Wanderungen durch die Mark Brandenburg
rostiges
Sporenpaar.
Die Kinder im Dorf aber, wenn an Novemberabenden
der Wind das abgefallene Laub über die Gasse fegt,
fahren zusammen und murmeln ängstlich: »Kap-
hengst kommt.«
1. Die alte, äußerlich sehr unscheinbare Kirche
zu Meseberg ist in ihrer Art nicht minder inte-
ressant als das Schloß. Grabsteine der Grö-
bens liegen im Kirchenschiff, und Denkmäler
der verschiedensten Art, aber alle der eben
genannten Familie zugehörig, zieren die Wän-
de hinter und neben dem Altar. Rechts hängt
ein großes, auch um seines künstlerischen
Gehaltes willen sehr bemerkenswertes Famili-
enbild aus dem Jahre 1588, von dem ich
vermuten möchte, daß es von einem Schüler
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des Lucas Cranach herrühre, wenigstens erin-
nert vieles an diesen Meister. Das Bild ist sehr
groß, etwa zwölf bis vierzehn Fuß lang und
zehn Fuß hoch, und stellt Ludwig von der
Gröben und seine Gemahlin (eine geborne
Anna von Oppen) samt ihren siebzehn Kin-
dern dar, dreizehn Knaben links und vier
Mädchen rechts. Einige Köpfe sind höchst an-
sprechend. Eltern und Kinder knien in einer
Art Kirchenhalle, und über ihnen, wie Schilde-
reien, die in dieser Halle aufgehängt wurden,
befinden sich die Darstellungen des Sünden-
falls und der Auferstehung.2) Ein Anbau der
Kirche zu Meseberg enthält das Grabgewölbe
des obengenannten Grafen Hermann von
Wartensleben. Er, seine Frau und zwei Kinder
sind darin beigesetzt. Graf von W. war Oberst
über ein Regiment zu Pferde und starb 1764
oder 1765. Seine Erben besaßen das Gut
bis 1774.
2. Ein ebensolches Bild, nur in Kleinigkeiten ab-
weichend, befindet sich in der Kirche zu Kos-
senblatt. Ich hielt dies Kossenblatter Bild an-
fänglich für eine Kopie des Meseberger,
schließe mich aber nachträglich der Ansicht
des mit allen einschlägigen Verhältnissen sehr
vertrauten Generals von Barfus an, der mir
darüber schrieb: Ich muß meinerseits das Bild
in der Kirche zu Kossenblatt nach wie vor für
das Original halten. Es stellt vor: George von
Oppen, kurbrandenburgischen Oberkämme-
rer, und seine Gemahlin, eine geborne von
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Maltitz, dazu die Kinder beider. Unter den
Töchtern befand sich Katharine von Oppen,
später die Gattin Dietlofs von Barfus auf
Möglin und Reichenow, des berühmten Rei-
terobersten und Großvaters des Feldmar-
schalls Johann Albrecht von Barfus. Eine an-
dere Tochter vermählte sich mit Herrn von
der Gröben auf Meseberg, welcher letztre das
Kossenblatter Familienbild, aus Pietät gegen
seinen Schwiegervater, kopieren ließ .«
Graf und Gräfin La Roche-Aymon
Es ward immer stiller in Rheinsberg. Von 1796 ab
scheint der Kreis nur noch aus vier Personen bestan-
den zu haben: aus dem Hofmarschall oder Kammer-
herrn Grafen Röder, aus dem Adjutanten Graf
La Roche-Aymon, aus dem Kammerrat Lebeauld und
aus dem Baurat Steinert. Die beiden Wreechs waren
tot, Knesebeck lebte noch, tat aber keinen Dienst
mehr. Kaphengst jagte, spielte, schwur und grollte,
daß der Gunst des Prinzen der goldene Boden ausge-
schlagen war.
Kein Wunder, daß der alternde Prinz (er war siebzig
geworden) von Alleinsein und Stille gelegentlich
mehr besaß, als ihm lieb war, und unter dem Druck
einer gewissen Vereinsamung eifrig dahin strebte,
die wenigen ihm treu Verbliebenen für den Rest sei-
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ner Tage festzuhalten. Er wollte nicht unter Fremden
sterben.
Baurat Steinert war ein Gegenstand seines beson-
dern Vertrauens. Noch wenige Tage vor seinem (des
Prinzen) Tode, als sie die Pyramide besuchten, in der
er beigesetzt zu werden wünschte, sagte er lächelnd
zu dem vielbewährten Diener: »Stellt mich so, Stei-
nert, daß ich nach dem Schloß hinüberblicke, und
sagt's auch den Leuten, daß ich so stehe. Das wird manchen in heilsamer Furcht halten.«
Lebeauld – Le Beauldt de Nans, wie er in andern Bü-
chern genannt und geschrieben wird – war eigentlich
Secretair des Prinzen, erfreute sich aber des Titels
eines Kammerrats oder conseiller des chambres. Zur
Belohnung für langjährige Dienstleistungen, aber
zugleich auch in dem Bestreben, ihn auf die Weise zu fesseln, empfing er seitens des Prinzen zwei der zum
Amte Rheinsberg gehörigen Erbzinsgüter: Schlaborn
und Warenthin, die noch geraume Zeit hindurch in
Händen der Lebeauldschen Familie verblieben. Erst
seit 1850 sind sie zurückgekauft und wieder königli-
cher Besitz.
Steinert und Lebeauld waren bewährte Diener des
Prinzen, aber
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