Wanderungen durch die Mark Brandenburg
brandenburgischerseits an der Affaire teilnah-
men, waren zugestandenermaßen Reiterregimenter , die, gleichviel, an welchem Flügel sie gestanden haben mögen, das Schicksal der kaiserlichen Reiterei
teilten und nirgends die feindliche Schlachtreihe zu
durchbrechen vermochten. Quast gab allerdings den
Ausschlag , aber an der Spitze dänischer Pikeniere , die seinem Flügel zunächst in Reserve standen.
(Nach einem andern Bericht hätten die holländischen
Brigaden des Zentrums die schon halb verlorene
Schlacht wieder zum Stehen gebracht. Dann erst
hätte Quast mit dem wieder gesammelten rechten
Flügel den letzten Schlag getan. Auch diese Lesart hat manches für sich.) Der Sieg von Nyborg war entscheidend. Die Nachricht von der totalen Niederlage
seines Heeres soll den schwerkranken Schwedenkö-
nig so erschüttert haben, daß er infolge davon starb, ein Todesfall, der bald danach zum 'Frieden von Oliva und durch ebendiesen Frieden zur endgültigen
Oberhoheit Brandenburgs über das Herzogtum Preu-
ßen führte. Die Alliierten, nachdem sie zwei Jahre
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lang die Kimbrische Halbinsel besetzt gehalten hat-
ten, räumten nunmehr das Land. In Hamburg schon
wurden die Regimenter entlassen, und auch Quast
(übrigens im Dienste des Kurfürsten verbleibend)
ging auf seine Güter.
Über die letzten Lebensjahre des Generals wissen wir
wenig. Er scheint dieselben, zunächst wenigstens, in
ländlicher Zurückgezogenheit und im Kreise seiner
Familie zugebracht zu haben. Die niedergebrannten
Dörfer wurden aufgebaut, die wüsten Felder neu be-
stellt, die geplünderten Kirchen erhielten Altarleuch-
ter, Glocken und Kelche. 1661 verheiratete er sich
zum zweiten Male, mit Elisabeth Dorothea von Goer-ne, und drei Jahre später (1664) zum dritten Male,
mit Ilse Katharine von Rössing, einer verwitweten
von Planitz. Diese dritte Gemahlin überlebte ihn.
1667 betraute ihn der Kurfürst aufs neue mit Errich-
tung eines Regiments und ernannte ihn beinah
gleichzeitig zum Gouverneur der Veste Spandau.
Hier starb er, sechsundfünfzig Jahre alt, am
7. Mai 1669 und ward in der dortigen Sankt-Nikolai-
Kirche beigesetzt. Erst in neuesten Zeit erfolgte die
Überführung nach dem alten Stammgute Garz. In
der Gruft der Kirche daselbst steht seitdem ein
mächtiger, mit Basreliefornamenten und den Wap-
pen der Ahnen reich ausgestatteter Zinnsarg, der die
Inschrift trägt: »Der hochedelgeborne Herr, Herr
Albrecht Christoph von Quast, kurfürstlich branden-
burgischer Geheimer Kriegsrat, Generalfeldwacht-
meister der Kavallerie, Oberster zu Roß und zu Fuß,
Gouverneur und Oberhauptmann der Veste und
Stadt Spandau, zu Garz, Damme, Vichel, Rohrlack
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und Wutzetz Erbherr, geboren am 10. Mai 1613, ge-
storben auf der Veste Spandau am 7. Mai 1669.
Wartet der fröhlichen Auferstehung zum ewigen Le-
ben.«3)
Dies ist es, was wir imstande gewesen sind über das
Leben Albrecht Christophs von Quast zusammenzu-
tragen. Es ist alles ziemlich äußerlicher Natur, äußer-
lich folgen die Taten aufeinander, äußerlich sehen wir
ihn steigen von Stufe zu Stufe. Tradition und Sage,
die von Derfflinger und Sparr so mannigfach erzäh-
len, haben sich unsres »Siegers von Nyborg« nicht
bemächtigt; es fehlen alle Züge, die uns eine tiefere
Teilnahme an seinem Lebensgange einzuflößen ver-
möchten. Und doch war dieser Sieg, den wir vorwie-
gend ihm verdanken, von einer nach mehr als einer Seite hin entscheidenden Bedeutsamkeit. Durch denselben erlangte Brandenburg, wie wir gesehen ha-
ben, die volle Souverainetät über Preußen und somit
die Basis für die Königskrone, während für Dänemark aus ebendiesem Kriege sein Königsgesetz hervorging. Zudem war unser Albrecht Christoph der erste,
der die brandenburgischen Waffen, vor zweihundert
Jahren schon, auf eine der dänischen Inseln hinüber-
trug.
Die Ehren der Düppelstürmer von heute sind freilich
reicher ausgefallen als die der Nyborg-Sieger von
damals, aber je heller die Gegenwart strahlt, je mehr
geziemt es sich, in Dankbarkeit derer zu gedenken,
die ruhmvoll voranschritten. Unter ihnen in vorders-
ter Reihe – Albrecht Christoph von Quast.
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Aus der Gruft, darin wir eben die Inschrift am
Zinnsarge Albrecht Christophs entziffert haben, tre-
ten wir wieder ins Freie, atmen auf in Luft und Licht
und schreiten dem Herrenhause zu. Der kühle, mit
Marmorfliesen gedeckte Raum heimelt uns bei der
drückenden Hitze doppelt an,
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