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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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brandenburgischerseits an der Affaire teilnah-
    men, waren zugestandenermaßen Reiterregimenter , die, gleichviel, an welchem Flügel sie gestanden haben mögen, das Schicksal der kaiserlichen Reiterei
    teilten und nirgends die feindliche Schlachtreihe zu
    durchbrechen vermochten. Quast gab allerdings den
    Ausschlag , aber an der Spitze dänischer Pikeniere , die seinem Flügel zunächst in Reserve standen.
    (Nach einem andern Bericht hätten die holländischen
    Brigaden des Zentrums die schon halb verlorene
    Schlacht wieder zum Stehen gebracht. Dann erst
    hätte Quast mit dem wieder gesammelten rechten
    Flügel den letzten Schlag getan. Auch diese Lesart hat manches für sich.) Der Sieg von Nyborg war entscheidend. Die Nachricht von der totalen Niederlage
    seines Heeres soll den schwerkranken Schwedenkö-
    nig so erschüttert haben, daß er infolge davon starb, ein Todesfall, der bald danach zum 'Frieden von Oliva und durch ebendiesen Frieden zur endgültigen
    Oberhoheit Brandenburgs über das Herzogtum Preu-
    ßen führte. Die Alliierten, nachdem sie zwei Jahre

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    lang die Kimbrische Halbinsel besetzt gehalten hat-
    ten, räumten nunmehr das Land. In Hamburg schon
    wurden die Regimenter entlassen, und auch Quast
    (übrigens im Dienste des Kurfürsten verbleibend)
    ging auf seine Güter.
    Über die letzten Lebensjahre des Generals wissen wir
    wenig. Er scheint dieselben, zunächst wenigstens, in
    ländlicher Zurückgezogenheit und im Kreise seiner
    Familie zugebracht zu haben. Die niedergebrannten
    Dörfer wurden aufgebaut, die wüsten Felder neu be-
    stellt, die geplünderten Kirchen erhielten Altarleuch-
    ter, Glocken und Kelche. 1661 verheiratete er sich
    zum zweiten Male, mit Elisabeth Dorothea von Goer-ne, und drei Jahre später (1664) zum dritten Male,
    mit Ilse Katharine von Rössing, einer verwitweten
    von Planitz. Diese dritte Gemahlin überlebte ihn.
    1667 betraute ihn der Kurfürst aufs neue mit Errich-
    tung eines Regiments und ernannte ihn beinah
    gleichzeitig zum Gouverneur der Veste Spandau.
    Hier starb er, sechsundfünfzig Jahre alt, am
    7. Mai 1669 und ward in der dortigen Sankt-Nikolai-
    Kirche beigesetzt. Erst in neuesten Zeit erfolgte die
    Überführung nach dem alten Stammgute Garz. In
    der Gruft der Kirche daselbst steht seitdem ein
    mächtiger, mit Basreliefornamenten und den Wap-
    pen der Ahnen reich ausgestatteter Zinnsarg, der die
    Inschrift trägt: »Der hochedelgeborne Herr, Herr
    Albrecht Christoph von Quast, kurfürstlich branden-
    burgischer Geheimer Kriegsrat, Generalfeldwacht-
    meister der Kavallerie, Oberster zu Roß und zu Fuß,
    Gouverneur und Oberhauptmann der Veste und
    Stadt Spandau, zu Garz, Damme, Vichel, Rohrlack

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    und Wutzetz Erbherr, geboren am 10. Mai 1613, ge-
    storben auf der Veste Spandau am 7. Mai 1669.
    Wartet der fröhlichen Auferstehung zum ewigen Le-
    ben.«3)
    Dies ist es, was wir imstande gewesen sind über das
    Leben Albrecht Christophs von Quast zusammenzu-
    tragen. Es ist alles ziemlich äußerlicher Natur, äußer-
    lich folgen die Taten aufeinander, äußerlich sehen wir
    ihn steigen von Stufe zu Stufe. Tradition und Sage,
    die von Derfflinger und Sparr so mannigfach erzäh-
    len, haben sich unsres »Siegers von Nyborg« nicht
    bemächtigt; es fehlen alle Züge, die uns eine tiefere
    Teilnahme an seinem Lebensgange einzuflößen ver-
    möchten. Und doch war dieser Sieg, den wir vorwie-
    gend ihm verdanken, von einer nach mehr als einer Seite hin entscheidenden Bedeutsamkeit. Durch denselben erlangte Brandenburg, wie wir gesehen ha-
    ben, die volle Souverainetät über Preußen und somit
    die Basis für die Königskrone, während für Dänemark aus ebendiesem Kriege sein Königsgesetz hervorging. Zudem war unser Albrecht Christoph der erste,
    der die brandenburgischen Waffen, vor zweihundert
    Jahren schon, auf eine der dänischen Inseln hinüber-
    trug.
    Die Ehren der Düppelstürmer von heute sind freilich
    reicher ausgefallen als die der Nyborg-Sieger von
    damals, aber je heller die Gegenwart strahlt, je mehr
    geziemt es sich, in Dankbarkeit derer zu gedenken,
    die ruhmvoll voranschritten. Unter ihnen in vorders-
    ter Reihe – Albrecht Christoph von Quast.

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    Aus der Gruft, darin wir eben die Inschrift am
    Zinnsarge Albrecht Christophs entziffert haben, tre-
    ten wir wieder ins Freie, atmen auf in Luft und Licht
    und schreiten dem Herrenhause zu. Der kühle, mit
    Marmorfliesen gedeckte Raum heimelt uns bei der
    drückenden Hitze doppelt an,

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