner Inszenierungskunst abge-
    lauscht zu haben, und als der Prinz im Juli genannten
    Jahres wirklich in Tamsel erschien, begrüßten ihn
    Arrangements, wie er sie selber nicht schmeichelhaf-
    ter und stilvoller hätte herstellen können. Statuen
    und Inschriften überall, Erinnerungen an siegreiche
    Schlachten und Mahnungen an Personen, die seinem
    Herzen teuer gewesen. Halb verdeckt unterm Rasen-
    grün, schimmerte ein weißer Sandstein zum Anden-
    ken an die schöne Lisette Tauentzien (erste Gemah-
    lin Tauentziens von Wittenberg, eine geborene

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