Wanderungen durch die Mark Brandenburg
ausgestatteten Prinzen, zunächst bezwei-
felt werden muß.
Zu den Erinnerungsstücken von Köpernitz gehören
auch die schon Seite 323 erwähnten Gegengeschen-
ke, die Friedrich Wilhelm IV. der Gräfin machte,
wenn, um die Weihnachtszeit, wieder eine Blut-,
Trüffel- oder Zervelatwurstsendung von Köpernitz
her in Sanssouci eingetroffen war. Der König war
dabei höchst erfinderisch und schenkte (natürlich
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immer in Wurstform) erst ein Schuppenarmband,
dann ein Schuppenkollier, dann Ohrgehänge (kleine
Saucischen aus Perlen und Diamanten), dann eine
Tabatière (dicke Blutwurst aus Granaten). Diese vier
hab ich gesehn. Ich weiß nicht, ob die Zahl damit
erschöpft ist. Die Briefe, die diese Geschenke beglei-
teten, laufen von 1849 bis 1854 und paraphrasieren
das alte Wurstthema auf immer neue Weise.
Zum Schlusse sei noch des Köpernitzer Friedhofes
erwähnt, der, ähnlich wie der Berliner Matthäikirch-
hof, an einem sanften Abhange liegt. Er hat manches
Eigentümliche; beispielsweise das , daß das Terrain nach Familien parzelliert ist. So liegt denn zusammen, was zusammengehört; die Angehörigen müs-
sen ihre Toten nicht erst jahrgangweise suchen, son-
dern finden alles an einer und derselben Stelle.
Das Grab der Gräfin befindet sich in der Mitte des
Friedhofs. Ein graues Marmorkreuz trägt die In-
schrift: »Hier ruht Karoline Amalie Marie Marquise de
la Roche-Aymon, geborne von Zeuner, geboren den
7. April 1771, gestorben den 18. Mai 1859. Selig sind
die Toten, die in dem Herren sterben.«
Sie war so beliebt, daß sich immer noch Kränze vor-
finden, die, von Zeit zu Zeit, besonders aber an den
Gedächtnistagen, von alten Rheinsberger Bekannten
auf ihrem Grabe niedergelegt werden.
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Zernikow
»So heute Mittag die Sonne scheint,
werde ich ausreiten; kom doch am Fenster,
ich wollte dihr gerne sehn.«
Friedrich an Fredersdorff
In der Nähe von Boberow-Wald und Huwenow-See
liegt noch ein anderer Güterkomplex, der durch den
Aufenthalt des Kronprinzen Friedrich in Rheinsberg
zu historischem Ansehn gelangt ist – ich meine die
sogenannten Fredersdorffschen Güter, die Friedrich
der Große, beinahe unmittelbar nach seiner Thron-
besteigung, seinem Kammerdiener Fredersdorff zum
Geschenk machte. Ursprünglich bestand die Schen-
kung nicht aus jenen vier Besitzungen, die man jetzt wohl als »Fredersdorffsche Güter« zu bezeichnen
pflegt; es war vielmehr ein einziges Gut nur, Zernikow, das der Kronprinz, am 17. März 1737 von Lieu-
tenant Claude-Benjamin le Chenevix de Beville käuf-
lich an sich bringend, nach dreijährigem Besitz un-
term 26. Juni 1740 seinem Kammerdiener urkundlich
vermachte. Erst nach zehn Jahren begann Freders-
dorff selber sein Besitztum durch Ankauf zu erwei-
tern: 1750 erwarb er Kelkendorf, 1753 Dagow und
1755 Burow. Dagow ist seitdem wieder aus der Rei-
he der Güter ausgeschieden, Schulzenhof aber dafür
500
angekauft worden, so daß der Besitzstand nach wie
vor aus vier Gütern besteht.
Das Wenige, was man über Fredersdorff weiß, ist oft
gedruckt worden, außerdem hat Friedrich Burchardt
in seinem Buche »Friedrichs II. eigenhändige Briefe
an seinen Geheimen Kämmerer Fredersdorff« diesen
Briefen auch noch eine Biographie Fredersdorffs bei-
gegeben. Ich verweile deshalb nicht bei Aufzählung
bekannter Tatsachen und Anekdoten, deren Ver-
bürgtheit zum Teil sehr zweifelhaft ist, und be-
schränke mich darauf, bei jenem einzig neuen Resultat einen Augenblick stehnzubleiben, welches die
seitdem erfolgte Durchsicht der Gartzer Kirchenbü-
cher hinsichtlich der Herstammung Fredersdorffs ergeben hat.
Es galt bisher für zweifelhaft, ob Fredersdorff wirklich zu Gartz in Pommern (vier Meilen von Stettin) oder
aber in Mitteldeutschland geboren sei, ja die meisten
Stimmen neigten sich der letztern Ansicht zu und
bezeichneten ihn als einen durch Werber aufgebrach-
ten wohlhabenden Kaufmannssohn aus Franken.
Diese Ansicht ist aber jetzt mit Bestimmtheit wider-
legt. Im Gartzer Kirchenbuche findet sich eine Anga-
be, daß ein dem Stadtmusikus (musicus instrumen-
talis) Fredersdorff geborner Sohn am 3. Juni 1708
getauft worden sei und die Namen Michael Gabriel
erhalten habe. Da nun der Kammerdiener Freders-
dorff nach übereinstimmenden Nachrichten wirklich
Michael Gabriel hieß, auch wirklich 1708 geboren
wurde, so kann nicht gut ein längerer Zweifel an die-
ser Streitfrage walten. Zwar findet sich auf
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