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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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später
    schon, 1678, fiel ihm, nach dem Ableben seines Bru-
    ders Wilhelm, die Grafschaft Hessen-Homburg zu.
    Größeres lag ihm nunmehr ob, und das Kleinere, das
    so viele Jahre lang der Gegenstand seiner liebevollen
    Sorge gewesen war, mußte daneben zurückstehen.

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    Die Administration der märkischen Güter ward im-
    mer schwieriger, und so sprach er denn – nachdem
    er übrigens im Jahre 1679 noch Amt Neustadt durch
    Ankauf des Lüderitzschen Rittergutes Dreetz erwei-
    tert hatte – seine Bereitwilligkeit aus, besagtes Amt
    an den Kurfürsten Friedrich III. käuflich abzutreten.
    Dies war 1694.
    Was er aber bis dahin gegründet hatte, lebte fort
    und prosperiert (wenigstens teilweis) bis diese Stun-
    de noch. Überall hatte sein Blick das Richtige getroffen, das , was den gegebenen Bedingungen ent-
    sprach.
    Er starb 1708.

    1. Die Dame, die hier in so gewinnender Weise
    angeredet wird, war seine zweite Gemahlin,
    eine geborene Prinzessin von Kurland, mit der
    er sich, nach dem 1669 erfolgten Tode der
    Gräfin Brahe, im Jahre 1672 vermählt hatte.
    Diese zweite Gemahlin starb 1690. Er ver-
    mählte sich dann 1692 zum dritten mal, und
    zwar mit Gräfin Sibylle von Leiningen. Diese
    überlebte ihn.

    2. Der Feldherr, von dem der Brief hier spricht,
    war Karl Gustav Wrangel, der berühmte
    Wrangel aus der Zeit des Dreißigjährigen
    Krieges; sein weiterhin in diesem Schreiben
    erwähnter jüngerer Bruder, der bei Fehrbellin

    648
    kommandierte, war General Waldemar Wran-
    gel. (»Henning«, von dem der Brief spricht,
    ist natürlich Oberst Henning von Treffenfeld
    und »Lüttique« General Lüdicke.)

    Eberhard von Danckelmann

    Zu spät, zu spät, liebe Lady mein,
    Es ist nicht mehr, wie sonst es war,
    Meine Feinde gelten bei Hofe jetzt.
    Alte Ballade

    1694 war Neustadt wieder ein kurfürstliches Amt geworden, und Eberhard von Danckelmann wurde
    zum Amtshauptmann bestellt.
    Ein volles Lebensbild dieses hervorragenden Mannes
    zu geben kann an dieser Stelle nicht meine Aufgabe
    sein. Nur eine Skizze.
    Christoph Balthasar Eberhard von Danckelmann
    wurde den 23. November 1643 zu Lingen geboren.
    Er war der in der Mitte stehende (vierte) von sieben

    649
    Brüdern, die sich sämtlich im Staatsdienst auszeichneten, weshalb einem etwa um 1690 angefertigten
    Bildnis des Vaters dieser sieben die lateinische Unterschrift gegeben wurde:
    Integra miretur sapientes Graecia septem,
    Hie uni videas tot bona rara patri.
    Der bekannte Oberzeremonienmeister und Hofpoet
    von Besser beglückwünschte später (1694) in einem
    Lob- und Huldigungsgedicht1) auf Eberhard von Dan-
    ckelmann ebenfalls den Vater desselben und wußte bei dieser Gelegenheit den Inhalt obigen lateinischen
    Verses geschickt in seine Dichtung hineinzuverwe-
    ben.
    Dein Vater hatte mehr, als viel verlangen könnten, Er hatte sieben Söhn' und alle bei dem Staat,
    Drei sind Geheime Rät', und drei sind Präsidenten,
    Des allerjüngsten Amt ist Kanzler sein und Rat.
    Gewiß, wer dieses sieht, kann sicher von ihm preisen,
    Was jener von ihm schrieb in kräftigem Latein:
    »Das ganze Griechenland hat seine Sieben Weisen,
    In seinen Söhnen hat sie Danckelmann allein.«
    Soviel, vorgreifend, über das »Siebengestirn«. Wir
    kehren zu unsrem Eberhard von Danckelmann und
    unsrer biographischen Skizze zurück.

    650
    Von frühauf war er ausgezeichnet. In seinem zwölf-
    ten Jahre doktorierte er in Utrecht und sprach über
    das schwierige Thema »De Jure Emphyteusis«, was
    ein solches Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt
    machte, daß Beglückwünschungsschreiben von an-
    dern gelehrten Schulen eintrafen. Später reiste er
    und machte sich die wichtigsten Sprachen, Franzö-
    sisch, Englisch, Spanisch und Italienisch, zu eigen.
    Von Besser drückt sich über diese Tatsache, der zu-
    nächst (1663) die Ernennung Danckelmanns zum
    Director studiorum oder Ephorus beim Markgrafen,
    späteren Kurprinzen Friedrich gefolgt war, in nach-
    stehenden Alexandrinern aus:
    Du sahest und durchzogst die witzigsten Provinzen,
    Und so, daß dein Verstand das Beste mit sich nahm –
    Mit diesem Zubehör kamst du zu deinem Prinzen,
    Bevor er aus der Hand des Frauenzimmers kam.
    Das »Frauenzimmer« war natürlich die Gouvernante.
    Danckelmann bewährte sich in seiner Stellung als
    Prinzenerzieher. Er zeigte nicht nur Wissen, sondern
    auch besondere Feinheit des Geistes, was von Besser
    zu der selbst feinen Bemerkung veranlaßte:
    Wer Prinzen Lehren gibt, polieret zarte

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