Wanderungen durch die Mark Brandenburg
des eigentlichen Kriegs-
schauplatzes unter Feldmarschall von Schack zu-
sammengezogen worden war – eingeschifft und
durch den Großen Belt geführt, um im Norden Fü-
nens gelandet zu werden. Gleichzeitig aber sollte das
in Jütland stehengebliebene verbündete Heer einen
vierten Versuch zur Überschreitung des Kleinen Beltes machen. Beide Unternehmungen glückten. Feld-
marschall Schack landete in Kerteminde, Feldmar-
schall Eberstein bei Middelfart. In Odense vereinigten
sich beide Heerkörper, die nun, etwa 16 000 Mann
stark, gegen den Pfalzgrafen von Sulzbach, der die
Schweden führte, vorrückten.
Dieser hatte zunächst gehofft, die heranrückenden
Armeen der Alliierten einzeln angreifen zu können;
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als sich dies aber als unmöglich erwies, nahm er fes-
te Stellung vor der Festung Nyborg.
Die vom Pfalzgrafen gewählte Position war geschickt
genug: in Front ein Graben, der, durch ein mooriges
Terrain gezogen, an einzelnen Stellen mit Wasser
gefüllt, an andern, schmaleren aber der art verschüttet war, daß sich ein Übergang ermöglichte, selbst
für Kavallerie. Diese leicht zu verteidigenden Über-
gänge dienten dem schwedischen General als Aus-
fallbrücken. Den rechten Flügel kommandierte der
Pfalzgraf selbst, den linken Generallieutenant Horn;
im Zentrum stand der erfahrene General Stenhock
mit vierzehn Compagnien Fußvolk und fünf Geschüt-
zen vor seiner Front. Reserven, weil es an Mann-
schaften fehlte, hatte die schwedische Aufstellung
beinahe gar nicht.
Dies war die Position, gegen welche die Verbündeten
am Morgen des 24. November anrückten. Das Zent-
rum (holländische Infanterie unter den Obersten Kil-
legray, Alowa und Meteren) führte Feldmarschall
Schack, den linken Flügel Eberstein, den rechten
unser Albrecht Christoph von Quast . Das zweite Treffen bestand ausschließlich aus den dänischen Regimentern Trampe, Rantzau, Ahlefeldt, Brockhausen,
Güldenleu. Die alliierte Armee war zahlreicher als die
schwedische, die schwedische aber, kriegsgewohn-
ter, hatte zudem noch den Vorteil, ein Ganzes zu
bilden, während die Alliierten aus ganz widerstre-
benden Nationalitäten zusammengesetzt waren. Im
Kommando scheint auf beiden Seiten keine rechte
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Einigkeit geherrscht zu haben, jedenfalls handelten
die Generale der Alliierten zumeist auf eigene Hand.
Der linke Flügel der letztren eröffnete das Gefecht.
Hier standen (wenn ein alter Schlachtenatlas1), den
wir zu Rate ziehen, das Richtige angibt) unter Füh-
rung des dänischen Feldmarschalls von Eberstein die
brandenburgischen Reiterregimenter Quast, Kannen-
berg, Gröben und ein Dragonerregiment. Ihr Angriff
scheiterte an der Ungunst des Terrains. Sie wurden
geworfen. Der rechte Flügel teilte das Schicksal des linken . Hier, wie wir wissen, kommandierte Quast in Person und führte zunächst die kaiserlichen Regimenter Matthias und Graf Caraffa, ferner das däni-
sche Regiment von der Natt und die polnische Briga-
de Przimsky ins Feuer. Aber auch sie konnten nichts
ausrichten. In diesem kritischen Momente, wo die
Reiterei, die zum Teil in das Moor einsank, ersichtlich den Dienst versagte, rückte von Quast mit einer Abteilung Infanterie (Pikenträger) gegen den Pfalzgra-
fen vor, und dieser Angriff entschied. Quast erhielt zwei Kugeln in den Leib , ließ sich aber, als er infolge so schwerer Verwundung nicht mehr reiten noch gehen konnte, auf die Schultern seiner Pikeniere heben
und durchbrach so den feindlichen linken Flügel. Dies
gab gleichzeitig das Zeichen zum Vorrücken der hol-
ländischen Brigaden im Zentrum, die bis dahin untä-
tig dem Kampfe zugesehen hatten. Und jetzt griff
auch die Reiterei wieder ein und warf den Feind über
den Haufen. Der Rückzug der Schweden wurde bald
eilige Flucht. Ihr Führer, der Pfalzgraf, entkam auf
einem Fischerboote, mitten durch die holländische
Flotte, nach Korsör auf Seeland, wo er dem harren-
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den Schwedenkönige die Nachricht von der verlore-
nen Schlacht brachte. Nyborg, das General von Horn
zu halten versuchte, fiel schon am andern Tag; er
und das ganze schwedische Corps wurden kriegsge-
fangen.
Unser Quast hatte den entscheidenden Schlag getan,
darüber sind alle Berichte so ziemlich einig, und nur darin weichen sie voneinander ab, mit welchen Regimentern er den feindlichen linken Flügel durch-
brach. Es scheinen unter allen Umständen keine
Brandenburger gewesen zu sein, denn die Truppen,
die
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